Hamburg. Dritter Teil der Umfrage zeigt hohe Wertschätzung im 100. Jubiläumsjahr. Der Klimaschutz ist für fast alle Wähler wichtig.

Bei einem größeren Teil der Menschen in Hamburg zeigen sich zumindest unterschwellig weit rechte Grundeinstellungen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Universität Hamburg, für die zwischen dem 6. Januar und 2. März 1069 repräsentativ ausgewählte Hamburger befragt wurden. So stimmten 34 Prozent der Befragten der Aussage „Andere Völker mögen Wichtiges vollbracht haben, an deutsche Leistungen reicht das aber nicht heran“ zu.

Die Zustimmung zu diesem Satz gilt als ein Indikator für eine rechte Grundeinstellung. Den Satz „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden groß“ bejahten im Durchschnitt 29 Prozent, bei der Aussage „Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in die Heimat zurückschicken“ waren es im Schnitt noch 14 Prozent. Die Zustimmungswerte bei Anhängern der AfD sind hier jeweils deutlich höher – allerdings sind sie auch bei anderen Parteien teilweise nicht sehr niedrig (Details siehe nebenstehende Grafik).

„Rechte Einstellungen zeigen sich nicht nur bei der AfD, sondern reichen weit in die anderen Parteien hinein“, sagte Studienleiter Prof. Kai-Uwe Schnapp von der Uni Hamburg. „Das ist leider nicht überraschend.“

Wissenschaftler genießen großes Vertrauen

Die Universität hat die Hamburgerinnen und Hamburger auch danach gefragt, über welche Medien sie sich vorrangig informieren. Am häufigsten wird demnach das öffentlich-rechtliche Fernsehen als wichtigste Quelle bezeichnet, es folgen überregionale Tageszeitungen, Radio und regionale Tageszeitungen. Erst danach kommen Onlineportale wie GMX, T-Online oder Web.de oder soziale Medien wie Facebook, Twitter und YouTube. Das größte Vertrauen bei den Menschen genießen Wissenschaftler, gefolgt von Journalisten sowie Freunden und Verwandten. Politikern wird dagegen nur wenig vertraut.

Dem Satz „Beim aktuellen Geschehen vertraue ich den Informationen von Wissenschaftlern“ stimmten 71 Prozent voll und ganz und 26 Prozent teils/teils zu. Bei Journalisten stimmten 36 Prozent voll und ganz zu und 48 Prozent teils/teils. Freunden und Verwandten vertrauen laut der Umfrage etwas weniger Menschen. Bei Politikern bejahten nur noch 14 Prozent den Satz voll und ganz und 57 Prozent teils/teils.

„Die Medien und professionelle Journalisten haben, trotz der langen Debatten über eine angebliche ,Lügenpresse‘, einen insgesamt positiven Ruf“, sagte Studienleiter Schnapp. „Dieses Vertrauen ist ein stabilisierendes Element für die Demokratie und letztlich wünschenswert bei all der schnellen Bewegung in dieser Zeit. Es gibt ein Bedürfnis nach Stabilität. Es ist eine gute Botschaft, dass dieses Bedürfnis durch professionellen Journalismus bedient wird.“

Wohnraum ein wichtiges Problem

Als wichtigste Probleme der Stadt nannten bei der Umfrage zwar die meisten Befragten das Thema Wohnraum (36 Prozent), gefolgt von Verkehr (18), Infrastruktur (7), Soziales (6) und Umwelt (6). Gleichwohl spielt auch das Thema Klimaschutz für die Hamburgerinnen und Hamburger eine wichtige Rolle in ihren politischen Überlegungen.

Auf die Frage „Wie wichtig war der Klimaschutz für Ihre Wahlentscheidung bei der letzten Bundestagswahl im September 2017?“ antworteten im Durchschnitt 62 Prozent mit sehr oder eher wichtig. Am höchsten war dieser Anteil erwartungsgemäß bei den Grünen mit 93 Prozent, gefolgt von Linken (89), SPD (58), CDU (46), FDP (35) und AfD (13).

Dass der Klimaschutz als bei fast allen Parteigängern außer denen der AfD eine so große Bedeutung hat, könnte laut Schnapp eine Erklärung dafür sein, dass die Grünen derzeit insgesamt so gut in Umfragen abschneiden. Dabei ändern die Befragten nach eigener Aussage auch das eigene Verhalten, um das Klima zu schützen. 51 Prozent sagten, dass sie deswegen immer oder oft auf das Autofahren verzichteten, bei Flugreisen waren es noch 35 Prozent.

Große Bedeutung für die Stadt

Die Universität, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, fragte die Hamburgerinnen und Hamburger auch nach ihrer Einstellung zur eigenen Hochschule. Dabei stimmten 84,1 Prozent der Aussage zu, dass die Uni eine große Bedeutung für die Stadt habe. Immerhin noch 71,3 Prozent bejahten den Satz, Hamburg sei eine „wichtige Universitäts- und Wissenschaftsstadt“. 67,1 Prozent glauben, die Uni sei gut mit der Stadt vernetzt, und 46,4 Prozent empfinden die Uni als bürgernah.

Erster Teil: Grüne auf neuem Rekordkurs

Zweiter Teil: Tschentscher beliebtester Politiker

„Die Stimmung gegenüber der Uni ist besser, als wir es vermutet hätten. Die Annahme, ihre Universität sei den Hamburgern nicht so wichtig, wird durch unsere Umfrage widerlegt“, so Studienleiter Schnapp. „Die Politik, Hamburg zu einer Wissensmetropole zu machen, wird durch unsere Ergebnisse eher gestützt.“ Die gesamte Bürgerumfrage der Universität findet sich jetzt auch im Internet unter https://www.wiso.uni-hamburg.de/forschung/forschungslabor/ueber-uns/aktuelle-meldungen/hhbus-2019-ergebnisse-politik.html