Hamburg. Die Saga baut für acht Euro pro Quadratmeter – für gute Integration. Das Projekt ist durchaus heikel.

Es kommt nicht oft vor, dass sich zu einem Richtfest für eine neue Wohnanlage mit 182 Wohnungen so hoher Besuch ansagt. Dass am Montag sowohl Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, als auch Saga-Chef Thomas Krebs zur Baustelle am Butterbauernstieg in Hummelsbüttel erschienen, hat einen einfachen Grund: Die Saga baut direkt neben der großen Flüchtlingsunterkunft Rehagen.

Um den Bau wurde massiv gestritten

„Dieses Bauvorhaben trägt zur gewünschten Durchmischung bei. Hier wächst ein neues Quartier, das über die unmittelbare Nachbarschaft integrationsfördernd wirkt“, sagte die Senatorin. Wie heikel dieses Projekt ist, zeigt ein Blick in das Archiv. Um den Bau der Unterkunft Rehagen, errichtet von der Saga-Tochter Hamburger Immobilienentwicklungsgesellschaft (HIG), wurde massiv gestritten.

Bei einer Silvester-Demo 2017 entrollten 120 Aktivisten des Hamburger Landschafts- und Klimaschutzverbands (HLKV) Protest-Transparente mit Aufschriften wie „SOS“ oder „Bebauung stoppen“. Im Februar 2018 stellten Gegner sogar Strafanzeigen gegen Spitzenpolitiker wie den damaligen Bürgermeister Olaf Scholz, Umweltsenator Jens Kerstan und Dorothee Stapelfeldt, da aus ihrer Sicht keine gültige Baugenehmigung vorgelegen habe.

Integration ist das große Ziel

Inzwischen wohnen vor allem geflüchtete Familien aus Afghanistan und Syrien in der Unterkunft mit der Perspektive Wohnen. So nennen Behörden Quartiere für Flüchtlinge, die eine gute Chance haben, in Deutschland bleiben zu dürfen. Hier verpflegen sich die Bewohner selbst, es gibt auch nicht den in Erstunterkünften üblichen Wachdienst.

Umso wichtiger ist die Integration. Deshalb setzt die Saga bei ihrem Neubauprojekt auch nicht auf klassische Sozialwohnungen. Ganz bewusst will der kommunale Wohnungsbaukonzern solvente Mieter in die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen locken – allesamt ausgestattet mit Terrasse oder Balkon. Da keine Wohnung öffentlich gefördert wird, können auch Mieter mit höherem Einkommen dort einziehen. Weitere Pluspunkte: 46 Wohnungen werden barrierefrei errichtet, zudem gibt es fast 100 Pkw-Stellplätzen, bezogen auf die Zahl der Wohnungen deutlich mehr als etwa in der Neuen Mitte Altona. Zudem wird eine Kita integriert.

Wohnungen sind erschwinglich

Dennoch bleiben die Wohnungen erschwinglich. Zu Beginn wird jeder Mieter nur acht Euro den Quadratmeter zahlen. Möglich ist dies, weil die Saga auf die sogenannte Typenbauweise setzt. Das Stadtpark-Quartier in Barmbek dient als Blaupause, in Hummelsbüttel entsteht gewissermaßen eine Kopie, was die Kosten massiv senkt. „Mit diesem ambitionierten Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Menschen, die den ersten Förderweg nicht in Anspruch nehmen und die sich hohe frei finanzierte Eingangsmieten in Hamburg schlichtweg nicht leisten können“, sagt Krebs.

Noch in diesem Jahr sollen die ersten Mieter in die neuen Wohnungen einziehen. Saga und Stadt werden aufmerksam beobachten, wie dann die Integration gelingt. Denn auch in Billstedt sollen Acht-Euro-Wohnungen neben einer Flüchtlingsunterkunft gebaut werden.