Hamburg. Neue Studie vom Trendbüro und Meridian Spa & Fitness erklärt, wie in Zukunft das Aussehen unser Ansehen bestimmt.
Das Training von morgen wird nicht unbedingt mehr oder weniger anstrengend, sondern vor allem sozial. Der verbissene Einzelkämpfer, der im Fitnessstudio vor dem Spiegel Gewichte stemmte, hat ausgedient. Was zählt, ist das Gemeinschaftserlebnis; beim Sport, möchte man Teil einer Community werden. Das geht aus der „Fitness 3.5-Studie“ hervor, die am Dienstag im Meridian Spa & Fitness in Eppendorf vorgestellt wurde. „Die Suche nach Verbundenheit verwundert nicht vor dem Hintergrund, dass fast die Hälfte aller Menschen in Singlehaushalten lebt,“ sagt Prof. Peter Wippermann.
Im Meridian Spa sollen daher demnächst sogenannte Crazy-Kurse mit großem Spaß- und Community-Faktor angeboten werden, wie beispielsweise „Doga“ (Yoga für Hund und Frauchen/Herrchen), Jane Fonda Aerobic und ein Kletterpyramiden Workout mit Spider-Man.
Sport und Digitalisierung
Der Trendforscher verwies allerdings auch auf eine weitere Kernbotschaft der Fitnessstudie, nämlich dass Sport und Digitalisierung inzwischen untrennbar miteinander verbunden sind. „Smartphones verändern unser Körperbild“, sagt Wippermann. Der „Designer Body“ werde zum neuen Statussymbol. 42 Prozent aller Befragten tracken – also verfolgen – mit speziellen Apps ihren Kalorienverbrauch, wie viele Schritte sie gegangen sind, überprüfen ihren Schlaf oder sogar ihre Schönheit.
Fast zwei Drittel sind mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv; 60 Prozent der Deutschen bezeichnen sich selbst als extrem sportbegeistert. Die Frage ist also nicht mehr, ob jemand Sport treibt, sondern nur noch, welchen. Das Aussehen bestimmt zusehends das Ansehen. „Durch die Ästhetik des eigenen Körpers erhofft man sich einen Wettbewerbsvorteil“, sagte Wippermann.
Künstliche Makellosigkeit
In der Selfiewelt grüßt das tägliche Schneewittchen: Wer ist die oder der Schönste im ganzen Land? Die digitalen Bilder von jugendlicher Schönheit, die aus den Studios und Sportkursen heraus gepostet werden, bestimmen inzwischen unsere Kultur. Doch es ist ein eigentlich unmögliches Ziel, mit den virtuellen Vorbildern mitzuhalten. Die künstliche Makellosigkeit erzeugt einen Perfektionsdruck. „Das geht bis hin zur Snapchat-Dysmorphie“, erklärte Prof. Peter Wippermann. „Dabei handelt es sich um den Wunsch, mittels Schönheitsoperationen wie die bearbeitete Version von sich selbst auszusehen.“ Doch der Experte vom Hamburger Trendbüro sieht keinen Anlass zu Sorge: „Ich prognostiziere eine Rückkehr zur Natürlichkeit.“
Für diese plädierte auch das bei der Präsentation der Studie anwesende Hamburger Curvy-Model Jules Schönwild. Die 29-Jährige berichtete über ihren Weg von der Frust- zur Lustsportlerin. „Früher wurde ich im Sportunterricht immer als Letzte gewählt, Bewegung fühlte sich daher für mich lange bedrohlich an“, sagte die erfolgreiche Bloggerin. Es sei ein Zwang und ein Muss für sie gewesen, schlank zu sein, doch nun habe sie durch die Fitnesskurse eine bessere Verbindung zu ihrem Körper gefunden. Unterstützt werde sie dabei vor allem von ihrer Instagram-Community: „Ich bekomme Hunderte Nachrichten täglich, die mich stärken. Meine Follower haben mir Mut gemacht.“
Star mit von der Partie
Heute ziehe sie sogar wieder Kleider an, dazu hätten sie Bekannte aus ihrem normalen Umfeld nie motiviert. „Die Social-Media-Gemeinschaft kann einem helfen, sie kann dich in dem unterstützen, was dir guttut.“ Es kommt natürlich darauf an, wem man folgt bzw. welche Vorbilder man sich aussucht.
Jules Schönwild gibt gemeinsam mit Trainerin Jessica Mentrup an den nächsten zwei Sonntagen Work-outs im Meridian Spa, zu denen jeder eingeladen ist, egal welche Kleidergröße er oder sie trägt. Und dann hüpfte plötzlich als Überraschungsgast noch in silberfarbenen Turnschuhen ein ehemaliger Superstar auf die Bühne: Jasmin Wagner alias Blümchen. In den 90er-Jahren war die Hamburgerin die erfolgreichste Sängerin Deutschlands.
Wagner ist so fit wie nie zuvor
Jetzt steht sie als Gesicht für die „Fitness 3.5 Studie“, denn Wagner ist so fit wie nie zuvor. Sie absolviert zwei- bis dreimal pro Woche ein High-Intensity-Training. „Um die Alster zu joggen ist für mich inzwischen Entspannung, so weit ist es schon gekommen“, sagte Wagner lachend, die sich für ihr Bühnen-Comeback Ende März so schindete. Nach 18 Jahren Pause trat sie in der Arena auf Schalke vor 60.000 Fans auf. Da brauchte sie Power, und der Weg dahin sei hart gewesen. Ausschließlich sonntags Kuchen, und es habe ewig gedauert, bis sie, anstatt nur Muskelkater zu fühlen, erste Ergebnisse sah, erzählte die Sängerin: „Aber ich kann nicht mein Leben lang Diät halten.“
In ihren 20ern hatte Wagner drei Kleidergrößen im Schrank: „Für zehn Kilo minus, für zehn Kilo rauf und all die Stationen dazwischen. Irre kraftraubend war das. Es wurde erst besser, als ich angefangen habe, bewusst Bewegung in meinen Alltag zu integrieren“, so Wagner. Auch ihre Trainingsmethode soll demnächst im Meridian als Kursus angeboten werden. Bauch, Beine, Po und Herz an Herz mit Blümchen. Da kommen wir doch garantiert vorbei und machen ein paar Fotos für Instagram.