Hamburg . Einschränkungen für Fußgänger und Autofahrer. Baustart für den Hadi-Teherani-Neubau noch 2019. Was Denkmalschützer sagen.
Die Tage des Deutschlandhauses, eines der wichtigsten Bauwerke der Hansestadt, sind gezählt. Am kommenden Montag werden am Gänsemarkt die Abbrucharbeiten beginnen, teilte der Investor am Donnerstag mit. Die Unternehmensgruppe ABG mit Sitz in München plant an der Stelle einen Neubau nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Hadi Teherani. Seine Planung lehnt sich an den Bau aus den Zwanzigerjahren an und wurde in Kooperation mit dem Amt für Denkmalschutz und dem Oberbaudirektor erarbeitet.
Während der Abbrucharbeiten wird es zu Einschränkungen für Fußgänger wegen der Sperrung von Gehwegen und des Zugang zur U-Bahn kommen. Und auch Autofahrer müssen mit temporären Teilsperrungen rund um das Gebäude rechnen- Zunächst soll das Gebäude entrümpelt werden. Ab Mai ist dann zunächst der Abriss des westlichen Hofflügels geplant, im Juni sollen die Gebäudeteile am Valentinskamp, der Dammtorstraße und der Drehbahn fallen.
Größte Kino des Landes war hier beheimatet
Im Herbst folgt der unterirdische Abriss und die Herstellung der Baugrube. Der Klinkerbau der jüdischen Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld an der Ecke Dammtorstraße/Valentinskamp steht wie nur wenige für ein Großstadtprojekt der 20er-Jahre. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war hier das größte Kino des Landes beheimatet. Die Zeitungen schwärmten bei der Eröffnung 1929 von „einem märchenhaften Palast“ und feierten das „schönste Theater der Welt“.
Während der Kinosaal zerstört war, blieben große Teile des Gebäudes intakt.
Der Gänsemarkt bekommt ein neues Gesicht – wieder einmal
1945 zogen die Briten in den Bau, der fortan „Hamburg House“ hieß und den „Victory-Club“ beherbergte. Die Besatzer begannen das Gebäude umzubauen.
Denkmalverein sieht den Abriss kritisch
Zwischen 1976 und 1982 sanierte die Dresdner Bank das Deutschlandhaus endgültig zu Tode. Der Hamburger Kunsthistoriker und Architekturexperte Hermann Hipp kritisierte, das Deutschlandhaus sei „nach der Erneuerung der Bausubstanz eine abgeschwächte Kopie seiner selbst“. Deshalb steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Trotzdem sieht der Denkmalverein den Abriss kritisch. Das Deutschlandhaus solle bleiben.
Der Denkmalverein kritisierte: "Auch wenn das Deutschlandhaus nicht unter Schutz steht, weil es schon zu stark verändert wurde, so prägt es doch seit 90 Jahren das Stadtbild am Gänsemarkt. Es hätte daher eine transparente und öffentliche Debatte darüber stattfinden müssen, wie mit einer städtebaulich und denkmalpflegerisch so bedeutenden Situation umgegangen wird", sagte Vorstand Kristina Sassenscheidt. „Das Haus ist stadtbildprägend und aus ökologischen Gründen erhaltenswert.“
Der Neubauentwurf von Teherani sieht nun einen Neubau im „modernen Stil traditioneller Kontorhäuser“ vor. Die Bruttogeschossfläche liegt bei 40.000 Quadratmeter. In dem 1200 Quadratmeter großen Atrium soll eine „grüne Oase“ mit Palmen an umlaufenden Wasserbecken entstehen. Geplant ist eine öffentliche Gastronomie, Büros, Einzelhandel, 31 Wohnungen und eine Tiefgarage. Der Baustart soll voraussichtlich Ende des Jahres sein.