Hamburg. Am Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst öffnen spektakuläre Bauwerke in Hamburg – auch viele Klassiker können besichtigt werden.

Was haben die gerade fertiggestellten­ Wohnbauten in der Neuen Mitte Altona, denkmalgeschützte Gebäude­ wie die ehemalige Oberfinanzdirektion oder die Stadthöfe und die einstige Pestalozzischule mit der Kita in Bergstedt gemeinsam? Sie alle öffnen am kommenden Wochenende ihre Türen für die Bürger: Zum Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst werden Architekten, Stadtplaner und Ingenieure insgesamt 63 Projekte in mehr als 150 Einzelveranstaltungen vorstellen. Die Führungen sind eingebettet in den Architektursommer und das Jubiläumsprogramm zu 100 Jahre Bauhaus.

Zu Fuß oder mit dem Fahrrad können Bürger erkunden, welche Spuren das Neue Bauen in der Hansestadt hinterlassen hat. Wie hat der Pionier Gustav Oelsner mit seiner sozialreformatorischen Ideen das neue Altona geprägt? Wie hat der Architekt Werner Jakstein in dem Stadtteil gewirkt, und welche Maßstäbe hat der Friedrich Ostermeyer im sozialen Wohnungsbau gesetzt?

Ralf Lange führt durch das Kontorhausviertel

Am Wochenende gibt es Antworten. Viele Stadtteile werden zum Schauplatz der Architekturführungen: Die „Wohnsiedlung der Moderne“ auf der Veddel wird ebenso präsentiert wie das neue Bauen im damals noch unabhängigen Harburg, die Reformkultur und Moderne auf dem Dulsberg oder die Spuren modernen Bauens am Geesthang in Blankenese und Nienstedten. Auch den Kontorhausbau erklären die Ingenieure interessierten Laien. Am Sonnabend geht es um 11 Uhr von der Finanzbehörde bis zum Brahms-Kontor, ein Stadtbummel, der an die spektakulären Bauten der Weimarer Republik erinnert. Am Nachmittag führt Ralf Lange durch das Kontorhausviertel mit dem Chilehaus, das als Weltkulturerbe längst eine internationale Berühmtheit ist.

Die preisgekrönte Kita Bergstedt von Architektin Alexandra Bub.
Die preisgekrönte Kita Bergstedt von Architektin Alexandra Bub. © Alexandra Bub | Alexandra Bub

Besonders vielversprechend klingt die Idee der „Zeitzeugen“-Rundgänge. Acht Architektinnen und Architekten führen zu Projekten, die sie selbst vor mehr als einem Vierteljahrhundert geplant haben. Warum etwa wurde der S-Bahnhof Hammerbrook 1983 in dieser futuristischen Großform gebaut? Er sollte mit dem Hanse-Centrum, einem gigantischen Bürostandort, korrespondieren, der so nie verwirklicht wurde. Horst von Bassewitz wird seine Besucher in die 70er-Jahre zurückführen.

Wolfram Tietz wiederum zeigt „seinen“ Schröderstift, der 1982 mit den Bewohnern im Rahmen der Mieterselbstverwaltung den Abriss verhinderte und dann den Bau von 1851/52 instand setzte. Einblicke in die City Nord gewährt Anna Katharina Zülch bei der Begehung der Unternehmenszentrale der Dea AG, früher Texaco.

Ingenieure präsentieren Hochwasserschutzanlage

Der Tag der Ingenieurbaukunst kommt natürlich nicht ohne die Großwerke der Zunft aus. Dabei werden Ingenieure unter anderem die neue 625 Meter lange Hochwasserschutzanlage zwischen Baumwall und St. Pauli-Landungsbrücken präsentieren, die mit ihrer brillanten Geometrie gleich mehrere Aufgaben löst.

Am Sonntag erläutert Otto Cramer von der Projektsteuerung, wie man eine ganze Verkehrstrasse, in diesem Fall die Wilhelmsburger Reichsstraße, verlegt. Zudem können Interessierte einen Blick auf die Baustelle des CCH oder in den Alten Elbtunnel werfen, der gerade aufwendig saniert wird.

Auch die neue Hochwasserschutzanlage am Baumwall – der Elbe-Boulevard – wird am kommenden Wochenende präsentiert.
Auch die neue Hochwasserschutzanlage am Baumwall – der Elbe-Boulevard – wird am kommenden Wochenende präsentiert. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Ein besonderes Bild können sich Bürger auch von der Freihafenelbbrücke machen, die seit 1926 den Strom überspannt und ursprünglich zweigeschossig geplant war, weil auf der oberen Ebene Hochbahnzüge rollen sollten. Am Sonnabend­ lässt sich dieses Bauwerk hautnah erleben, dessen Zukunft umstritten ist.

Alle Führungen sind kostenlos, Anmeldungen sind allerdings für manche Touren notwendig. Das Programmheft liegt an mehreren Orten aus wie der Hamburgischen Architektenkammer (Grindelhof 40) oder im Bucerius Kunst Forum (Alter Wall 12). Im Internet ist das Programm unter www.tda-hamburg.de abzurufen. Dort kann man sich auch für die Touren anmelden. Die kostenlose App zum Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst lässt sich bei Google-Play und im App-Store herunterladen.