Hamburg. Wer vor dem Schlagermove flüchten will, für den hat der österreichische Ort ein Angebot. Wir kontern mit einem Gegenvorschlag.
Man kann nicht sagen, dass sich die Schladminger nicht für den Schlagermove einsetzen würden: Seit vier Jahren, so erfährt man es im Gespräch mit dem umtriebigen Tourismuschef Mathias Schattleitner, ist der österreichische Ort in der Steiermark mit einem eigenen Truck bei der jährlichen Prilblumen-Invasion auf dem Kiez vertreten. Ich habe auch nicht so genau verstanden, warum. Ist aber auch egal.
Schattleitner und seine Mitstreiter haben jedenfalls trotz Lobes in den höchsten Tönen für hektoliterweise Prosecco/Wodka-Energy, brülllaute Unterhaltungsmusik aus dem Übervorgestern und mangelnde sanitäre Anlagen ("die Party des Jahres") ein Herz für die Anwohner auf dem Kiez, ihre Sorgen und Nöte.
Ein Vorschlag an die Kiezbewohner: "Schladming statt Schlager"
Die Empathie geht nicht so weit, als dass man am 13. Juli auf den Truck mit der "besten Après-Ski-Musik" verzichten würde – stattdessen haben die bauernschlauen Touristiker ein Gewinnspiel ausgerufen, das mitten ins Herz des Durchschnitts-St.-Paulianers zielt: "Schladming statt Schlager".
Zehn Wochenend-Reisen ins tiefste Österreich sind ausgelobt für alle, denen Dirndl und Lederhose dezent weniger schrecklich erscheinen als Plateauschuh und Schlaghose.
Hamburg-Schladming-Hamburg: 24 Stunden Zugfahrt
Die Schladminger haben den Lebenswandel des gemeinen Kiezianers genau studiert: Um 7.30 Uhr morgens hat man sich als hoffnungsfroher Ausflügler mit gepackten Taschen am Hauptbahnhof einzufinden. Das passt perfekt, schließlich ist die Nacht da gerade rum und man wird langsam ernsthaft müde. Zeit zum Ausruhen ist genug, denn bis man das "Gipfelglück in den Bergen" erreicht hat, dauert es nur runde zwölf Stunden Zugfahrt.
Der Sonnabend umfasst exakt einen Programmpunkt: "Die Ruhe genießen." Toll. Dass die Rückfahrt am Sonntag ungefähr genauso lang dauert wie die Anreise, das versteht sich von allein. Eine Reise, wie gemacht für Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory": Fast 24 Stunden Zugfahrt an einem Wochenende!
Wie wäre es denn mit "Schlager nach Schladming"?
Ich hätte einen Gegenvorschlag: "Schlager nach Schladming". Damit wäre allen geholfen. Die St. Paulianer müssten nicht tagelang im Zug sitzen – und die Österreicher hätten endlich auch mal die "Party des Jahres" direkt vor der eigenen Haustür.