Hamburg. 9300 Haushalte und 1000 Firmen bekommen für 20 Millionen Euro Kabelanschlüsse ab 50 MBit/s oder besser. CDU: Alte Technik.

Hamburgs Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda ging voran und begann mit den Grabungsarbeiten. Heute Morgen in Moorwerder stach er den Spaten symbolisch als erster ein und startete zusammen mit dem Technischen Leiter der Telekom, Thomas Krieger, eine knapp zweijährige Bau- und Grabephase. Sie wird die derzeit noch schlecht versorgten zwei Prozent der Hamburger Haushalte am Rande der Stadt mit Breitbandkabeln und in der Folge mit schnellem Internet versorgen. Die Gesamtkosten liegen bei 20,5 Millionen Euro. Die CDU kritisierte die Maßnahme. Sie käme zu spät und biete trotzdem nur alte Technik.

„Immer mehr Anwendungen sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld sind heute auf ein schnelles Internet angewiesen“, sagte Brosda, „Hamburg hat daher bereits viel für den Ausbau des Netzes getan. Unser Ziel ist es, für alle Hamburgerinnen und Hamburger gleichwertige Lebensbedingungen auch hinsichtlich der Internetzugangsmöglichkeiten zu schaffen. Nun endlich können wir mit Unterstützung des Bundes und der Stadt damit beginnen, auch die letzten ein bis zwei Prozent der Hamburger Haushalte und Unternehmen an ein schnelles Internet anzuschließen.“

9300 Haushalte und 1000 Firmen betroffen

Ein bis zwei Prozent der Hamburger Haushalte haben laut Behörde heute noch einen Internetanschluss mit einer Übertragungsrate von unter 30 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Jetzt soll die Leistung für rund 9.300 Haushalte und etwa 1000 Unternehmen auf mindestens 50, für die meisten auf 100 MBit/s angehoben werden. Das entspricht dem, was in der übrigen Stadt heute bereits Standard ist.

Auf insgesamt 60 Kilometern Länge sollen Glasfaserkabel in die Erde der weniger dicht besiedelten Gebiete in den Bezirken Bergedorf (Vier- und Marschlande), Harburg (u. a. Hausbruch, Neugraben-Fischbek) und Hamburg-Mitte (Gebiete südlich der Elbe wie .B. Moorburg) gebracht werden.

Telekom informiert Anwohner vorab und beantwortet Fragen

„Wir gehen abschnittweise vor und werden dabei die Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich halten“, sagte Thomas Krieger, Leiter Technik Nord bei der Deutschen Telekom. Bürgerinnen und Bürger bzw. die Unternehmen werden von der Telekom vorab über die in ihrem Straßenzug stattfindenden Arbeiten informiert. Telekom und Behörde bieten zudem vor Ort Info-Veranstaltungen an, auf denen die Planungen vorgestellt und Fragen beantwortet werden. Erste Anschlüsse sollen schon Ende 2019 buchbar sein.

Im neuen Netz sind Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich. Das gilt auch für Musik- und Video-Streaming oder das Speichern in der Cloud. Auch für das Filme gucken mit Netflix gelten Anschlüsse mit 50 MBit/s als völlig ausreichend.

Nicht alle Abgehängten werden erreicht

Der Breitbandausbau wird mit 6,573 Millionen Euro vom Staat gefördert. Der Bund und das Land Hamburg teilen sich die Summe, einen weiteren Kostenanteil trägt die Telekom, für die die Kabelversorgung der Haushalte in der Fläche ohne staatliche Förderung nicht wirtschaftlich wäre. Eine Garantie, dass mit der Maßnahme alle Hamburger mit schnellem Internet versorgt sein werden, kann die Behörde nach eigenem Bekunden nicht abgeben. Zwei Prozent der geförderten Anschlüsse werden nur eine Übertragungsrate von 30 MBit/s erreichen, aber 61 Prozent werden bei mindestens 100 MBit/s liegen und auf bis zu 250 MBit/s kommen. Für die Geschwindigkeiten jenseits der 100 MBit/s müssen die Glasfaserkabel bis ins Haus geführt werden.

Die CDU reagierte mit harscher Kritik. "Rot-Grün betreibt Digitalisierung im Schneckentempo!", sagte Carsten Ovens, CDU-Fachsprecher Wissenschaft & Digitale Wirtschaft in der Bürgerschaft. "Nachdem Senator Brosda das Problem der weißen Flecken bereits 2018 gelöst haben wollte, müssen die Außenbezirke Hamburgs nun bis 2021 auf einen brauchbaren Internetanschluss warten. Das ist ein zu langsamer Fortschritt, der vor allem nicht weit genug geht. Selbst nach dem Ausbau werden einige Anschlüsse eine Geschwindigkeit von unter 50 Mbit/s aufweisen."

Neue Versorgung mit veralteter Technologie?

Ovens verwies auf die Handelskammer Hamburg, die bereits vor zwei Jahren in einer Umfrage ermittelt habe, dass für viele Betriebe eine Geschwindigkeit von 50 MBit/s unzureichend ist. "Es kann also eine solche Ausbaustufe vier Jahre später kein erstrebenswertes Ziel sein", sagte Ovens. "Dabei zeigen Bund und Nachbarländer Hamburgs, dass es auch anders geht. So haben sowohl die Bundesregierung als auch die Landesregierung Schleswig-Holsteins festgelegt, bis 2025 ein flächendeckendes Glasfasernetz aufzubauen, das jedem Haushalt einen Anschluss von mindestens 1000 MBit/s ermöglicht. Anstatt diesen Weg konsequent mitzugehen, setzt der rot-grüne Senat die Fördergelder des Bundes für eine veraltete VDSL-Vectoring-Technologie ein, die nur ein mittelschnelles Internet bietet."