Hamburg. Vorgaben für Hamburgs Behörden und städtische Unternehmen geplant. Auch Dom und Hafengeburtstag betroffen?

In den Kantinen der Hamburger Behörden und städtischen Unternehmen soll künftig mehr Bio-Essen angeboten werden. Auch „Nebenprodukte“ wie Snacks, Riegel oder Kaffee sollen vermehrt aus biologischer Produktion und fairem Handel stammen. Das fordert die Bürgerschafts-Mehrheit von SPD und Grünen in einem Antrag, der dem Abendblatt vorliegt.

Damit wird der Senat auch aufgefordert, die Verwendung von Bio-Lebensmitteln in den städtischen Kitas zu fördern und zumindest zu prüfen, inwieweit das auch auf die Schulmensen ausgedehnt werden kann. Passend dazu sollen Themen wie gesunde Ernährung und Herkunft von Lebensmitteln auch im pädagogischen Bereich an Schulen und Kitas mehr Raum bekommen. Nicht zuletzt soll die Stadt bei ihren eigenen Großveranstaltungen den Standbetreibern und Caterern nach Möglichkeit entsprechende Vorgaben machen – das könnte etwa den Dom oder den Hafengeburtstag betreffen.

Hamburg soll Bio-Stadt werden

„Unser Ziel ist es, Hamburg zur Bio-Stadt zu entwickeln. Denn davon profitieren alle: Mensch, Umwelt, Klima“, sagte Ulrike Sparr, Umweltexpertin der Grünen. „Städtische Einrichtungen, von den Behördenkantinen bis zur Kita, müssen dabei mit gutem Beispiel vorangehen.“ Monika Schaal, umweltpolitische Sprecherin der SPD, sagte: „Der Ausbau von ökologischer Landwirtschaft und die Verwendung von Bio-Lebensmitteln aus der Region stärken in Hamburg nicht nur die Lebensqualität und regionale Betriebe, sondern tragen auch zu einer besseren Umwelt bei.“

Mit Blick auf die höheren Kosten für Bio-Lebensmittel regen SPD und Grüne an, die Umstellung schrittweise nach Lebensmittelgruppen vorzunehmen. Bei Kartoffeln sei der Preisunterschied zum Beispiel nicht mehr sehr groß, sagte Sparr. Um die Kunden nicht übermäßig zu belasten, müsse die Stadt gegebenenfalls mehr Geld in die Hand nehmen.

Der rot-grüne Vorstoß setzt auf ­frühere Schritte der Stadt auf. So war Hamburg 2016 dem „Bio-Städte-Netzwerk“ beigetreten und hatte 2017 einen „Öko-Aktionsplan“ aufgestellt. Rund 1300 Hektar werden in Hamburg ökologisch bewirtschaftet. Diese Fläche und ihr Anteil an der gesamten Landwirtschaft steigen zwar kontinuierlich, machen aber erst rund zehn Prozent aus.

Behördenkantinen recht fortschrittlich

Dabei ist es nicht so, dass in den Kantinen der Hamburger Behörden bislang gar keine Bio-Lebensmittel angeboten werden. In der Kantine des Ziviljustizgebäudes lag ihr Anteil nach Angaben des Senats aus dem vergangenen Jahr bereits bei „ca. 40 Prozent“. In den anderen elf Mitarbeiter-Restaurants, die der Senat seinerzeit auflistete, schwankte er zwischen null (Innenbehörde) und 20 Prozent (Schulbehörde).

Was die Verwendung von Produkten aus der Region und aus saisonalem Anbau angeht, waren die Behördenkantinen schon recht fortschrittlich. Den Senatsangaben aus 2018 zufolge lag der Anteil dieser Produkte in den meisten Kantinen bei rund 40 bis 50 Prozent – im Bezirksamt Eimsbüttel (70 Prozent) und in der Schulbehörde (80) sogar viel höher. Ironie am Rande: Ausgerechnet in der Kantine der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (10 Prozent) und in der gemeinsamen Kantine von Umwelt- und Stadtentwicklungsbehörde (20 Prozent) gab es kaum regionale oder saisonale Produkte. Und: Bio-Lebensmittel wurden in der Umweltbehörde damals gar nicht angeboten, in der Gesundheitsbehörde nur zu fünf Prozent.

Ulrike Sparr ist
Umweltexpertin
der Grünen.
Ulrike Sparr ist Umweltexpertin der Grünen. © Michael Rauhe

Immerhin: Umwelt- und Stadtentwicklungsbehörde boten, ebenso wie das Bezirksamt Eimsbüttel, nur fair gehandelten Kaffee an. Und in dem großen Neubau in Wilhelmsburg wurden 30 Prozent der Hauptgerichte als „Klimateller“ serviert – also unter Verwendung von Produkten, deren Herstellung für möglichst wenige Treibhausgase sorgt.

Antrag bleibt vage

Vergleichbare Daten aus anderen städtischen Einrichtungen und Unternehmen gibt es nicht. Daher fordern SPD und Grüne den Senat in ihrem Antrag auch auf, diese Daten zu erheben. Bekannt ist, dass Kitas und Schulen vereinzelt bereits auf Bio-Ernährung umgestellt haben und damit auch werben. Da rund 80 Prozent der Kitas aber nicht von der Stadt betrieben werden, ist der Einfluss der Politik hier begrenzt. Daher fordert der rot-grüne Antrag nur, „die Verwendung von Bio-Lebensmitteln in städtischen Kitas zu fördern“, also den rund 200 Einrichtungen der Elbkinder.

Auch bei den Schulen, die inzwischen fast alle eine warme Mahlzeit anbieten oder sogar eigene Kantinen betreiben, bleibt der Antrag recht vage. Hier soll der Senat zunächst „prüfen, inwieweit in Schulmensen bereits jetzt Lebensmittel aus regionalem und/oder biologischem Anbau verarbeitet werden“. Erst im zweiten Schritt sollen „Optimierungspotenziale identifiziert und umgesetzt“ werden.

An dem grundsätzlichen Ziel lassen die Umweltpolitikerinnen aber keinen Zweifel: „Frische Bio-Lebensmittel aus der Region sind nicht nur gut für Umwelt und Gesundheit, sie stärken auch die regionale Wirtschaft“, sagt Ulrike Sparr (Grüne). Und Monika Schaal (SPD) fordert: „Die Stadt Hamburg muss mit gutem Beispiel vorangehen.“