Hamburg. Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg 2754 Wohnungen mehr als im Vorjahr fertiggestellt. Erste politische Reaktionen.
Mit 10.674 fertiggestellten neuen Wohnungen hat der Wohnungsbau in Hamburg im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 2018 seien 2754 Wohnungen mehr als im Vorjahr fertiggestellt worden, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag.
Dieser Anstieg von knapp 35 Prozent sei "ein wirklich großartiges Ergebnis der Zusammenarbeit von Senat, Bezirken und der Wohnungswirtschaft". Ziel dieses Bündnisses für das Wohnen sei die Genehmigung des Baus von jährlich 10.000 neuen Wohnungen. Erstmals sei es nun gelungen, diese Marke auch bei den Fertigstellungen zu durchbrechen. "Das ist jetzt wirklich ein Sprung", sagte die Senatorin. Der Bau neuer Wohnungen sei das beste Mittel, für bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu sorgen.
Scharfe Kritik von der Links-Fraktion
Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich begeistert: „Über 10.000 fertiggestellte Wohnungen 2018 zeigen, dass der Wohnungsbau in Hamburg gut vorankommt. Zugleich sorgen wir für moderne Quartiere mit ausreichend Kitas, guten Schulen, Sport-, Freizeit- und Grünflächen." Tschentscher betonte, dass das Leben in Hamburg bezahlbar bleiben solle. "Angebot und Nachfrage nach Wohnraum müssen wieder in einen Ausgleich kommen.“
Weniger euphorisch reagierte die Linken-Bürgerschaftsfraktion. „Die hohe Wohnungsbauzahl ist nur auf den ersten Blick erfreulich. Unverändert ist der Anteil der günstigen Wohnungen viel zu gering“, sagte Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Links-Fraktion.
Damit der Senat wenigstens seine Legende von einem Drittelmix aufrechterhalten könne, ändere er einfach die Berechnungsgrundlage und lasse mal eben über 15.000 teure Wohnungen außen vor, heißt es in der aktuellen Mitteilung. Der Vorwurf der Links-Fraktion lautet: In der Realität seien von 55.740 Wohnungen, die seit 2011 fertiggestellt wurden, nur 14.561 öffentlich geförderte Wohnungen. "Alle Verrenkungen und Taschenspielertricks des Senats nützen nichts", sagte Sudmann. "Nur jede vierte Wohnung ist dank öffentlicher Förderung günstig, das ist weit entfernt von einem Drittelmix. Mit dem Bau so vieler teurer Wohnungen werden die Mieten verantwortungslos in die Höhe getrieben."
Grüne: Anteil an geförderten Wohnungen steigern
Der Zeitverzug zwischen Genehmigung der Bauanträge und Baufertigstellung sei überwunden, sagte Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. "Auch die Bauwirtschaft scheint nun genügend Kapazitäten aufgebaut zu haben, um diese hohe Fertigstellungszahl zu packen. Nimmt man die zahlreichen Maßnahmen des Mieterschutzes hinzu, ist es kein Zufall, dass in Hamburg die Mieten nicht so stark steigen wie in anderen deutschen Großstädten", so Duge.
Nach Ansicht der Grünen geht Hamburg mit Maßnahmen gegen Verdrängung in Gebieten der Sozialen Erhaltungsverordnung und gegen Zweckentfremdung von Mietwohnungen sowie mit dem Acht-Euro-Wohnungsbau den richtigen Weg hin zu bezahlbarem Wohnen. "Für die Zukunft wollen wir sozial orientierte Bauträger wie Genossenschaften oder Stiftungen stärken, einen zweiten Bauträger aufbauen, den Anteil an geförderten Wohnungen steigern und die Mietpreisbremse endlich scharf gestellt sehen", sagte der Grünen-Politiker.
FDP: Wohnungswirtschaft keine weiteren Steine in den Weg legen
"Auch der Senat hat endlich erkannt, dass Bauen das beste Mittel gegen steigende Mieten ist", sagte der Stadtentwicklungsexperte der FDP, Jens P. Meyer, zu der Wohnungsbaubilanz des Senats für 2018. Dieser Erkenntnisgewinn sei angesichts der aktuellen Diskussionen über Enteignungen und die Verschärfung der Mietpreisbremse erfreulich.
"Es ist längst überfällig, die vielen Regulierungen und Vorschriften auf ein vernünftiges Maß zurückzufahren und der Wohnungswirtschaft keine weiteren Steine in den Weg zu legen", sagte der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete. "Ohne sie gäbe es den jetzt vom Senat gefeierten Erfolg bei der Fertigstellung neuer Wohnungen in unserer Stadt nicht." Laut Jens P. Meyer zeigten die Brandbriefe der Mitglieder aus dem "Bündnis für Wohnen" gegen Erbbaurechtsphantasien und weitere Vorschriften, dass der Senat Gefahr laufe, seine hochgesteckten Ziele zu konterkarieren.