Hamburg. Neuer Online-Service und Notfallpraxis am UKE. KV-Chef Plassmann kritisiert Einflussnahme der Politik auf Hamburger Ärzte.

Für die Patienten von Hamburger Arztpraxen kündigt sich die nächste tiefgreifende Veränderung an. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg wird ihren Terminservice im Internet erheblich ausbauen. Gleichzeitig wird im Herbst 2019 nach Farmsen, Altona (Stresemannstraße) und am AK Harburg auch am UKE eine Notfallpraxis mit niedergelassenen Ärzten eröffnet. Der KV-Vorstandsvorsitzende Walter Plassmann sagte dem Abendblatt: „Wir werden als KV Hamburg eine Online-Plattform aufsetzen, auf der Patienten die Termine von grundsätzlich allen Ärzten sehen oder mit ihnen abmachen können.“

Das seien dann nicht nur ausgewählte Ärzte wie zum Beispiel bei den Online-Sprechstunden von DrEd (jetzt Zava) oder Asklepios oder einigen Krankenkassen, sondern grundsätzlich alle Hamburger Praxen.

Plassmann sagte: „Wir diskriminieren nicht. wir selektieren nicht. Wenn der Patient sich für 50 Euro an eine Internet-Praxis wendet, macht er das vielleicht einmal. Bei uns bekommt er diesen Service mit seiner Krankenkassenkarte.“ Wie schnell diese Internetanbindung funktioniert, ist noch nicht klar. Krankenhausbetreiber Asklepios hat bereits angekündigt, den Service im Internet deutlich auszubauen.

KV-Chef Plassmann kritisiert Hamburger Gesundheitsbehörde

Plassmann kritisierte im Gespräch mit dem Abendblatt außerdem die Versuche der Einflussnahme durch die Politik. „Die Politik versucht, die niedergelassenen Ärzte zu kujonieren. Sie regiert bis in die Praxen und in die Terminvergabe hinein. In Hamburg hat beispielsweise Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks öffentlich erklärt, sie wisse besser als die KV, in welchen Stadtteilen welche Ärzte benötigt würden. Das empört mich. Das ist unser Kerngeschäft.“ Durch diese „staatlichen Durchgriffe“ leide am Ende der Patient.

Die KV Hamburg wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Zu ihr gehören rund 5200 Ärzte in 3300 Praxen sowie 400 Mitarbeiter in der Humboldtstraße. Jeder vierte Niedergelassene ist als Hausarzt tätig. Die Statistik weist einen leichten Überhang an Ärztinnen aus (52 Prozent). Bei den Ärzten und Psychotherapeuten zwischen 30 und 39 Jahren sind drei von vier Frauen.