Hamburg. Urlauber-Wagen zerkratzt, Reifen zerstochen. Polizei wertet Videos aus. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Mindestens 210 beschädigte Autos, vorwiegend mit auswärtigen Kennzeichen, gehen mittlerweile auf das Konto des Täters oder der Täter, die im näheren und weiteren Umfeld des Hamburger Flughafens offenbar gezielt abgestellte Fahrzeuge von „Urlaubsparkern“ demoliert haben. Es ist eine der größten Serien dieser Art, die es je in Hamburg gegeben hat.

Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Fall.

In welchen Stadtteilen wurden die Autos beschädigt?

Besonders viele Fahrzeuge wurden im Bereich Groß Borstel zwischen dem Weg beim Jäger und der Alsterkrugchaussee, einem Gewerbegebiet, beschädigt. Weitere Schäden an Fahrzeugen sind bislang in Langenhorn in unmittelbarer Flughafennähe, in Hummelsbüttel, Poppenbüttel und in Winterhude festgestellt worden.

Wie viele Hamburger Fahrzeuge waren betroffen?

Nur zwei der bislang bei der Polizei gemeldeten Fahrzeuge mit Beschädigungen haben ein Hamburger Kennzeichen.

Woher stammen die anderen Fahrzeuge?

Ansonsten sind es vor allem Fahrzeuge aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch Fahrzeuge aus dem Ausland, vor allem aus Dänemark.

Wie hoch sind die Schäden?

Die Schadenshöhe ist bislang nicht ansatzweise zu beziffern. Allerdings gibt es Fahrzeuge, an denen nur ein platter Reifen festgestellt wurde. Bei anderen Fahrzeuge sind alle vier Räder platt, und sie sind rundherum – inklusive Motorhaube und Kofferraum – zerkratzt worden.

Welche Versicherung zahlt welche Schäden?

Da die Schäden unter Vandalismus laufen, zahlt nicht die Haftpflicht-, aber auch nicht die Teilkasko-Versicherung. Nur eine Vollkaskoversicherung deckt Schäden, die mutwillig durch Dritte verursacht wurden, ab. Ist allerdings eine Scheibe zu Bruch gegangen, könnte zumindest das von der Teilkasko abgedeckt sein. Die Vollkasko zahlt alle Schäden. Ist im Versicherungsvertrag eine Selbstbeteiligung enthalten, wird diese von der Zahlung abgezogen. Ein weiterer Nachteil: Nimmt man den Versicherungsschutz in Anspruch, dann wird man in der Vollkaskoversicherung hochgestuft.

Zahlen Versicherungen für die Zeit der Reparatur einen Ersatzwagen?

Die Teilkaskoversicherung springt überhaupt nicht ein. Die Vollkasko zahlt in der Regel kein Ersatzfahrzeug für die Zeit der Reparatur. Es gibt aber Versicherungen, die das als Zusatzleistung anbieten, meist gegen eine zusätzliche Prämie.

Kann ich vom Täter, wenn er ermittelt wird, Schadenersatz verlangen?

Ja. Hier lässt einen der Staat aber allein. Man muss seine Ansprüche zivilrechtlich geltend machen. Das bedeutet, dass man vor Gericht klagen muss. Wird der Täter verurteilt, hat aber kein Geld, dann bekommt man nicht nur seinen Schaden nicht ersetzt, man bleibt auch auf den Prozesskosten sitzen. Ist der Schaden von der Versicherung beglichen worden, dann muss diese den Täter in Regress nehmen.

Geht die Polizei von einem einzelnen Täter aus?

Bislang ist völlig unklar, wer hinter den Taten steckt. Aufgrund der Weitläufigkeit der Tatorte ist es aber nicht ausgeschlossen, dass die Schäden von mehreren Personen verursacht wurden.

Wie lautet der Tatvorwurf, weswegen die Polizei ermittelt?

Bei den Taten handelt es sich um Sachbeschädigung, also um eine vorsätzliche Zerstörung einer fremden Sache. Darauf steht eine Strafe von bis zu zwei Jahren Haft oder eine Geldstrafe. Auch das mutwillige Ablassen von Luft aus Fahrzeugreifen wird von Gerichten als Sachbeschädigung gewertet.

Wie ermittelt die Polizei?

Es wird versucht, Spuren an Fahrzeugen zu sichern. Das können Fingerabdrücke, DNA, aber auch Faserspuren sein. Viel Hoffnung setzen die Ermittler auch in Aufnahmen aus Überwachungskameras. Da der Bereich, in dem die Taten passierten, riesig ist, wird die Polizei auf zahlreiche Kameras zurückgreifen können. Auch Aufnahmen aus öffentlichen Verkehrsmitteln können gesichert werden, mit denen der oder die Täter unterwegs gewesen sein könnten. Damit alle Kameras, vor allem private, beispielsweise an Tankstellen, genutzt werden, setzen die Ermittler Stadtteilpolizisten ein, die ihr Reviergebiet gut kennen und wissen, wo solche Kameras sind.

Wie schätzt die Polizei die Motivation des Täters/der Täter ein? Könnte beispielsweise eine psychische Störung zugrunde liegen?

Die Motivation ist völlig unklar. Es könnte ein Einzeltäter sei, der möglicherweise eine psychische Störung hat. Stellt sich heraus, dass es mehrere Täter waren, muss man von einer organisierten, im Voraus geplanten und abgesprochenen Aktion ausgehen.