Hamburg. Die Oströhre ist Freitagmittag eröffnet worden. Die Sanierung kostete 60 Millionen Euro. Im Juni wird die Weströhre stillgelegt.
Wie gut, dass die Sonne scheint und Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Jens Meier, CEO der Hamburg Port Autority (HPA ), ein wenig Wärme mitgibt, ehe es 23,5 Meter tief unter die Erde geht. Die beiden haben am Freitagmittag die Oströhre des Alten Elbtunnels eröffnet – und da unten sind die Temperaturen doch recht frisch. Mit einem symbolischen Knopfdruck geben die beiden den Verkehrsweg unter der Elbe wieder für die Öffentlichkeit frei. Wie auf einer großen Bühne fällt ein Vorhang, der den Blick in den 1911 eröffneten Tunnel zuvor versperrt hat.
Erstmals seit Ende 2009 stehen damit in den kommenden Wochen wieder beide Tunnelröhren zur Verfügung, ehe die Sanierung der Weströhre startet. Der 426 Meter lange Tunnel verbindet St. Pauli mit dem Stadtteil Steinwerder auf der südlichen Elbseite.
Wahrzeichen löste ein Verkehrsproblem
„Es ist ein Wahrzeichen Hamburgs, obwohl es unter der Erde liegt“, sagte Bürgermeister Tschentscher, der die herausragende ingenieurtechnische Meisterleistung hervorhob, die vor mehr als 100 Jahren vollbracht worden sei. Mit dem Bau sei damals ein Verkehrsproblem gelöst worden. Er sollte den Hamburgern den kurzen Weg zur Arbeit auf den Werften ermöglichen und eine Alternative zum überlasteten Fährverkehr schaffen.
Der Verkehr habe sich weiterentwickelt und inzwischen sei der Alte Elbtunnel eine neue Wegeverbindung, die vor allem von Fahrradfahrern und Fußgänger gern genutzt wird, um von der einen Seite der Elbe auf die andere zu kommen. Im vergangenen Jahr nutzten 1,1 Millionen Fußgänger den Tunnel sowie 300.000 Radfahrer, Tendenz stark steigend, so HPA-Chef Jens Meier. Der Tunnel ist für sie kostenlos 24 Stunden am Tag nutzbar. Dazu kamen im Jahr 2018 38.000 Autos.
360.000 Fliesen wurden verlegt
Er betonte, der Alte Elbtunnel sei für die HPA immer eine Herzensangelegenheit gewesen. „Mit der Fertigstellung der Oströhre haben wir einen wesentlichen Meilenstein der Sanierung dieses besonderen Wahrzeichens genommen“, so Meier. „Ich hatte Gänsehaut, als wir das erste mal das Licht eingeschaltet haben und ich diesen Glanz gesehen habe.“
Tatsächlich glänzen nach der 60 Millionen Euro teuren Sanierung der Oströhre die Fliesen, die Lichter und sogar der Boden. 360.000 Fliesen sind nach Angaben von Meier neu verlegt worden, „damit könnte man eine 4000 Quadratmeter große Küche fliesen“, rechnete er vor. Außerdem wurden 80 Wandreliefs aufwändig restauriert oder erneuert. 20.000 Nieten und Schrauben mussten wegen Undichtigkeit getauscht werden (ein Zehntel der gesamten Nieten), rund 3600 Tonnen Schwerbeton wurden eingebaut und 17 Kilometer Bleifugen erneuert.
Sanierte Röhre ist derzeit nur für Fußgänger offen
Bis zum 2. Juni steht die sanierte Oströhre ausschließlich Fußgängern zur Verfügung, damit sie das Ergebnis der Sanierung ohne Rücksicht auf den Verkehr betrachten können. Radfahrer und Autofahrer können bis dahin die Weströhre nutzen. Am 3. Juni beginnen dann dort die Sanierungsarbeiten, die Röhre wird dafür gesperrt. Die Sanierung wird voraussichtlich fünf Jahre dauern und wird nach einem Bundestagsbeschluss mit bis zu 21,3 Millionen Euro gefördert.
Tschentscher und Meier dankten den Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU), die sich für die Bundesmittel eingesetzt hatten. Kruse sagte dem Abendblatt: „Für mich ist der Elbtunnel wie ein liegender vergrabener Eiffelturm“, deshalb müsse dieses Wahrzeichen unbedingt erhalten bleiben.“ Als die Kosten bei der Sanierung immer weiter stiegen, war die Instandsetzung der Weströhre fraglich geworden. Zu Beginn war man von Kosten von etwa 17 Millionen Euro ausgegangen.
Unklar, ab wann der Tunnel autofrei wird
Wann das Wahrzeichen endgültig autofrei wird, steht noch nicht fest. Nach Abendblatt-Informationen soll die Idee von Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks aber bald umgesetzt werden. Für Autofahrer ist die nur 1,85 Meter breite Straße ohnehin nur bedingt zu empfehlen: „Die Straße ist so eng, dass man sich die Felgen kaputt macht“, sagte Arne Weber, dessen Unternehmen HC Hagemann die Projektleitung bei der Sanierung hatte.