Hamburg. Die Hochwasserschutzanlage wird rechtzeitig zum Hafengeburtstag eröffnet. Sie hat 136 Millionen Euro gekostet.

Noch fehlen ein paar Geländerteile und Pflastersteine, etliche Bauarbeiter sind emsig bei der Arbeit, aber Projektleiter Olaf Müller zeigt sich zuversichtlich, dass die neue Flutschutzpromenade bis zum 3. Mai fertiggestellt werden kann. Dann soll die Anlage, die sich vom Baumwall bis zu den Landungsbrücken zieht, feierlich eröffnet werden – rechtzeitig zum Hafengeburtstag, der am 10. Mai beginnt.

Bei einer Begehung am Freitag kurz vor der Fertigstellung schwärmt Müller, Geschäftsbereichsleiter Gewässer- und Hochwasserschutz beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG): „Ich glaube, es ist eine der schönsten Anlagen, die ich in den letzten 35 Jahren betreut habe.“ Seit 2011 hat der LSBG im Auftrag der für den Hochwasserschutz zuständigen Hamburger Umweltbehörde daran gebaut.

Entwurf für Promenade stammt von Zaha Hadid

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) lobt die Umsetzung des Entwurfs der international renommierten Architektin Zaha Hadid: „Ich freue mich, dass mit diesem Bauwerk eine wunderbare Symbiose von Schutz und Schönheit gelungen ist. Der Bau ist Boulevard, Hochwasserschutz und Flaniermeile zugleich.“

Die Promenade mit ihren Treppen sei schon jetzt ein beliebtes Fotomotiv und Treffpunkt für Hamburgerinnen und Hamburger, um Sonnenuntergänge, Schiffe und Hafen zu genießen. „Ich halte es für die vielleicht schönste Klimaanpassung der Welt. Der neue Boulevard entlang der Elbe setzt international Maßstäbe,“ sagte Kerstan. Und deshalb sei der Name Elbe-Boulevard auch viel passender als der schnöde Name Hochwasserschutzanlage, sind sich der Senator und Müller einig. Für den Entwurf hatte Zaha Hadid bei der Hamburger Architektur-Olympiade 2006 die Goldmedaille erhalten.

Mit der Fertigstellung der neuen 136 Millionen Euro teuren Anlagen wurde der Hochwasserschutz für die Innenstadt zwischen der Schaartorschleuse und dem Hafentor verbessert. Der neue Elbe-Boulevard hat künftig eine Höhe von bis zu 8,90 Meter über Normalnull (üNN) – von ehemals 7,20 üNN. „Das soll jetzt 100 Jahre halten“, sagt Müller.

Nach Angaben von Kerstan leben in Hamburg 325.000 Menschen in sturmflutgefährdeten Bereichen. Deshalb sei es nötig, den Hochwasserschutz auszubauen. „Die Menschen müssen sich in Hamburg keine Sorgen machen, sie sind jetzt sehr viel sicherer“, so der Senator.

20 Ingenieurbüros und 13 Baufirmen waren beteiligt

Die lange Bauzeit von neun Jahren erklärte Olaf Müller mit den besonderen Herausforderungen. Es seien mehr als 20 Ingenieurbüros und 13 Baufirmen beteiligt gewesen. Viele Bauverfahren habe man entwickeln und viele Bauteile maßanfertigen müssen. „Wir konnten oft nur bei Niedrigwasser arbeiten. Es war eine Meisterleistung aller Beteiligten.“

Auf der erhöhten Hochwasserschutzanlage entstand eine neue, breite Hafenpromenade aus schwarzem Basaltstein. Großzügige helle Treppenanlagen aus Stahlbeton zur Land- und Wasserseite laden Passanten zum Bummeln und Verweilen ein.

Der Höhenunterschied zwischen Promenade und Straße wird durch die Treppen gemildert und der Zugang zum Portugiesenviertel verbessert. Anstatt der klassischen Peitschenlampen nimmt ein spezieller Lampenentwurf Bezug auf die Schiffsmasten im Hafen. Alle 40 Meter sind nach Angaben von Müller Notfallleitern angebracht – falls einmal jemand in die Elbe fallen sollte.

Das es sich bei der 1275 Meter langen Hochwasserschutzanlage um ein Bauwerk der Superlative handelt, machen auch folgende Zahlen deutlich: Es wurden 32.400 Kubikmeter Stahlbeton, 3840 Tonnen Material für Spundwände, 5437 Betonfertigstufen und 17.700 Quadratmeter Basaltsteine verbaut.

Restaurant wird zum Hafengeburtstag eröffnet

Mit dem Entwurf einher gingen auch ein neues Restaurant und eine neue Tiefgarage unterhalb der Promenade. Das Restaurant Alex Überseebrücke, das an der Stelle des früheren Restaurants Überseebrücke entstanden ist, soll ebenfalls rechtzeitig zum Hafengeburtstag eröffnet werden. Es soll eine Mischung aus Bistro, Kneipe, Bar und Café werden, hieß es.

Die Tiefgarage wird nach Angaben von Müller jedoch erst zum Jahresende fertiggestellt. Dafür ist der durchgehende Radstreifen am Fuße des Bauwerks bereits fertig, ebenfalls zwei Busparkplätze, die es bislang nicht gab. Auch fünf neue Bäume wurden gepflanzt.

Bei denen, die schon auf der neuen Promenade schlendern, kommt das Bauwerk gut an: „Es ist sehr schön und übersichtlich“, finden Anita und Markus Griesbeck, die gerade beruflich in der Hansestadt zu tun haben und zuletzt vor 20 Jahren hier waren. Sie hatten die Treppe gesehen, „und da wollten wir wissen, was oben ist“, sagt die Bayerin.

670 Millionen Euro für den Hochwasserschutz

Hamburg ist umgeben von 103 Kilometern Hauptdeichlinie. Davon sind nach Angaben der Umweltbehörde 78 Kilometer Deich und 25 Kilometer Wände. Das aktuelle Bauprogramm Hochwasserschutz sei auf 20 Jahre angelegt – dafür wurden Kosten von 670 Millionen Euro veranschlagt. Priorität hat laut Umweltbehörde die Erhöhung der Deiche in Wilhelmsburg und auf der Veddel.

Bei aller Zuversicht treibt Olaf Müller der Termin der Eröffnung am Baumwall durchaus um: „Ich hoffe, dass wir dann keinen Bauzaun mehr haben. Wir haben bis dahin noch gut zu tun.“