Hamburg. Polizeigewerkschaft spricht von Skandal im offenen Vollzug. 34-Jähriger mit vier Kilo Marihuana ertappt.

Unter Polizisten ist von einem „Skandal“ die Rede: Offenbar nutzen verurteilte Drogenhändler in Hamburg den offenen Vollzug in der JVA Glasmoor, um erneut illegale Geschäfte mit Betäubungsmitteln zu machen. „Nach Erfahrung von Kollegen findet ein ausufernder Missbrauch statt“, sagte der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Jan Reinecke. Die Drogenhändler würden zu früh tagsüber aus dem Gefängnis gelassen und nicht genügend kontrolliert. Die Justizbehörde spricht von Einzelfällen.

Am Donnerstag gab die Polizei bekannt, dass zuletzt ein 34-Jähriger aus dem offenen Vollzug beim Drogenhandel ertappt wurde. Der Mann wurde in Bramfeld mit zwei Komplizen bei der Übergabe von zwei Kilogramm Marihuana beobachtet und erneut festgenommen. In seiner Wohnung fanden die Ermittler später weitere zwei Kilogramm Marihuana, zwei Kilogramm Amphetamine und 50 Gramm Kokain. „Es wurden 11.155 Euro an mutmaßlichem Dealgeld sichergestellt“, sagte ein Polizeisprecher.

Illegale Geschäfte geplant

Laut der Gewerkschaft BDK handelt es sich dabei mitnichten um einen Einzelfall. Bereits im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis beginnen festgenommene Drogendealer demnach damit, sich untereinander zu vernetzen und erneute illegale Geschäfte zu planen.

 Justizsenator Till Steffen
Justizsenator Till Steffen © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Wenn sie bereits wenige Monate nach der Verurteilung dann in den offenen Vollzug wechselten, täuschten sie eine geregelte Arbeit vor und dealten heimlich weiter. In Kreisen von Kriminellen werde die Justizvollzugsanstalt Glasmoor mit Blick auf Justizsenator Till Steffen (Grüne) bereits mitunter „Hotel Steffen“ genannt.

Kommentar: Ein Gefängnis ist kein Hotel

Ein Sprecher der Justizbehörde nannte den aktuellen Fall dagegen eine „Ausnahme“. Grundsätzlich sei der offene Vollzug in der JVA Glasmoor ein wichtiger Baustein zur Resozialisierung. Etwa 60 Prozent der Gefangenen dort dürften die Haftanstalt tagsüber verlassen. „Es gibt unzählige Geschichten von erfolgreicher Resozialisierung und sehr wenige Fälle, wo die Vollzugslockerungen missbraucht werden“, sagte der Sprecher.

Keine aktuellen Zahlen

Offiziell wurden zwischen den Jahren 2013 und 2017 fünf Gefangene in Glasmoor wegen Drogendelikten auffällig, neue Zahlen liegen bislang nicht vor. Es werde kontinuierlich an der Verbesserung der Kontrollen gearbeitet, hieß es.