Hamburg. „Eltern getäuscht.“ Nur sieben von 20 Lieferanten halten, was sie versprechen. Betroffene Anbieter wehren sich
Mit „Bio“ werben, aber kaum ökologische Produkte verwenden: Das ist nach Ansicht der Verbraucherzentrale weit verbreitete Praxis unter Hamburgs Kita-Essenslieferanten. Von 20 Cateringfirmen konnten bei einem stichprobenartigen Test nur sieben die versprochene Bio-Qualität halten. 13 Lieferanten machen laut Verbraucherzentrale falsche, unzureichende oder unglaubwürdige Angaben.
Weitere Erkenntnis im Test, bei dem Essenspläne mit der Eigenwerbung der Unternehmen abgeglichen wurden: Bei sechs Caterern fehlte das Öko-Zertifikat als vorgeschriebenes Kontrollverfahren zum Beleg der Bio-Qualität. Stattdessen würden große Logos, Schriftzüge oder Hinweise wie „überwiegender Bio-Anteil“ darüber hinwegtäuschen, dass nur wenige Lebensmittel das Prädikat „bio“ verdient haben, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Oft seien nur Bestandteile wie Nudeln oder Reis ökologisch produziert. Wie hoch der Bio-Anteil wirklich ist, werde häufig nicht deklariert. „Auf diese Weise werden Eltern über den wahren Gehalt getäuscht“, sagt Schwartau. Sie bezahlen aber häufig die höheren Preise für die beworbene Bio-Qualität.
Beschwerden aus der Elternschaft seien dem Test vorausgegangen, so die Verbraucherzentrale. Denn wer mit Bio-Produkten als sogenannter Vertrauenseigenschaft wirbt, muss diese Qualität auch belegen. Ohne Zertifikat seien „Bio-Hinweise daher nicht glaubwürdig“, so Verbraucherschützerin Schwartau. Bei sechs Anbietern ohne Öko-Siegel fordert die Verbraucherzentrale deshalb die „sofortige Streichung der Bio-Auslobung“.
Eine „Frechheit“ nennt Jörg Wieckenberg von Mammas Canteen, einem der kritisierten Unternehmen, diesen Test. Seine Firma werbe mit biologischen Lebensmitteln, aber nicht mit reiner Bio-Ware oder Bio-Siegel. Auch das in der Kritik stehende Unternehmen Daily You zeigt sich empört. Laut Geschäftsführer Kemal Üres werde nicht mit Bio-Qualität geworben. „Der Test ist geschäftsschädigend und unfair“, sagt er. Gut abgeschnitten haben im Test die Versorger Wackelpeter, Ulna, Vollmund, Meyer Menü, Apetito, Kinderwelt und Kreative Gemeinschaftsverpflegung.
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