Hamburg. Kurskorrekturen sollen mehr Zuschauer für Hamburgs Langstreckenlauf begeistern. Eine Karte zeigt die Route der Marathonläufer.
Der Haspa Marathon Hamburg hört zu – und reagiert auf Kritik: Die T-Shirts, die im Ziel als textiles Erfolgsdokument überreicht wurden, sahen langweilig aus und an einigen Abschnitten der 42,195 Kilometer langen Strecke war viel zu wenig Stimmung; das waren die beiden zentralen Punkte, über die sich im vergangenen Jahr die Teilnehmer des Hamburger Stadtlaufes in einer Umfrage beklagten.
Wenn das Rennen nun am Morgen des 28. April zum 34. Mal gestartet wird, sollten diese Kritikpunkte erledigt sein, hofft Veranstalter Frank Thaleiser (53): „Wir tun alles, um unsere Kunden zufriedenzustellen.“ Das neue hippe T-Shirt-Design jedenfalls konnte bei der Vorstellung schon mal gefallen.
Die Änderungen beim Hamburg Marathon erscheinen logisch
Der Beifall für die drei Streckenänderungen steht in der Praxis noch aus, logisch erscheinen die Abweichungen aber auf dem Papier. Die wichtigste betrifft den Abschnitt zwischen Kilometer 33 bis 37, wenn der Haspa-Marathon in seine entscheidende Phase läuft. Die Kohlehydratspeicher sind leer, der Körper beginnt seine Fettreserven zu verbrennen. In diesem Moment, wenn der „Mann mit dem Hammer“ kommt, bogen die Marathoni bislang auf die Alsterkrugchaussee ein.
Dort aber, wo die Läufer die Unterstützung am nötigsten hätten, standen – aus den Kleingärten kommend – gewöhnlich sehr wenige Zuschauer. „Hier war es eindeutig zu ruhig“, sagt Thaleiser.
Der Hamburg Marathon wird 2019 flacher – und lauter
Der international zertifizierte Marathon-Vermesser Wolfgang Timm und sein Assistent Jonas Pieper lösten das Problem binnen drei Stunden. Nach nur wenigen Metern auf der Alsterkrugchaussee geht es jetzt in den Alsterdorfer Damm. Nach einer kurzen Passage biegt die mit blauen Strichen markierte Strecke rechts ab in die Rathenaustraße, folgt im Stadtteil Alsterdorf dem Straßenverlauf über die Bebelallee nach Winterhude.
An der Kreuzung Hudtwalckerstraße führt eine Rechtskurve auf die Ludolfstraße, dann weiter auf der Busspur zum Eppendorfer Marktplatz, von dort auf die Eppendorfer Landstraße, schließlich links ab zum Eppendorfer Baum. Hier endet die „Umleitung“, und auf bekanntem Asphalt ist das Ziel in der Karolinenstraße am Fernsehturm nicht mehr allzu weit.
Lauftrainerin gibt Tipps für Vorbereitung auf den Hamburg Marathon
Der Marathon wird damit nicht nur lauter, stimmungsvoller, auch flacher. Der kleine, letzte kräftezehrende Anstieg auf der Höhe des Lokstedter Nedderfelds entfällt, was, ersten Reaktionen nach, den Läufern gefällt. Auch die Polizei begrüßt die Streckenführung, wird doch mit der Alsterkrugchaussee ein wichtiger Zubringer zum Flughafen Fuhlsbüttel wieder die meiste Zeit befahrbar sein. Die zwei anderen Korrekturen sind marginal, die Straße Schöne Aussicht (Kilometer 18,5) an der Außenalster kehrt dabei in den Kurs zurück.
Hamburg Marathon hat vier neue Sponsoren
Nach einer kleinen Krise im vergangenen Jahr, als im Februar und März die Anmeldezahlen wegen des strengen Winters einbrachen, läuft der Haspa-Marathon auf neue Rekorde zu. Die 3434 Startplätze für den Halbmarathon (21,0975 km) sind seit Langem ausverkauft genauso wie die 1625 Staffeln (6500 Starter). Das Hauptrennen, den Marathon, wollen bisher 12.500 Läufer und Läuferinnen bestreiten, 13.900 waren es 2018. Die Zahl dürfte übertroffen werden, entschließen sich in den letzten zwei Monaten gewöhnlich noch rund 2000 Ausdauerathleten kurzfristig zum Start. Eine Erfolgsstory bildet weiter das Zehntel (4,2195 km), der von der Supermarktkette Rewe gesponserte Schülerlauf am 27. April rund um das Messegelände. 9166 Nennungen sind schon heute eine Bestmarke, meldeten sich 10.090, wäre das Zehntel Deutschlands größter Schülerlauf. 10.089 waren es vergangenes Jahr in Berlin.
„Es gibt keinen Grund, 42 Kilometer am Stück zu laufen“
Mit vier neuen Sponsoren ist die Wirtschaftlichkeit des Marathons zudem wieder hergestellt, zehn Prozent mehr Einnahmen lassen den Etat auf mehr als drei Millionen Euro wachsen. Der Hamburger Leichtathletikverband darf sich nach einer Nullrunde 2018, die zu Entlassungen führte, wieder über 150.000 Euro Lizenzgebühren freuen.
Bessere Zeiten beim Haspa Marathon 2019 erwartet
Auch sportlich verspricht der 34. Haspa-Marathon bessere Zeiten. Halbmarathon-Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei (25) aus Kenia gibt in Hamburg ihr Marathon-Debüt.„Sie hätte bei den großen Rennen in Chicago oder London starten können, aber sie läuft bei uns, weil es in Hamburg zwar nicht das meiste Startgeld, aber die für sie besten sportlichen Bedingungen gibt“, sagt Veranstalter Thaleiser. Zwei speziell auf sie abgestellte Tempoläufer („Hasen“) werden sie begleiten, ein Service, den sie anderswo nicht erhalten hätte.
So schnell liefen die Sieger beim Hamburg Marathon
2018: Solomon Deksisa (Äthiopien) / 02:06:34
2017: Tsegaye Mekonnen (Äthiopien) / 02:07:26
2016: Tesfaye Abera (Äthiopien) / 02:06:58
2015: Lucas Rotich (Kenia) / 02:07:17
2014: Shumi Dechasa (Äthiopien) / 02:06:43
Bei den Männern soll der Kenianer Abel Kirui die Hamburg-Bestzeit seines Landsmanns Eliud Kipchoge angreifen, der 2013 bei seinem Debüt 2:05:30 Stunden lief, seitdem der weltbeste Marathoni und inzwischen auch Weltrekordler ist. Kirui (38), Weltmeister 2009 und 2011, Olympiazweiter 2012 in London, hat eine persönliche Bestzeit von 2:05:04 Stunden – aus dem Jahr 2009. „Er traut sich eine 2:05 bei uns zu“, sagt Thaleiser, „und deshalb haben wir ihn verpflichtet.“