Hamburg. ADAC-Preisvergleich stellt Hamburger Verkehrsverbund ein schlechtes Zeugnis aus. Erste politische Reaktionen.

Angesichts der Ergebnisse des aktuellen ADAC-Preisvergleich, nach dem das HVV-Monatsticket deutschlandweit das teuerste ist, fordert die Hamburger CDU ein 365-Euro-Ticket für Schüler, Azubis und Senioren, sowie für Menschen, die zugunsten von Bus und  Bahn auf ihr eigenes Auto verzichten.

Dazu erklärt Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Hamburgs Busse und Bahnen sind zu teuer. Und trotzdem stimmt der Service nicht: Bahnen sind überfüllt und kommen nicht pünktlich, Busse bleiben im Stau stecken und die Klimaanlagen funktionieren auch nicht richtig. So kann es nicht weitergehen. Hamburg braucht bessere Angebote und Anreize für Busse und Bahnen."

Finanzsenator: SPD hat Handlungsbedarf erkannt

Auch die FDP übt Kritik und fordert, dass der HVV attraktiver, zuverlässiger und günstiger wird. "Insbesondere für Pendler aus dem Umland", sagt der FDP-Verkehrsexperte Ewald Aukes. „Die Studie zeigt, dass in Hamburg zwar die Tickets am meisten kosten. Bei der Attraktivität des Angebots hinkt der HVV dagegen hinterher." So lasse sich der Umstieg auf den ÖPNV nicht erzwingen. "Wohl aber kann der Senat Anreize schaffen, dass die Menschen das Auto zugunsten von Bahnen und Bussen stehen lassen", sagt Aukes.

Via Twitter kündigte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Mittwochvormittag an, dass die SPD den Handlungsbedarf erkannt habe. "Deshalb wird das Seniorenticket schon vor 9 Uhr nutzbar, Senioren fahren also billiger", schreibt Dressel. Zudem sei das Jugendticket in Planung, "damit Schüler und Azubis endlich so günstige Monats- bzw. Jahreskarten haben wie Studierende mit dem Semesterticket".

Linksfraktion wettert gegen Preise – und die CDU

Auch für die Linken-Bürgerschaftsfraktion ist der ADAC-Preisvergleich Anlass, um sich über die Preise zu empören. „Eine Abo-Jahreskarte für die gesamte Stadt kostet in Berlin 761 Euro, in München 750 und in Hamburg stolze 1074 Euro, also jährlich rund 300 Euro mehr als in vergleichbaren Städten", sagt die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann. "Da kann der HVV noch so viele Nebelkerzen werfen – es ist so.“

Sudmann betont, dass ihre Fraktion mehrfach eine Senkung der Fahrkartenpreise auf Berliner Niveau mit dem Ziel eines 365 Euro-Tickets beantragt habe. "Zuletzt während der Haushaltsberatungen im Dezember", so die Linken-Politikerin. "Doch das haben alle anderen Fraktionen abgelehnt, auch die, die jetzt plötzlich die Forderung nach einem 365 Euro-Ticket als eigene Erfindung präsentieren, um irgendwie fortschrittlich zu wirken.“

ADAC-Ranking: Hamburg am teuersten

In keiner anderen Stadt zahlt ein Erwachsener so viel für ein ÖPNV-Monatsticket wie in Hamburg. Das geht jedenfalls aus dem aktuellen Preisvergleich des Automobilclubs ADAC hervor. Demnach liegt Hamburg mit 109,20 Euro pro Monatsticket auf Platz eins der teuersten Städte und bei der Tageskarte mit 7,80 Euro immerhin auf Platz fünf. Köln, Bonn, Nürnberg und Bremen sind dabei teurer. Nur beim Einzelticket zählt Hamburg mit 2,30 Euro zu den günstigsten Städten – leidglich in Mannheim seien es 50 Cent weniger.

Der ADAC kritisiert: „Wer eine wirkliche Verkehrswende möchte, muss darauf achten, dass der öffentliche Nahverkehr ein attraktives Angebot ist, auch preislich.“ Weiter verweist der Automobil-Club darauf, dass 69 Prozent der Autofahrer angegeben hätten, dass ein niedriger Ticketpreis für einen Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel ausschlaggebend sei. 35 Prozent gaben eine „bessere Taktung“ an, 33 Prozent ein „einfaches und gerechtes Tarifsystem“.

HVV verweist auf Taktdichte, Platzangebot und Pünktlichkeit

Laut ADAC-Angaben wurden die Tarifsysteme von deutschen Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern überprüft, in denen sowohl Busse fahren als auch ein Schienenverkehrsnetz besteht. Für den Preisvergleich habe man auf den Webseiten der Anbieter recherchiert und nachgeforscht, welche Konditionen die verschiedenen Fahrkartentarife enthielten. „Tiefergehende Regelwerke wie etwa die jeweiligen Tarifbestimmungen der Verbünde“ seien jedoch nicht Teil des Preisvergleichs gewesen.

Der Hamburger Verkehrsverbund HVV hält den Preisvergleich für unseriös und nennt als Beispiel die HVV-Monatskarte „Hamburg AB“. Diese gelte nicht nur im Hamburger Stadtgebiet, sondern umfasse auch viele Orte in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Dennoch werde der Preis dieser Karte vom ADAC mit der „Isarcard 2 Ringe“ verglichen, die nur den Innenstadtbereich Münchens abdecke.

Preispolitische Maßnahmen hätten zudem, anders als vom ADAC behauptet, nur geringen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl. Wichtiger seien Taktdichte, Platzangebot und Pünktlichkeit. „Unterm Strich erinnert das Vorgehen an einen Auto-Vergleichstest, bei dem grundsätzlich das billigste Modell gewinnt“, so HVV-Sprecher Rainer Vohl.

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