Hamburg. Platz um das Wahrzeichen wird neu gestaltet und soll einer der schönsten der Stadt werden. Was genau geplant ist.
Für Hauptpastor Alexander Röder ist der Michel „das Herz“ Hamburgs. Nun möchte sich die Hauptkirche stärker für die Stadt öffnen. Dafür soll der Platz rund um das Hamburger Wahrzeichen neu gestaltet werden. „Er könnte einer der schönsten Plätze Hamburgs sein – und daran wollen wir arbeiten“, kündigte Röder am Mittwochmorgen bei der Vorstellung der Pläne an.
Diese umfassen sechs Einzelprojekte bis 2025: So bekommt der Michel ein neues, modernes Besucherzentrum im Südwesten des Barockbaus. Mit dem Bau soll bereits Ende dieses Jahres begonnen werden, 2021 wird es eröffnen. Die Turmhalle soll dann wieder zum würdigen Entree für die Kirche werden. Außerdem geplant: ein neues Beleuchtungskonzept für den Vorplatz und den Turm, eine Belebung der Fläche rund um die Kirche mit Sitzgelegenheiten und Festen sowie eine Aufwertung des Bereichs, in dem die Michel-Tafeln verlegt sind. Schließlich dringt die Hauptkirche auf einen zusätzlichen Ampelüberweg über die Ludwig-Erhard-Straße direkt gegenüber vom Michel.
Michel will sich stärker zur Stadt öffnen
Die Kirche habe lange inmitten der Neustadt gelegen, bis die Ludwig-Erhard-Straße den Stadtteil zerschnitt. „Wir wollen nun Brücken schlagen“, sagte Röder. „Im Norden vom Michel über die sechsspurige Straße in die Hamburger City und im Süden wollen wir die historische Schumachertreppe wieder zu dem machen, was sie einmal war: das imposante südliche Eingangstor des Michel vom Hafen.“
Zur besseren Sichtbarkeit soll eine stärkere Beleuchtung des Michelturms in der Nacht beitragen. Er sei zwar eine sichtbare Landmarke in der Skyline Hamburgs, in der Nacht verschwinde er jedoch in der Dunkelheit, hieß es.
Besucherzentrum soll „keine Ticketbude“ werden
In der Turmhalle am Eingang der Kirche, wo es bisher Karten und Souvenirs zu kaufen gibt, wird es angesichts von bis zu 1,5 Millionen Touristen im Jahr mitunter sehr eng. „Sie ist manchmal so überfüllt, dass sich Brautpaare, die im Michel heiraten wollen, nur mit ausgefahrenen Ellenbogen den Weg durch die Schlangen vor den Ticketschaltern bahnen können“, erzählte Röder. Das sei zuletzt am vergangenen Wochenende der Fall gewesen, als von den 25.0000 Rotariern in der Stadt gefühlt die Hälfte in den Michel wollte.
Das Besucherzentrum soll zum attraktiven Anlaufpunkt werden und für Touristen und Hamburger eine bessere Orientierung bieten. „Keine Ticketbude“, wie Röder sagt, „sondern viel mehr“, auch wenn es hier Eintrittskarten und Souvenirs zu kaufen gibt. Einen Entwurf des Gebäudes gibt es bereits. Alle Führungen werden hier beginnen; die mediale Inszenierung des Michel solle hier so attraktiv werden, dass das Zentrum ein Anziehungspunkt an sich werde.
3,5 Millionen Euro an Spenden benötigt
Auf den ersten Blick ist das Besucherzentrum auf der falschen Seite geplant – von der Innenstadt gesehen hinter dem Michel rechts des Haupteingangs. Doch nur ein Drittel der Besucher komme von der Ludwig-Erhard-Straße, zwei Drittel hingegen von Süden, erläuterte Michel-Geschäftsführer Thorsten Schulze. Hier befindet sich der Busparkplatz – die Touristen stehen nach dem Aussteigen praktisch direkt vor dem Besucherzentrum.
Für die „sechs Projekte in sechs Jahren“ sind zusammen Kosten von 7,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Hauptkirche selbst beteiligt sich mit einer Million Euro. Für den Bau des Besucherzentrums spendet Günter Powalla drei Millionen Euro; es wird den Namen „Powalla Forum – Besucherzentrum Sankt Michaelis“ nach dem Ehepaar Powalla tragen, die bereits in der Vergangenheit großzügig für den Michel gespendet haben.
So fehlen für die Verwirklichung des Gesamtprojekts noch 3,5 Millionen Euro, die über Spenden aufgebracht werden sollen. Der Michel sucht also großzügige Sponsoren. Im Frühjahr 2020 ist deshalb eine erste große Spendenkampagne geplant. 3,5 Millionen Euro in sechs Jahren aufzubringen, sei ein realistisches Vorhaben, hieß es am Mittwoch bei der Vorstellung der Pläne. „Wir haben erlebt, wie dem Michel die Herzen der Menschen zufliegen“, sagte Hauptpastor Röder. „Für viele ist dies ein sehr emotionaler Ort; wir hoffen auf dieses Gefühl der Hamburger.“
Der „große Wurf“ nach 14 Anläufen
Es soll „der zweite große Wurf“ nach der 40 Jahre dauernden Sanierung der Hauptkirche – inklusive Turm und Krypta – werden. Erste Überlegungen für die Neugestaltung des Außenbereichs habe es bereits nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten 2009 gegeben. „14 Anläufe haben wir unternommen, jetzt wird es realisiert“, so Schulze.
Der zusätzliche Ampelüberweg über die Ludwig-Erhard-Straße sei bereits im Rahmen des Fußverkehrsprojekts des Bezirks diskutiert worden. „Wir hoffen sehr, dass die Stadt diese Idee aufgreift“, sagte Schulze.