Hamburg . Damals ein aufsehenerregender Schritt: Vor 25 Jahren gründete die evangelische Kirche eine „Aids-Pfarrstelle“ in Hamburg.
Vor 25 Jahren sorgte eine Entscheidung der evangelischen Kirche in Hamburg für bundesweites Aufsehen. Am 1. April 1994 begann Rainer Ehlers – damals hieß er noch Jarchow – seinen Dienst als erster Pastor für Menschen mit Aids.
„Damals wurde ein großer und weit über die Grenzen Hamburgs hinaus beachteter Schritt gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV/Aids und ihrer Lebensweisen getan“, sagt der heutige Hamburger Aids-Pastor Thomas Lienau-Becker. Als einziger kirchlicher Dienst dieser Art in Deutschland arbeite die Hamburger Aids-Seelsorge bis heute in gleichem Umfang weiter, sagt er.
„Aids-Pfarrstelle“ aufgrund dramatischer Lage
Vor 25 Jahren war die Lage für die Patienten angesichts der hohen Sterblichkeitsrate und steigender Erkrankungszahlen dramatisch. Der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreisverband Hamburg entschloss sich daher, eine „Aids-Pfarrstelle“ zu schaffen und mit einer glaubwürdigen Person zu besetzen.
So übernahm Pastor Rainer Ehlers diese Aufgabe. „Als offen lebender Schwuler verlieh er auch dem mit der Stelle verbundenen Wunsch ein Gesicht, der Lebenswelt von HIV-Infizierten in der Kirche Raum zu geben“, sagt Thomas Lienau-Becker.
Seelsorge begleitet Erkrankte in ihrem Leben
Mit der Verfügbarkeit neuer Medikamente seit 1996 änderte sich die Situation der Patienten grundlegend. Die Sterblichkeit ging zurück und immer stärker wurde es zur Aufgabe der Aids-Seelsorge, Menschen in ihrem Leben mit dem Virus zu begleiten. Derzeit sind ein Pastor und drei weitere Mitarbeitende im Seelsorgeteam in St. Georg tätig.
Das Jubiläum wird am Sonnabend mit einem Fest gefeiert, am Sonntag beginnt in der Heiligen Dreieinigkeits-Kirche (St. Georgs Kirchhof 3) um 18 Uhr ein Gottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Hamburg ist 2017 weiter gesunken. 170 Fälle wurden nach Daten des Robert-Koch-Instituts verzeichnet.