Hamburg. Rund um das Desy und auf der Trabrennbahn sollen Uni-Institute, Labors für Existenzgründer und ein Besucherzentrum entstehen.

Unter der Erde ist in Bahrenfeld bereits viel Neues in Bewegung gekommen, seit der Super-Röntgenlaser European XFEL seinen Betrieb aufgenommen hat und Forscher aus aller Welt mit dem Instrument winzige Strukturen wie Moleküle untersuchen. Nun tut sich auch oberirdisch einiges: Dort habe Hamburg die „Chance, etwas Großes zu schaffen“, erklärte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) vor Kurzem im Abendblatt-Interview. Rund um das Forschungszentrum Desy und auf der heutigen Trabrennbahn soll ein Areal entstehen, das „erstmals in der Geschichte Hamburgs Wohnen, Wirtschaft und Wissenschaft miteinander verzahnt“, sagte die Zweite Bürgermeisterin.

Derzeit plant eine Lenkungsgruppe um Staatsrätin Eva Gümbel (Grüne) die Details der „Science City Bahrenfeld“ – zum Teil nach dem Vorbild der erfolgreichen Wissenschaftsparks in Garching bei München und Berlin-Adlershof. Zwar soll erst ab Januar 2019 der städtebauliche Entwicklungsplan präsentiert werden, doch schon jetzt stehen etliche Maßnahmen fest.

Im Februar 2019 beginnt der Bau des neuen Innovationszentrums Bahrenfeld. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Desy, der Universität Hamburg und der Stadt. Das Gebäude mit 2600 Qua­dratmetern Nutzfläche wird am Übergang zwischen Luruper Hauptstraße und Luruper Chaussee auf Höhe der Stadionstraße entstehen. Die Inbetriebnahme ist laut Desy für Herbst 2020 geplant. Zur Finanzierung hat die Stadt 14,2 Millionen Euro bereitgestellt.

Büros mit etwa 100 Plätzen geplant

In der Einrichtung sollen Initiativen für Ausgründungen auf dem Forschungscampus gebündelt und betreut werden. Geplant sind Büros mit etwa 100 Plätzen und Laborflächen für Existenzgründer, Start-ups und etablierte Firmen, die den Forschungsfeldern des Campus entsprechen. Dazu zählen Biowissenschaften wie Chemie und Medizin, Laser- und Nanotechnologie sowie Materialwissenschaften.

Nebenan liegen etliche Forschungsneubauten, zum Beispiel das Center for Free-Electron Laser Science, in dem Forscher der Uni Hamburg, des Desy und der Max-Planck-Gesellschaft zusammenarbeiten. Das Innovationszentrum soll die Phase nach der Gründung einer Firma bis zur Marktreife abdecken.

Einige Hundert Meter weiter nordöstlich soll auf einer Fläche im Dreieck Luruper Hauptstraße, Elbgaustraße und Vorhornweg ein 5,8 Hektar großer Forschungs- und Innovationspark entstehen. Sein Hauptquartier könnte ein Technologiezentrum an der Kreuzung Luruper Hauptstraße/Elbgaustraße werden, mit Räumen für junge Unternehmen, die sich am Markt etablieren wollen. Dabei soll es schwerpunktmäßig um Biowissenschaften, Nanotechnologie und neue Materialien gehen.

Außerdem sind auf dem Areal Flächen für etablierte Unternehmen vorgesehen, die forschen und entwickeln wollen. „Es gibt für die von uns vermarkteten Flächen schon mehrere attraktive Bewerber, die auch den inhaltlichen Vorgaben entsprechen“, sagt Andreas Köpke, Sprecher der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamburg Invest. Ein Baubeginn sei allerdings erst 2020 realistisch. „Wenn die Science City Bahrenfeld künftig in einem Atemzug mit München-Garching und Berlin-Adlershof genannt werden soll, müssen noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden“, sagt Köpke. Ein Baurecht sei zwar vorhanden, aber es werde an einer besseren Anbindung an den ÖPNV gearbeitet. Und der Landesbetrieb Immobilienmanagement müsse noch den Straßenbau abschließen.

Biologen und Chemiker ziehen auf Trabrennbahn

Umzugspläne gibt es für Wissenschaftler der Universität Hamburg. Ein Grund: Die Gebäude des Fachbereichs Chemie am Martin-Luther-King-Platz in Eimsbüttel sind marode. In den kommenden fünf bis zehn Jahren sollen die Chemiker nach Bahrenfeld umziehen und dort auf dem Gelände der Trabrennbahn unterkommen, ebenso wie ein Großteil der Biologen. Neben einem neuen Campus der Universität sind auf der Trabrennbahn auch Gästehäuser geplant. Denkbar ist zudem der Bau eines Technologiezentrums.

Uni-Chef Dieter Lenzen sieht in dem Umzug mindestens einen großen Vorteil: „Die Kooperation der Chemie, Physik und Biologie für die großen Forschungsthemen wird durch die Anwesenheit auf demselben Campus wesentlich erleichtert, da dort die entscheidenden Forschungsbauten und Großgeräte konzentriert sind.“

Auch ein neues Desy-Besucherzen­trum ist geplant. Mehr als 10.000 Menschen besuchen jedes Jahr das Forschungszentrum. Doch trotz dieses Interesses gibt es für Gäste bisher keine repräsentative Anlaufstelle. Das wird sich bald ändern: Voraussichtlich ab 2021 sollen Besucher im neuen Desy Science Forum, kurz Desyum, empfangen werden. Nach Schätzungen werden etwa 15 Millionen Euro in das Gebäude nahe dem Haupteingang fließen.