Hamburg. Neue Wohnungen sollen auf Neuwerk entstehen, Hotels erweitert werden. Besseres Schulangebot angedacht.

Neuwerk führt ein Schattendasein. Die idyllische Insel gehört zwar zu Hamburg, liegt aber etwa 120 Kilometer entfernt in der südlichen Helgoländer Bucht. Aber nun soll dieser idyllische Ort aus dem „Dornröschenschlaf“ geweckt werden. Es geht um Neubauten, ein besseres Schulangebot, die Erreichbarkeit, mehr Aufenthaltsqualität und einen Spielplatz.

Das alles steht in einem Entwurf eines umfangreichen Entwicklungskonzepts, das Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) mit seiner Verwaltung erarbeitet hat. Neuwerk ist ein Stadtteil des Bezirks Mitte. Das Papier wurde jetzt im nicht öffentlichen Teil der Bezirksversammlung vorgestellt: „Wir haben mit den Menschen auf Neuwerk über ihre Wünsche und Sorgen gesprochen. Das Leben soll noch lebenswerter und die Zukunftsfähigkeit der Betriebe gesichert werden“, sagte Droßmann dem Abendblatt. Der Bezirksamtschef betonte: „Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die bauliche Entwicklung, die aber zu den strengen Auflagen des Biosphärenreservates und des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer passen muss.“

Für die Bewohner Neuwerks sei es von großer Bedeutung, Wohnraum für sich und potenzielle Angestellte zu schaffen. Dieser Wohnraum werde gebraucht, „um den aktuellen Lebensformen Rechnung zu tragen“, heißt es in dem Konzept. Mit Stand Januar 2019 lebten 32 Menschen auf der Insel. Unterdessen kündigte Droßmann an: „Es ist möglich, auf zahlreichen Flächen Gebäude zu erweitern, aber auch Neubauten zu errichten. Wie viele neue Wohnungen oder auch Hotels beziehungsweis Pensionen weiter entwickelt werden, hängt auch davon ab, welchen Bedarf die Insulaner haben.“ Auch die Genehmigung für den Bau eines „Sauna- und Wellnesshauses“ wird in Aussicht gestellt.

Pläne gibt es auch für Turmwurt

Pläne gibt es auch für das unter Denkmalschutz stehende Ensemble Turmwurt. Hier steht auch der imposante Leuchtturm aus dem Jahre 1310 – Hamburgs ältestes Bauwerk. Die Turmwurt soll langfristig zu einem Platz mit Aufenthaltsqualität und Außengastronomie entwickelt werden. Davon würden auch die rund 100.000 Touristen profitieren, die Neuwerk jedes Jahr besuchen. Welche Möglichkeiten es gibt, damit dieser Bereich künftig als „Zentrum“ der Insel dienen kann, soll ein Gutachten klären. Auf dem Areal könnte das Gebäude der Hamburg Port Authority (HPA) erweitert werden und auf der Fläche des ehemaligen Leuchtturmwärterhauses ein Wohnhaus gebaut werden. Auch die Bebauung des HPA-Lagerplatzes mit Wohnungen „stehen wir offen gegenüber. Hier könnte beispielsweise Wohnraum für Angestellte geschaffen werden“, sagte Droßmann. Auf dem Gelände der Schule könnte ebenfalls ein Neubau entstehen.

Der Leuchtturm ist das imposanteste Gebäude der idyllischen Insel, die auch von vielen Tagestouristen besucht wird.
Der Leuchtturm ist das imposanteste Gebäude der idyllischen Insel, die auch von vielen Tagestouristen besucht wird. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Kritik wird in dem Konzept an der „Schulsituation auf der Insel“ geübt, diese sei dramatisch unbefriedigend. Alle Kinder, die die fünfte Klasse erreichen, müssten die Insel verlassen und entweder in einem Internat oder bei Verwandten wohnen. Es werde eine Beschulung bis einschließlich der sechsten Klasse empfohlen, heißt es in dem Konzept. Sollte diese Maßnahme nicht erfolgen, drohe der Insel zum Beispiel die Abwanderung der Leitung des Nationalparkhauses – und auch die Ansiedlung weiterer Familien werde sich als außerordentlich schwierig erweisen, wird in dem Konzept ausgeführt.

Bürgerschaft befasst sich mit dem Konzept

Ein Spielplatz soll auf der Fläche vor dem Nationalparkhaus gebaut werden. Auch die Verkehrsanbindung der Insel wird in dem Konzept thematisiert. Die tideabhängige Erreichbarkeit der Insel über den Wattweg gestalte sich zunehmend schwieriger: „Es muss untersucht werden, wie diese Situation zeitnah verbessert werden kann. Das Linienschiff verkehrt zum Beispiel nur von April bis Oktober, im Winter sind die Bewohner nahezu von der Außenwelt abgeschnitten“, sagte Droßmann.

Das Entwicklungskonzept stellt Droßmann gemeinsam mit der Umweltbehörde demnächst den Bewohnern von Neuwerk vor, denn die Insel ist Teil des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer und unterliegt strengen Umweltvorschriften. Danach befasst sich die Bürgerschaft mit diesem Entwurf.