Hamburg. Straftäter im offenen Vollzug brauchen klare Regeln. Vor allem wenn Hamburger Drogenhändler aus der Haft heraus dealen.

Es sollte der Moment sein, der Kriminellen die Augen öffnet: Das schwere Tor schließt sich, die Wertsachen werden weggeschlossen, eine Zelle wartet. Nach Angaben von Polizisten ist der Beginn einer Haftstrafe aber für Drogendealer in Hamburg häufig nicht mehr als ein lästiger Umzug auf Zeit: Schon in der U-Haft werde wieder geplant, bald darauf wieder gedealt – dank der Verlegung in den offenen Vollzug und zu lascher Kontrollen.

Es wäre vorschnell wie falsch, aus den Vorwürfen zu schließen, dass der Justizvollzug in Hamburg nicht funktioniert. Der offene Vollzug ist vernünftig, weil Gefangene nur dann eine Chance auf Resozialisierung haben, wenn sie ihnen auch eingeräumt wird. Wie viel Vertrauen angemessen ist, wird dabei immer ein Drahtseilakt sein – nur die Haltung der Stadt muss stimmen. „Liberal, aber nicht doof“, wie Olaf Scholz (SPD) zu sagen pflegte.

Das Kontrollsystem muss überdacht werden

Wenn Kriminelle die JVA Glasmoor aber als „Hotel“ verspotten und Gefangene selbst in ihren Zellen noch bequem per Handy ihren Drogengeschäften nachgehen, ist es geboten, das Kontrollsystem neu zu überdenken. Der Verweis der Justizbehörde auf wenige bekannt gewordene Missbrauchsfälle in den vergangenen Jahren verfängt nur bedingt.

Denn mit dem härteren Vorgehen der Polizei gegen Drogenhändler in jüngster Zeit steigt auch das Risiko, dass sich Dealer im Gefängnis austauschen, sich helfen, Schwächen im System auszunutzen. Im offenen Vollzug nachlässig zu sein führte den Einsatz der „Task Force Drogen“ an Brennpunkten ad absurdum.

Geboten ist eine sehr genaue Prüfung, bevor der offene Vollzug genehmigt wird. Er darf nicht zum Automatismus werden. Vertrauen ist zu wertvoll, um es achtlos zu verschenken.