Hamburg. 13 Einheiten sind an der Neumayerstraße entstanden. Echtholzparkett, beheizbare Handtuchhalter und große Terrassen.
Von der großzügigen Dachterrasse fällt der Blick auf das Bismarckdenkmal und den Elbpark. Dahinter ragen die Tanzenden Türme an der Reeperbahn in den Himmel. Auf der anderen Seite ist der Michel zu sehen. Die Räume sind lichtdurchflutet, mit mehr als drei Meter hohen Decken. Die rund 52 Quadratmeter große Zwei-Zimmerwohnung mit offener Küche ist mit Echtholzparkett aus Eiche ausgelegt, die Holzleisten und die Kassettentüren weiß lackiert.
Das Badezimmer mit begehbarer Dusche hat einen beheizbaren Handtuchhalter. Für die Waschmaschine steht ein eigener kleiner Raum zur Verfügung. In der kalten Jahreszeit sorgt eine Fußbodenheizung für angenehme Temperaturen in dem Penthouse: „Wir haben bei der Ausstattung dieses Gebäudes auf hochwertige Materialien geachtet. Hier würde ich auch sofort selber einziehen. Ich würde behaupten, ein solch hoher Standard ist bei öffentlich geförderten Wohnungen selten“, sagt Projektentwickler und Bestandshalter Michael Börner-Kleindienst von der Harmonia Immobilien GmbH beim Termin mit dem Abendblatt.
6,50 Euro kalt pro Quadratmeter
Es ist kein Scherz. Die hier beschriebene Wohnung kostet laut Börner-Kleindienst 338 Euro kalt pro Monat. Das sind 6,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Einziehen können hier die Hamburger, die Anspruch auf eine öffentlich geförderte Wohnung im ersten Förderweg haben. Das sind zum Beispiel Einzelpersonen, die nicht mehr als 17.400 Euro netto jährlich verdienen oder Zwei-Personen-Haushalte, deren Einkommen bei nicht mehr als 26.100 Euro netto liegt.
Das moderne Gebäude in Backsteinoptik an der Neumayerstraße in der Neustadt wurde vor Kurzem fertiggestellt inklusive Fahrstuhl und Tiefgarage. Das Treppenhaus ist mit großen schwarzen Fliesen ausgestattet. Insgesamt gibt es zwölf weitere öffentlich geförderte Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern. Auch die sind so komfortabel ausgestattet und kosten jeweils 6,50 Euro pro Quadratmeter. Im Erdgeschoss zeigt Eigentümer Börner-Kleindienst die Vier-Zimmer-Wohnung mit 89 Quadratmetern.
Grünanlage mit Kinderspielplatz
Die hat Badewanne und Dusche sowie ein separates WC. Die großzügige Terrasse grenzt direkt an die kleine Grünanlage mit Kinderspielplatz auf dem Privatgelände: „Mit diesem Objekt verdienen wir auf sehr lange Sicht kein Geld. Ich wollte bewusst etwas von hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität schaffen, an dem die Bewohner, die Nachbarn und meine Familie langfristig Freude haben und zeigen, dass auch öffentlich geförderte Wohnungen durchaus anspruchsvoll und hochwertig sein können.“
In Hamburg wurden im vergangenen Jahr 2466 öffentlich geförderte Wohnungen mit Mietpreisbindung fertiggestellt. In diesem Jahr stehen 138 Millionen für die Wohnungsbauförderung zur Verfügung, im kommenden Jahr sind es 149 Millionen Euro. Zur Zeit gibt es in Hamburg 77.362 Sozialwohnungen.
Der Bauherr an der Neumayerstraße möchte vor allen Dingen die Wohnungen an ältere Menschen vergeben. Börner-Kleindienst erläutert: „Das öffentlich geförderte Wohngebäude, das Bestandteil eines Ensembles mit zwei frei finanzierten Wohngebäuden ist, ist mir ein besonderes Anliegen, eine Herzensangelegenheit, in die wir viel Liebe gesteckt haben.“ Die Eigentumswohnungen, die eine ähnliche Ausstattung haben, sind alle verkauft: „Ich habe gehört, dass diese zum Teil als frei finanzierte Mietwohnungen für über 17 Euro pro Quadratmeter kalt angeboten werden“, sagt Börner-Kleindienst.
Sozialwohnungen entstehen auch in HafenCity
In 15 Jahren läuft die Sozialbindung für die öffentlich geförderten Wohnungen aus. Die Anfangs-Netto-Kaltmiete von 6,50 Euro je Quadratmeter und Monat darf während der Sozialbindung alle zwei Jahre um maximal 30 Cent je Quadratmeter/Monat erhöht werden. Erst nach 15 Jahren, dem Ablauf der Bindung, dürfen Mieten im Rahmen der gesetzlichen Regelungen und des Mietenspiegels vereinbart werden. Als die öffentlich geförderten Wohnungen vor wenigen Wochen im Internet angeboten wurden, „da haben wir mehrere Hundert Anfragen in kürzester Zeit erhalten. Die müssen wir jetzt erst mal abarbeiten“, sagt Börner-Kleindienst.
Die Zeiten, in denen Sozialwohnungen vor allem in wenig attraktiven Stadtteilen entstehen, sind lange vorbei. Denn inzwischen gilt bei größeren Wohnungsbauprojekten, dass in der Regel ein Drittel öffentlich geförderter Wohnraum sein muss. Das gilt auch für die HafenCity oder die Innenstadt. In einem Abendblatt-Interview hatte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) betont: „Wir wollen nicht, dass sich die Reichen abschotten. Es muss eine gute Mischung sein. Deshalb ist es sinnvoll, wenn auch in gefragten Vierteln Sozialwohnungen gebaut werden.“ Das gelte ebenso für Stadtteile wie Harvestehude oder Rotherbaum.