Streit um katholische Schulen: Erzbischof stößt Eltern vor den Kopf

Es gibt Aussagen, da drängt sich der Satz aus Hiob 13, 5 auf. „Wollte Gott, ihr schwieget; so würdet ihr weise.“ Und der Lateiner zitiert den Satz „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ Manchmal ist es besser zu schweigen. Am Wochenende hat Erzbischof Stefan Heße eingerissen, was er zuletzt mühsam aufgebaut hatte. Noch im Januar, ein Jahr nach der verhängnisvollen Entscheidung des Erzbistums Hamburg, bis zu acht der 21 katholischen Schulen zu schließen, hatte Heße Selbstkritik geübt und um Entschuldigung gebeten. Bei den Betroffenen hatten diese neuen Töne Hoffnungen geschürt und Mut gemacht, dass die tiefen Gräben überwunden werden können. Denn für zwei Schulen geht es derzeit ums Ganze – für die Katholische Schule Harburg und die Sophienschule in Barmbek werden Spender und Investoren gesucht, die mehrere Millionen Euro aufbringen müssen.

Seit dem Wochenende dürfte dieses Unterfangen schwieriger geworden sein. In einem Interview auf „katholisch.de“ fällt Heße in alte Muster zurück. Er würde die Entscheidung zu den Schulschließungen so „nochmals treffen, um für unser Erzbistum und unsere Institutionen auch zukünftig Handlungsmöglichkeiten zu erhalten“; er redet den tiefen Vertrauensverlust zu einem Kommunikationsproblem klein. Dabei wäre die Stimmung unter den Katholiken kaum besser, hätte Heße die Schulen etwas diplomatischer geschlossen.

Das Problem gründet tiefer: Die Menschen sind enttäuscht und erbost, dass von oben herab traditionsreiche Schulen per Federstrich abgewickelt werden, dass für Verfehlungen in der Vergangenheit das Bistum seine Zukunft opfert. Die Katholiken wollen endlich mitgestalten und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sie wollen nicht nur eine andere Kommunikation, sie wollen eine andere Politik.

Es sind Zweifel angebracht, ob der Erzbischof zu diesem Politikwechsel willens und in der Lage ist.