Hamburg. Herzensgut, hochprofessionell: Wilhelm Wieben beendete seine letzte “Tagesschau“ mit einem legendären Satz.

Er war eine Legende und ein herzensguter Mensch: Der langjährige "Tagesschau"-Sprecher Wilhelm Wieben ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 84 Jahren. Das bestätigte die ARD. Der Hamburger Wieben, der aus Hennstedt in Dithmarschen stammte, unter anderem mit Dagmar Berghoff befreundet war und sich sozial engagierte, war im Jahr 1998 zum letzten Mal als "Tagesschau"-Sprecher auf dem Bildschirm zu sehen.

NDR-Intendant Lutz Marmor sagte: „Wilhelm Wieben hat über Jahrzehnte die ,Tagesschau' geprägt. Stets seriös, kompetent und hochprofessionell. Als Sprecher hat er Generationen begleitet. Wilhelm Wieben gehörte zu den prägenden deutschen Fernsehpersönlichkeiten, immer freundlich, zugewandt und nah bei den Zuschauerinnen und Zuschauern." Außerdem habe sich Wieben für Hilfsbedürftige eingesetzt, unter anderem als Moderator und Schauspieler. Marmor sagte: "Wir werden ihn vermissen.“

Was Wilhelm Wieben über seine letzte "Tagesschau" sagte

Wieben lebte in Winterhude. Beim letzten Besuch eines Abendblatt-Reporters zu seinem 80. Geburtstag erklärte er, er habe seine letzte Tagesschau moderiert, ohne seine Kollegen oder die Zuschauer vorher ins Bild zu setzen. Am Ende der Sendung hörte man seine unverwechselbare Stimme „Danke, das war’s.“ Wieben sagte dem Abendblatt: „Ich habe mich immer überraschen lassen von meinem Gefühl der Unlust. Und als es da war, habe ich gesagt ,Warum eigentlich nicht?‘.“

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Wieben hatte vor seiner Fernsehkarriere von 1957 bis 1960 Schauspielunterricht an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin genommen, wie der NDR schreibt. Zunächst wurde er Sprecher bei Radio Bremen, moderierte dann auch bei NDR 2. Zur "Tagesschau" kam er 1974. Mit seinen Lesungen auf Plattdeutsch unterstützte Wieben die Hospizarbeit, unter anderem von Hamburg Leuchtfeuer. Auch für die AWO engagierte er sich, vor allem für ein menschenwürdiges Altern auch sozial Benachteiligter.

Wieben sprach zurückhaltend über seine Homosexualität

Auch als Schauspieler trat er in Erscheinung. Wieben spielte sogar an der Hamburgischen Staatsoper den Selim Bassa in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ und im Tivoli-Theater den Kaiser Franz Joseph im „Weißen Rössl“.

Nach einer Legende wurde Wieben von Inge Meysel als schwul geoutet. Er stellte das im Abendblatt etwas anders dar. Er habe aus seiner Homosexualität nie einen Hehl gemacht, „aber ich war leider auch kein Rebell“. Meysel hatte den "Tagesschau"-Sprecher 1995 im "Stern" zu ihren schwulen Freunden gezählt. Wieben sagte, der „Stern“ habe sich vor der Veröffentlichung des Interviews bei ihm gemeldet, um zu fragen, ob es in Ordnung gehe, das so zu veröffentlichen: „Und da hab ich ,Ja‘ gesagt. Hätte ich das nicht getan, hätte ich mir das nie verziehen. Ich wollte mich nicht selbst verleugnen.“