Hamburg. In Ohlsdorf eröffnet ein großes Familienbad mit Liegeflächen und Wasserspielplatz im Freien. Was die Besucher noch erwartet.

„Familienbad Ohlsdorf“. Die neuen Buchstaben prangen schon am Haupteingang. Edel sieht das silbrige Metall auf der Ziegelfassade des historischen Eingangsgebäudes aus, das 1920 nach Entwürfen von Fritz Schumacher errichtet wurde. Schick ist auch das neu mit Schieferschindeln gedeckte Dach mit dem markanten Uhrenturm. Seit dem Bau des Hallenbads Ende der 1970er-Jahre hatte das Klinkerhäuschen keinen unmittelbaren Bezug mehr zum Schwimmbad. Ein sozialer Verein und eine Geschichtswerkstatt zogen ein, der Hauptraum, der „Grüner Saal“, wurde als Veranstaltungsfläche vermietet.

Jetzt bekommt es seine ursprüngliche Funktion als Schwimmbad-Entrée wieder zurück. Von hier aus werden die Badegäste den dahinter liegenden Neubau betreten, der sich – recht schmal, aber dafür mehr als 100 Meter lang – Richtung Alsterlauf erstreckt. Am 30. Juni ist es soweit: Dann wird angebadet in Hamburgs modernstem Hallenbad, dessen verglaste Südfront sich zum Außenbereich mit Liegewiese, Beachvolleyballfeld und Wasserspielplatz hin öffnen lässt. 25,4 Millionen Euro wird es kosten.

Bäcker soll Gastronomie übernehmen

Wir betreten das Eingangsgebäude über einen Seiteneingang im rechten Flügel, in dem die künftigen Personalräume liegen. Von hier aus gelangen wir in den, „Grünen Saal“, der direkt hinter dem (noch mit einer Bretterwand versperrten) Eingangsbereich liegt. Die grünen Fliesen an der Wand sind überwiegend original, beschädigte wurden durch teure Nachbildungen ersetzt. Bäderland-Projektleiter Ingo Schütz erläutert den Aufwand: „Der ,Grüne Saal’ ist künftig die Verbindung des historischen Bestands mit der modernen Schwimmhalle.“

In den linken Flügel des Eingangsgebäudes wird die Gastronomie einziehen, es gab jedoch Schwierigkeiten, einen Betreiber zu finden. „Wir wollen hier keine klassische Frittenbude, außerdem gibt es hohe Auflagen für eine Gastronomie“, so Bäderland-Sprecher Michael Dietel. Mittlerweile sei man im Gespräch mit einem Bäcker, der nicht nur Badegäste versorgen soll, sondern auch Passanten auf dem Weg zum Bahnhof Ohlsdorf und die Bewohner der Neubauten, die auf einem Teil der ehemaligen Freibadfläche entstehen (wir berichteten).

Eigener Eingang für Schüler

Aus dem eher schummerigen „Grünen Saal“ betreten wir den hellen Neubau. Schütz erläutert, was wo geplant ist: rechter Hand der „spacig weiße“ Kassentresen, hinten links ein Loungebereich mit Schließfächern. Und dann der Seiteneingang für die vielen Schüler, die zum Schwimmen kommen. „Von hier aus können sie gleich zu ihrem Umkleidebereich ins Untergeschoss gehen, ohne mit anderen Badegästen ins Gehege zu kommen“, sagt Schütz und weist auf eine Treppe. Auch die Dusch- und Umkleidebereiche der anderen Badegäste sind nur über Treppe oder Fahrstuhl zu erreichen. „Das ist topographisch bedingt, weil das Grundstück zur Alster hin abfällt“, erklärt Schütz.

Unten zeigt er die Dusch- und Föhnbereiche, wo Anschlüsse und Kabel aus der Wand ragen. Und den großen Umkleidebereich, der noch durch Schrankwände gegliedert wird. Dann betreten wir die eindrucksvolle, 100 Meter lange Schwimmhalle. Noch ist sie ganz mit einem Baugerüst ausgefüllt, denn unter der Holzbalkendecke wird noch ein besonderer, schallschluckender Leinwandstoff angebracht. Eine feste Glaswand in der Mitte trennt die Halle in zwei Bereiche: Im vorderen befindet sich die Kleinkindspielfläche mit Wasserrutsche und Wärmebänken sowie ein Schwimmbecken, in dem die Wassertiefe per Hubboden eingestellt werden kann. „Je nachdem, was man für Aquagymnastik oder Anfängerkurse braucht“, sagt Schütz. Das Becken ist noch mit Spanplatten abgedeckt – ebenso wie das 50-Meter-Becken im zweiten Hallenteil. Auch hier schafft Hydraulik Flexibilität: mittels einer Hubwand kann das Bassin in zwei wettkampftaugliche 25-Meter-Becken unterteilt werden. Der hintere Hallenbereich ist rundum verglast und gibt den Blick frei ins Grüne.

Technik für 3,4 Millionen Liter Wasser

Ebenso groß wie der Schwimmbadbereich ist das Technikgeschoss im Keller – mit Blockheizkraftwerk, Wärmerückgewinnung und Abwasseraufbereitung für die 3,4 Millionen Liter Wasser, die die Becken fassen. Alles supermodern. „Auf die Technik entfällt mehr als ein Drittel der Baukosten“, so Dietel. Ob sie auch funktioniert, wird die Bad-Mannschaft in ihrer gläsernen Kanzel oben in der Schwimmhalle überwachen.

Am Ende unseres Besuches schauen wir uns das Außengelände an. Eine Sandwüste. Auf der Südseite sind immerhin schon Teile der Terrasse gepflastert, auch die Liegestufen sind schon geformt; und wo der Wasserspielplatz entsteht, ragen Rohre aus dem Boden. „Dank Rollrasen wird hier am 30. Juni alles grün sein“, verspricht Dietel.

Damit sind die Baumaßnahmen aber nicht abgeschlossen. Im Anschluss an die Eröffnung beginnt (zunächst im Inneren) der Abbruch des alten Schwimmbads, was Parkplätzen und eine weitere Liegefläche schafft. Zudem werden nördlich der Schwimmhalle rund 120 Wohnungen gebaut. Deren Tiefgaragen liegen auf dem selben Niveau wie der Technikkeller des Schwimmbads. Sobald sie fertig gestellt sind, wird Erdreich aufgeschüttet. Das neue Familienbad wird dadurch auf der Nordseite zum Teil im Erdboden verschwinden – fügt sich dadurch und dank seiner begrünten Dächer aber auch gut in die Umgebung ein.