Bremerhaven/Hamburg. Von Hamburg, Kiel, Rostock und Bremerhaven aus: Wie Reedereien mit günstigen Kurzreisen neue Passagiere anlocken.

Vom Kreuzfahrtboom mit rund 2,2 Millionen deutschen Passagieren pro Jahr profitieren auch die Hafenstädte Bremerhaven, Kiel, Rostock und Hamburg. Hier beginnen nicht nur Transatlantik- und Nordlandreisen, sondern auch Schnupper-Kreuzfahrten. Sie dauern zwischen zwei und fünf Tagen und führen über Nord- und Ostsee. In der neuen Saison locken Luxusliner wie die „Queen Victoria“ der britischen Reederei Cunard Line mit Schnäppchenpreisen. Drei Nächte an Bord (9. bis 12. Mai) von Kiel nach Southampton kosten in der „Britannia“-Innenkabine pro Person 240 Euro, Betthupferl am Abend inklusive.

Mit den relativ preiswerten Angeboten wollen die Unternehmen neue Passagiere anlocken und dem steigenden Interesse an Kurzreisen entsprechen. „Mini-Kreuzfahrten werden von unseren Gästen nachgefragt“, sagte eine Sprecherin von Aida Cruises in Rostock.

Kurzreisen auf der "Aidaluna"

Auf der „Aidaluna“ (2000 Passagiere) können interessierte Kurzurlauber jeweils an zwei Tagen im Mai, Juli und August von Kiel nach Kopenhagen und wieder zurückschippern. Der Ostseetörn in die dänische Hauptstadt kostet in der Meerblick-Kabine ab 405 Euro pro Person. Landausflüge durch Kopenhagen müssen extra bezahlt werden und kosten ab 44 Euro. Weitere Aida-Kurzreisen führen von Hamburg nach Rotterdam, Amsterdam und London sowie von Warnemünde über Stockholm nach Visby/Gotland und wieder zurück. Diese Mini-Kreuzfahrt auf der „Aidadiva“ im April schlägt mit rund 1000 Euro (Innenkabine) zu Buche.

In Bremerhaven, wo im Oktober 1958 Elvis Presley, der König des Rock’n’Roll, als amerikanischer Soldat erstmals deutschen Boden betrat, beginnen heute Hochsee-Kreuzfahrten. An der Columbuskaje legt am 20. Juni die MS „Artania“ von Phoenix-Reisen mit dem Ziel Kiel ab. Die knapp viertägige Auszeit auf dem Meer zur „Kieler Woche“ mit Zwischenstopp in Helsingborg und Kopenhagen kostet ab 499 Euro. Eine schönere motorisierte Anreise zum weltweit größten Seglertreffen dürfte es wohl nicht geben.

Schnuppertörns von Tui Cruises

Auch Tui Cruises mit Sitz in Hamburg hat Schnupper-Törns im Programm, die immer mehr nachgefragt werden. Im September übernimmt die Moderatorin und Entertainerin Barbara Schöneberger das Ruder – im Theater, versteht sich. Die Eventreise vom 3. bis 7. September auf der „Mein Schiff 3“ startet in Bremerhaven und endet in Kiel. Kosten: ab 799 Euro pro Person bei Doppelbelegung in der Innenkabine. Die Ausflugsabteilung bietet Landgänge in Oslo und Kopenhagen an.

Neulinge können auch auf der „MSC Preziosa“ ausprobieren, ob Kreuzfahrten etwas für sie sind. Der viertägige Kurztrip (3 Nächte) Ende April von Southampton nach Hamburg kostet ab 255 Euro.

Rostock bei Kurzreisen vorn

Zwar machen Kurzreisen nur rund zehn Prozent aller Hochseekreuzfahrten aus. Aber auch sie tragen zum Wachstum der einzelnen Destinationen bei. Rostock-Warnemünde verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rekord von 923.000 Passagieren. Damit lag diese Hansestadt vor Hamburg (915.000 Passagiere), Kiel (600.000) und Bremerhaven (230.000).

Jeder Kreuzfahrtgast gibt pro Landgang in Deutschland im Durchschnitt 48 Euro aus. Dazu kommen bei vielen Anreisenden noch die Übernachtungskosten, sodass die regionale Hotellerie und Gastronomie von den Schnupper-Kreuzfahrern profitiert. Touristiker gehen davon aus, dass der Kreuzfahrtmarkt weiter wachsen wird. Zählten die Kreuzfahrt-Veranstalter laut der jährlichen Studie des Branchenverbands CLIA 2016 in Deutschland zwei und 2017 bereits 2,2 Millionen Gäste auf hoher See, soll diese Zahl bis zum Jahr 2021 auf drei Millionen, bis 2025 auf vier Millionen und bis 2030 auf sechs Millionen steigen.

Wegen der guten Konjunkturlage waren die Bundesbürger 2018 zu Wasser und zu Lande so reiselustig wie nie zuvor. 62 Prozent waren wenigstens fünf Tage unterwegs, das sind vier Prozentpunkte mehr als 2017, wie die 35. Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen herausfand.

100.000 neue Crewmitglieder werden gesucht

Bis 2022 werden weltweit 75 neue Kreuzfahrtschiffe in See stechen. Dafür werden in den nächsten Jahren mindestens 100.000 neue Crewmitglieder benötigt. „Gesucht wird nicht nur qualifiziertes Fachpersonal für Küche, Bar, Rezeption, Restaurant und den gesamten Hotelbereich, sondern auch Mitarbeiter für Shops, Sport- oder Spa-Einrichtungen“, sagt der Bremer Kreuzfahrtexperte John Will. Die größte Jobmesse für das Arbeiten an Bord startet am 28. Februar fernab der Weltmeere ­– in Berlin.