Hamburg. Bezirks-Spitzenkandidaten wollen plötzlich lieber in die Bürgerschaft. Angelika Bester wird nominiert, Thomas Domres fällt aber durch.
Kaum einen Monat nach ihrer Wahl in die Bezirksversammlung wollen die beiden im Wahlkampf flächendeckend plakatierten Bezirks-Spitzenkandidaten der SPD Hamburg-Nord offenbar doch nicht mehr so gerne im Bezirksparlament arbeiten. Stattdessen streben Angelika Bester, die bei der Bezirksversammlungswahl auf Platz 1 antrat, und der frühere Fraktionschef Thomas Domres (Platz 2) nun plötzlich eine Kandidatur für die Bürgerschaft an – und kommen sich dabei offen ins Gehege.
Denn sowohl Domres, dessen Frau Anja Kreisvorsitzende der SPD Nord ist, wie auch Bester, wollen bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 für Platz 1 im Wahlkreis 8 (Eppendorf-Winterhude) antreten. Weil man sich im Wahlkreis nicht einigen konnte, musste nun der Kreisvorstand einen Vorschlag erarbeiten. So sieht es die Satzung vor.
Domres fällt ohne Gegenkandidaten durch
Dabei bekam Bester bereits im ersten Wahlgang in einer geheimen Abstimmung im Kreisvorstand eine absolute Mehrheit. Domres fiel nach Berichten von Sitzungsteilnehmern sogar ohne Gegenkandidaten bei der Abstimmung über Platz 2 durch. Offenbar wird ihm die Annahme von Freikarten für das Rolling-Stones-Konzert angelastet, das er mit seiner Frau besuchte. Auch sein Umgang mit dem Thema sei nicht optimal gewesen, bemängeln Genossen. Damit macht der Kreisvorstand nun gar keinen Vorschlag für Platz 2. Abschließend entscheiden muss die Wahlkreis-Vollversammlung nach der Sommerpause.
In der SPD gibt es auch Kritik daran, dass sich Mitglieder erst monatelang als Spitzenkandidaten für den Bezirk plakatieren ließen, um nach ihrer Wahl direkt die Hand für ein Bürgerschaftsmandat zu heben. Das verschaffe ihnen Vorteile im parteiinternen Wettbewerb. Manche Kritiker sehen auch eine Täuschung der Wähler. „Eine solche Kandidatur anzustreben ist jedem freigestellt“, sagte dagegen SPD-Landeschefin Melanie Leonhard. Sie wolle „die bezirkliche Perspektive in die Arbeit auf Landesebene einfließen“ lassen, sagte Bester. Es habe sich gezeigt, dass Wähler „weibliche Kompetenz mit Lebenserfahrungen schätzen“.
Einigung in anderen Wahlkreisen
Im Wahlkreis Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg einigte sich die SPD auf die Spitzenkandidatur des Bürgerschaftsabgeordneten Sven Tode. In Fühlsbüttel-Alsterdorf-Langenhorn soll die Vollversammlung ohne Vorstandsvorschlag entscheiden, ob Dorothee Martin oder Gulfam Malik (beide Bürgerschaftsabgeordnete) auf Platz 1 antreten.