Hamburg. Grüne und SPD wollen einen Abschnitt zwischen dem Hotel Atlantic und der Schmilinskystraße umwidmen.

Die östliche Seite der Außenalster ist stark von Fahrradfahrern frequentiert. Die Zählsäule an der Gurlitt-Insel an der Straße An der Alster verzeichnete seit 2014 mehr als neun Millionen Radfahrer. Aber die Politik ist mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. So sieht Michael Osterburg, Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte, „dringenden Handlungsbedarf. Die Radwege an der Straße An der Alster sind viel zu schmal, vor allen Dingen auf der Wasserseite entsprechen diese überhaupt nicht der heute üblichen Norm.“ Osterburg warnt: „Da dort der Radweg in beide Richtungen genutzt wird, dieser zudem noch ziemlich verwinkelt und in keinem optimalen Zustand ist, kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen.“

Grüne und SPD haben jetzt einen spektakulären Plan entwickelt. Ein entsprechender Antrag wurde in der vergangenen Woche in der Bezirksversammlung Mitte beschlossen: „Die Nebenfahrbahn der Straße An der Alster, die stadtauswärts führt, soll zwischen dem Hotel Atlantic und der Schmilinskystraße zu einer Fahrradstraße umgebaut werden“, sagte Osterburg dem Abendblatt. Was das bedeutet, erklärt der Grünen-Politiker: „Wenn wir den Abschnitt als Fahrradstraße ausweisen, würden die Radfahrer hier Vorrang vor dem Autoverkehr haben, und es würde Tempo 30 eingeführt.“

Osterburg hat noch weitere Pläne

Auch wenn sich die Politik für eine Fahrradstraße einsetzt, liegt die Ausweisung bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI). Auf Abendblatt-Anfrage sagte Sprecher Christian Füldner: „Auch den Abschnitt An der Alster haben wir in der Planung. Bevor wir da rankönnen, müssen wir allerdings den Brücken- und Straßenumbau an der Hohenfelder Bucht abwarten.“ Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht. Als Nächstes sollen laut Füldner die Straßen Bellevue und Schöne Aussicht bis 2020 zu Fahrradstraßen umgebaut werden. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Aber zurück zur Straße An der Alster. Hier hat Osterburg noch weitere Pläne: „Wir brauchen ein Konzept für die Neugestaltung der Straße An der Alster, die vor allem auf die Bedürfnisse der Fahrradfahrer ausgerichtet ist. Die Radfahrer brauchen hier auf jeden Fall mehr Platz, und da könnte es zum Beispiel helfen, wenn man die Parkbuchten zurückbaut.“

SPD will den Straßenraum fair verteilen

Das wird auch auf der Bürgerschaftsebene so gesehen. Der Grünen-Abgeordnete und Verkehrsexperte Martin Bill sagte dem Abendblatt: „Die Situation für die Radfahrer auf der östlichen Alsterseite muss dringend und deutlich verbessert werden. Dabei kann es eine Maßnahme sein, dass die Nebenfahrbahn der Straße An der Alster zu einer Fahrradstraße wird. Aber vor allem auf der Wasserseite muss der Radweg deutlich verbreitert werden.“ Dafür müsse entsprechend Platz geschaffen werden, und „da müssen wir dann prüfen, wie die mehrspurige Straße so umgebaut werden kann, damit Radfahren hier komfortabler wird“.

Die SPD ist etwas zurückhaltender – auch wenn Tobias Piekatz, Fraktionschef der Sozialdemokraten in der Bezirksversammlung Mitte, den Antrag gemeinsam mit den Grünen eingebracht hat: „Wir würden auch eine Fahrradstraße stadtauswärts auf der Nebenfahrbahn befürworten. Auch sollte die Verkehrsführung in dem Bereich optimiert werden. Allerdings wird die SPD nicht in den Straßenraum eingreifen und den Platz für die Autofahrer beschneiden.“ Piekatz stellte klar: „Wir sind dafür, dass man den vorhandenen Raum fair verteilt. Das heißt, dass Fußgänger, Autofahrer und Radfahrer nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern dass alle Interessen berücksichtigt werden.“

Erste Fahrradstraße wurde bereits 2014 eröffnet

Die Einführung von Fahrradstraßen führt in Hamburg immer wieder zu intensiven Diskussionen. Es geht um den Wegfall von Parkplätzen oder das Fällen von Bäumen. Die erste Fahrradstraße an der Alster wurde bereits 2014 eröffnet und führt heute vom Anglo-German Club am Harvestehuder Weg weiter über die Straße Alsterufer bis zur Fontenay. Eigentlich sollte sie fortgeführt werden bis zur Kennedybrücke. Doch die Straße vor dem US-Generalkonsulat am Alsterufer ist weiterhin aus Sicherheitsgründen gesperrt, und so lange können die Planungen nicht umgesetzt werden. Denn das Konsulat sollte eigentlich in die HafenCity umziehen.

Die Pläne wurden bereits vor mehr als drei Jahren bekannt. Die Büroflächen an der Straße Kehrwieder sind angemietet, doch bislang ist weiter nicht passiert. Nach Abendblatt-Informationen wird jetzt hinter vorgehaltener Hand von einem Umzug Ende des Jahres gesprochen.