Norderstedt . Düsseldorfer Konzern will Millionen in Ausbau des Highspeed-Internets in Gewerbegebieten stecken. wilhelm.tel hält dagegen.

Dieser Satz in der Mitteilung des Düsseldorfer Telekommunikationsriesen Vodafone muss wie eine Provokation für die Norderstedter Konkurrenten vom städtischen Telefonie- und Internet-Anbieter wilhelm.tel wirken: „Vodafone macht den Industriestandort Norderstedt fit für das Gigabit-Zeitalter“ – als wäre die Stadt auf der Highspeed-Internet-Landkarte in Deutschland ein blinder Fleck.

Im Stammgebiet des Tochterunternehmens der Stadtwerke Norderstedt würde Vodafone gerne mehrere Millionen Euro in den Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes in den beiden Gewerbegebieten Harkshörn an der Oststraße und Nettelkrögen am Gutenbergring stecken. 340 dort ansässige Unternehmen sehen die Düsseldorfer als potenzielle Kunden.

„30 Prozent der Unternehmen müssten sich für Vodafone entscheiden"

Vodafone bietet den Mittelständlern Glasfaseranschlüsse mit Bandbreiten zwischen 500 Megabit und einem Gigabit pro Sekunde, den Großbetrieben sogenannte symmetrische Anschlüsse mit gleicher Up- und Download-Geschwindigkeit. Dies entspreche der bis zu zehnfachen Leistung der herkömmlichen VDSL-Anschlüsse über Kupferkabel. Um die Geschwindigkeit einzuordnen: Eine DVD mit 4,7 Gigabyte flutscht beim Download in 36 Sekunden durch das Glasfaserkabel – mit VDSl dauert es zwölf Minuten.

Ob Vodafone die Glasfaser in Norderstedt verlegt, hängt von der Kundenresonanz ab. „30 Prozent der Unternehmen dort müssten sich für einen Vodafone-Anschluss entscheiden, damit der Ausbau für uns wirtschaftlich ist“, sagt Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf. Für beide Gewerbegebiete laufe ein Aktionszeitraum, in Nettelkrögen müssen sich die Unternehmen bis zum 17. Juni entscheiden, in Harkshörn bis zum 1. Juli. „Im Anschluss treffen wir die Ausbauentscheidung. Es gibt bereits einige Interessenten, jedoch ist es noch zu früh für eine finale Prognose der Gebiete“, sagt Petendorf. Ziel ist es, in diesem Jahr mit dem Ausbau zu beginnen.

Wilhelm.tel verlegte schon vor 2000 Glasfaser

Das hat wilhelm.tel schon 1999 in Norderstedt getan. Die städtische Tochter verlegte Glasfaser, obwohl manche Politiker darin noch Geldverschwendung witterten. Als bundesweit erste Stadt verfügte Norderstedt bald über ein flächendeckendes Breitband-Hochgeschwindigkeits-Telekommunikationsnetz. 95 Prozent der Stadt sind heute erschlossen, 33.000 Haushalte sind am Netz. Die Glasfaser ist für Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor.

„Uns ist das Vorhaben von Vodafone bekannt“, sagt wilhelm.tel-Sprecher Oliver Weiß. „Unsere Kundenberater sind entsprechend aktiv, um unseren Kunden gute Angebote zu machen.“ Sowohl Harkshörn als auch Nettelkrögen seien von wilhelm.tel vollständig mit Glasfaser erschlossen. „Und wir haben dort sehr viele langjährige Kunden.“

Kann wilhelm.tel bei den Preisen von Vodafone mithalten?

Mit den Leistungsangeboten der Goliath-Konkurrenz kann der kleine Telekommunikations-David aus Norderstedt mithalten. Die Bandbreiten liegen zwischen 100 Megabit und einem Gigabit, bei den symmetrischen Anschlüssen werden zehn Megabit und bis zu zehn Gigabit angeboten.

Die Frage wird sein, ob wilhelm.tel bei den Preisen von Vodafone dagegenhalten kann. Wie viel ein Anschluss kostet, hängt immer von den individuellen Anforderungen jedes einzelnen Unternehmens ab. Vodafone wirbt aber damit, die Baukosten für die oft mehrere Tausend Euro teure Glasfaser-Verkabelung bis in das Gebäude zu übernehmen, und zum anderen gewährt das Unternehmen im Aktionszeitraum Preisnachlässe zwischen 5 und 200 Euro auf den monatlichen Tarifpreis.

Vodafone nimmt für seine bundesweite und auf vier Jahre angelegte „Gigabit-Offensive“ derzeit Milliarden von Euro in die Hand. Mögliche Kooperationen mit lokalen Anbietern von Glasfaserkabeln wie wilhelm.tel spielen dabei offenbar keine Rolle. „Solche Kooperationen haben wir zum Beispiel in Hamburg mit dem Unternehmen 1&1. Die nutzen unsere Netze für ihre Produkte“, sagt Oliver Weiß.

Auf die Nachfrage, ob Vodafone in Norderstedt die gemeinsame Sache mit wilhelm.tel geprüft habe, antwortet Unternehmenssprecher Volker Petendorf wortkarg, aber vielsagend: „No comments :))!"