Hamburg. Versorger wäre auf neuerlichen heißen Sommer vorbereitet – Verbrauch war in den 70er-Jahren viel höher.

Wird auch 2019 wieder ein Hamburger Rekordjahr in Sachen Trinkwasserverbrauch? Hamburg Wasser rechnet nicht damit, und die Wetterfrösche können noch nicht genau sagen, ob es tatsächlich wieder so trocken werden wird wie im letzen Sommerhalbjahr. Da verbrauchten die Hamburger mit 45 Millionen Kubikmetern zwischen Mai und August soviel Wasser wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr.

„Unsere Controller betrachten auch bei der Verbrauchsprognose für 2019 alle möglichen Faktoren - das Wetter gehört aber ausdrücklich nicht dazu“, sagte Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser. „Es ist einfach zu sehr Kristallkugel.“ Die genauen Zahlen für 2019 will Hamburg Wasser in der nächsten Woche vorlegen.

Die große Unbekannte für den Wasserverbrauch

An 21 Tagen des Sommerhalbjahres 2018 wurden den rund 470 Hamburger Brunnen mehr als 400.000 Kubikmeter entnommen. Das war Rekord für das laufende Jahrtausend. Der Sommer 2017 kam nur an sieben Tagen auf so hohe Werte. Aber auch, wenn das Wetter nicht zu den berücksichtigten Faktoren der Verbrauchsprognose gehöre, sei es trotzdem eine der wesentlichen Unbekannten, die das Ergebnis von Hamburg Wasser alljährlich trüben oder verbessern könne. „Für 2019 gehen wir nicht vom gleichen Umsatz wie in 2018 aus, einfach weil wir wissen, dass der heiße und trockene Sommer 2018 an viele besondere Faktoren geknüpft war. Man kann nicht davon ausgehen, dass sie sich im Folgejahr identisch wiederholen“, sagte Braukmann. „Falls 2019 aber doch wieder so heiß und trocken werden sollte wie 2018, sind wir definitiv vorbereitet.“

Grundwasserspiegel sinkt im Sommer nicht wesentlich

Da Hamburg Wasser für die Trinkwasserversorgung ausschließlich Grundwasser nutze, würden einzelne Trockenperioden aber keine ernsthaften Probleme aufwerfen. „Die Grundwasserleiter sind ein komplexes, aber auch sehr träges System. Grundsätzlich gilt: Den größten Einfluss auf die Grundwasserneubildung haben die Monate Oktober bis April, denn Niederschläge aus den Frühjahr- und Sommermonaten werden ohnehin größtenteils von der Vegetation aufgenommen und gelangen also gar nicht ins Grundwasser“, sagte Braukmann. „Deshalb ist es für Hamburg Wasser extrem wichtig, kontinuierlich in neue Brunnenstandorte zu investieren.“

Die Niederschläge des letzten Winters seien zwar ebenfalls etwas unterdurchschnittlich, aber dafür sei der Winter 2017 äußerst nass gewesen.

Pumpen und Leitungen sind der Flaschenhals

„Die Wasserversorger, die 2018 Verbraucher vor Einschränkungen warnen mussten, haben das ja nicht deshalb getan, weil ihnen das Grundwasser ausging, sondern weil die Förderkapazitäten der Pumpen und Leitungen schlicht nicht ausgereicht haben, um die starke Nachfrage zu bedienen“, sagte Braukmann. Beim Wasserverbrauch seien die Schwankungen zwischen Sommer und Winter enorm. Den Flaschenhals aber stelle die Produktionsseite dar: Brunnen und Wasserwerke können nur eine technisch begrenzte Menge an Wasser pro Zeitintervall fördern, aufbereiten und ins Versorgungsnetz pumpen. Die größte Herausforderung für die Versorger liege darin, dass die Anlagen immer auf die Maximalabgabe ausgelegt sein müssen, sagte Braukmann. Neben dem Zusammenspiel von 17 Wasserwerken des Unternehmens würden deshalb unterirdische Trinkwasserspeicher als zusätzliche Reserve bei Abgabespitzen genutzt.

Für Hamburg Wasser werde es in der wachsenden Stadt aber zunehmend schwieriger, geeignete Flächen für den Brunnenbau zu finden. „Wir gehen deshalb bereits ungewöhnliche Wege und haben beispielsweise auf einem Golfplatz in Rissen einen Brunnen gebohrt“, sagte Braukmann.

An die 1970er Jahre kommen wir nicht mehr heran

Um die Wasserversorgung auch in Zukunft sicherstellen zu können, rekrutiert Hamburg Wasser jetzt verstärkt auch private Flächen. Dazu werden mögliche Bohrflächen auch mit Hilfe von Drohneneinsätzen ermittelt. Dann folgen Gespräche mit den Eigentümern und gegebenenfalls Probebohrungen –, wenn ein entsprechendes Einverständnis vorliegt. Eine Enteignung ist ausgeschlossen.

Insgesamt aber liegen die Verbräuche auch in Rekordjahren wie 2018 heute deutlich unter denen der 1970er Jahre, als Waschmaschinen und Toilettenspülungen noch deutlich mehr Wasser verbrauchten und die Verbraucher noch gar nicht ans Sparen dachten.

Der Verbrauch sank um rund 30 Prozent

Während 2018 insgesamt 120 Millionen Kubikmeter zum Verbraucher flossen, waren es 1975 noch 161,6 Millionen Kubikmeter. Allerdings hinken diese Vergleich laut Braukmann, weil damals der Abnehmerkreis Hamburgs noch größer war als heute (Buchholz gehörte dazu, Wedel noch nicht). Bereinigt aber sei der Verbrauch gegenüber den 1970er Jahren um rund 30 Prozent gesunken.