Hamburg. 800 Immobilien auf den Prüfstand, darunter 200 Kirchen. Auch drei Krankenhäuser werden unter die Lupe genommen.
Das Erzbistum Hamburg will nach den katholischen Schulen auch seine 800 Immobilien – darunter rund 200 Kirchen – in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg auf den Prüfstand stellen. „Wir müssen unseren schmerzhaften Sanierungskurs fortsetzen“, sagte Erzbischof Stefan Heße im Bischofshaus am Mariendom. Ziel sei es, den Immobilienbestand zu reduzieren und damit die Kosten zu senken. „Alle Bereiche des Erzbistums stehen auf dem Prüfstand.“
Hintergrund für den „Erneuerungsprozess“ im flächenmäßig größten deutschen Bistum ist die Überschuldung. Sie lag im Jahr 2017 bei 83 Millionen Euro und würde im Jahr 2021 rund 350 Millionen Euro erreichen, wenn nichts dagegen getan wird. Wie Mathias von Waldenfels, Leiter des Fachreferats Controlling, sagte, konnte das Schuldenrisiko durch die bisher eingeleiteten Maßnahmen auf rund 260 Millionen Euro reduziert werden.
Erzbistum investiert 100 Millionen Euro in 13 Schulen
Das Erzbistum habe, so Heße, „schweren Herzens“ entschieden, die Arbeit in sechs Hamburger Schulen einzustellen. Das hatte im vergangenen Jahr eine Welle des Protests, aber auch der Hilfsbereitschaft ausgelöst. So sollen jetzt für den Erhalt der katholischen Schulen in Barmbek und Harburg Spenden gesammelt werden. Heße kündigte dafür öffentliche Spendenaufrufe im Stadtgebiet an. Er selbst werde diese Kampagne unterstützen und fügte hinzu: „Wir haben bei der Sanierung des Schulbereichs nicht immer alles richtig gemacht.“ 13 Schulen wird das Erzbistum in Hamburg weiterführen und dort in den kommenden Jahren 100 Millionen Euro investieren.
Als Folge aus der mangelnden Beteiligung der Betroffenen will das Erzbistum bei den Immobilien stärker auf die Basis setzen. Eine Steuerungskommission nimmt den Bestand unter die Lupe, regionale Veranstaltungen sind geplant. Konzeptionell gehe es darum, inhaltliche und wirtschaftliche Gesichtspunkte „zusammenzupacken“, so der Erzbischof. Das katholische Oberhaupt im Norden kann sich bei der künftigen Nutzung der Gotteshäuser auch Kooperationen mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland vorstellen.
40 Prozent weniger Mitglieder bis zum Jahr 2060
Katholiken und Protestanten könnten ein Gotteshaus gemeinsam nutzen. Zu diesen Fragen ist ein Gespräch mit der neuen Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und den Regionalbischöfen geplant. Neben dem Immobilienbestand will das Erzbistum die katholischen Krankenhäuser in den Blick nehmen. Einzelheiten wollte der Erzbischof dazu noch nicht mitteilen. In Hamburg gibt es mit dem Marienkrankenhaus, dem Krankenhaus Groß-Sand sowie dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift drei katholische Kliniken. Die Caritas hat bereits einen Veränderungsprozess absolviert: Aus einst vier rechtlich eigenständigen Verbänden in Hamburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und auf Bistumsebene wurde ein zentraler Caritasverband.
Das Erzbistum steht nicht allein wegen der Pensionslasten und dem Investitionsstau bei den Immobilien unter Spardruck. Der demografische Wandel dürfte die Finanzkrise weiter verschärften. Eine bundesweite Studie der Freiburger Universität prognostiziert einen Rückgang der Kirchenmitglieder bis zum Jahr 2060 und damit weniger Kirchensteuern. Bis zum Jahr 2060 soll die Zahl der Katholiken im Erzbistum Hamburg um 40 Prozent sinken. Erzbischof Heße sieht in dieser Entwicklung eine Chance: „Man kann auch gut Kirche sein mit weniger Geld.“