Hamburg. Es ist Nummer 35, liegt in Volksdorf und beherbergt mehr als 800 Tierarten – darunter viele seltene und gefährdete Gattungen.

Der rot-grüne Senat hat am Dienstag den Duvenwischen in Volksdorf zum 35. Hamburger Naturschutzgebiet erklärt. Insgesamt 825 Tierarten konnten Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg im Auftrag der Umweltbehörde in dem 43,6 Hektar großen Areal identifizieren – darunter zahlreiche seltene und gefährdete Arten.

Käfer sind demnach die artenreichste Tiergruppe in dem Areal. Sie machten mit 561 erfassten Käferarten fast zwei Drittel des gesamten Artenbestandes aus. „Zwei der dabei nachgewiesenen Totholz-Käfer (Allecula rhenana und Corticeus fasciatus) gehören wegen ihrer hohen Ansprüche an die Qualität und Kontinuität der von ihnen besiedelten Strukturen zu den sogenannten Urwaldrelikt-Arten, den bundesweit anspruchsvollsten Alt- und Totholzbewohnern“, schreibt die Umweltbehörde in der Begründung der Entscheidung. „Ihr Vorkommen unterstreicht den aktuellen naturschutzfachlichen Wert des Gebietes.“

Neue Naturschutzgebiet weist 25 Biotoptypen aus

Von den 16 Tagfalter-Arten stünden fünf auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten, etwa der Mädesüß-Perlmutterfalter. Die Vogelwelt im Duvenwischen umfasse 61 Arten, elf davon würden als gefährdet in Hamburg geführt, so etwa der Mittelspecht. Das neue Naturschutzgebiet weise 25 sogenannte Biotoptypen aus, „was eine große strukturelle Vielfalt auf engstem Raum bedeutet“, so die Behörde. Fast die Hälfte der Fläche entsprächen einer „Biotop-Wertstufe“ von acht (auf der bis neun reichenden Skala) und gölten damit als besonders wertvoll.

Das Naturschutzgebiet Duvenwischen grenzt an das schleswig-holsteinische Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor. „Mit dem Naturschutzgebiet Duvenwischen wird der Biotopverbund in Wandsbek um einen wichtigen Mosaikstein erweitert“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Dienstag. „Damit ist das Ende der Auszeichnung unserer wertvollsten und schätzenswertesten Naturflächen aber noch nicht erreicht. Wir werden weiter dafür sorgen, dass guter und passender Lebensraum für die hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten garantiert und gesichert wird. Auch als Naherholungsraum der Hamburgerinnen und Hamburger sind solche Gebiete von unschätzbarer Bedeutung. Obwohl Hamburg wächst und dichter bebaut wird, sorgen wir so dafür, dass die Lebensqualität für alle erhalten bleibt.“

Weiteres Naturschutzgebiet geplant

Für Besucher ändert sich laut Behörde durch die Ausweisung als Naturschutzgebiet vor allem eines: Es gilt eine Wegebenutzungspflicht, es ist also nicht erlaubt, abseits der Wege durch die Natur zu streifen. Seit Bildung des rot-grünen Senates 2015 wurden laut Kerstan nunmehr drei neue Naturschutzgebiete ausgewiesen. Bereits Anfang 2017 erklärte die Stadt die Allermöher Wiesen mit 106 Hektar sowie die Neuländer Moorwiesen mit 255 Hektar Fläche zur Naturschutzgebieten. Damit stehen nun laut Umweltbehörde nunmehr 7124 Hektar der Hamburger Fläche unter Naturschutz, das entspreche 9,5 Prozent der Landesfläche.

Kein anderes Bundesland habe einen so hohen Flächenanteil unter Naturschutz gestellt. Demnächst soll laut Umweltsenator Kerstan das Gebiet rund um die Einmündung der Diekbek in die Alster (im Nordosten von Duvenstedt) als 36. Naturschutzgebiet ausgewiesen werden – mit einer Fläche von 31 Hektar. Zudem wolle man die Naturschutzgebiete Höltigbaum und Stapelfelder-Moor erweitern.