Hamburg. Verbraucherzentrale Hamburg attestiert nur sieben Unternehmen „Bio-Qualität“. Caterer wehren sich gegen die Kritik.

Wird beim Bio-Essen in Kitas geschummelt oder sind es nur missverständliche Formulierungen? Bei 20 Hamburger Kita-Caterern hat die Verbraucherzentrale die Eigenwerbung mit den tatsächlichen Speiseplänen verglichen und nur sieben Anbietern ein gutes Zeugnis ausgestellt. 13 Essenslieferanten würden dagegen zwar den Begriff „Bio“ verwenden, aber diesem Anspruch nicht oder nur unzureichend gerecht werden. Sechs Unternehmen fehle sogar das Bio-Zertifikat für Gastronomiebetriebe.

Bei den 13 schlecht bewerteten Caterern Daily You, Forrest Cook, In Via, Mammas Canteen, Wooks, Altonaer Kinder Küche, Campus Catering, Bergedorfer Impuls Catering, Hofmann-Menü, Betriebsverpflegung Nord, Porschke, Lollo Rossa und Rebional wird vor allem bemängelt, dass die Bio-Auslobung als Werbung zur Täuschung der Eltern und Kinder beiträgt. Denn oft sind nur Bestandteile des Essens in Bio-Qualität, konkrete Angaben zu den Prozentzahlen fehlen aber.

50.000 Kinder besuchen in Hamburg eine Kita

Bei vielen Anbietern werde das vorhandene Bio-Siegel missbräuchlich verwendet oder mit „überwiegendem Bio-Anteil“ geworben, in der Realität aber weniger Bio- als herkömmliche Komponenten verwendet. Formulierungen wie „Wenn möglich, greifen wir auf Bioland- und Demeter-Lebensmittel zurück.“ oder „wir achten auf ökologischen Ursprung“ trügen zur Täuschung bei – knapp 50.000 Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren besuchten nach letzten Erhebungen die Hamburger Kitas.

Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale
Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale © VZ Hamburg

Deshalb fordern die Verbraucherschützer, dass, wann immer Bio beworben werde, egal ob einzelne Zutat oder vollständiges Gericht, das Bio-Kontrollverfahren verpflichtend sein muss. Sonst könnten normale Mahlzeiten als hochpreisige Bio-Speisen vermarktet werden. „Und ohne eine funktionierende Öko-Kontrolle können Eltern nicht sicher sein, dass wirklich Bio drin ist, wo Bio draufsteht“, sagt Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale.

In der Auslegung des Bio-Begriffs sei die Verbraucherzentrale über das Ziel hinausgeschossen, meinen dagegen die am Pranger stehenden Unternehmen. Daily You etwa verweist auf den Eigenwerbungstext: „Wir greifen auf Produkte in Bio-Qualität zurück, wenn dies möglich ist. Leider können wir diese Speisen nicht extra ausweisen, da wir derzeit kein eigenes Bio-Zertifikat haben“, heißt es dort. „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen“, schimpft Geschäftsführer Kemal Üres. Die Verbraucherzentrale habe einfach alle Caterer über einen Kamm geschert.