Hamburg. NDR Bigband spielt mit dem Schlagzeuger Jeff Ballard in der fast ausverkauften Fabrik auf Weltklasse-Niveau.

Mit sehr prominenter Besetzung konnte die NDR Bigband bei ihrem Konzert in der fast ausverkauften Fabrik aufwarten. Am Schlagzeug des Jazz-Orchesters saß Jeff Ballard, einer der profiliertesten Könner hinter Trommeln und Becken. Der Amerikaner gehört zum Trio von Brad Mehldau und hat in der Vergangenheit auch für Chick Corea, Joshua Redman, Pat Metheny und viele mehr gespielt.

Nach Hamburg hatte er zwei Musiker mitgebracht, mit denen er des Öfteren in New York arbeitet: Chris Cheek (Tenorsaxofon) und Lionel Loueke (Gitarre). Geleitet wurde die Bigband an diesem Abend von ihrem neuen Chef Geir Lysne, der eine dicke Partitur vor sich liegen hatte. Die Arrangements stammten nicht von ihm, sondern von Guillermo Klein, einem in New York wirkenden Argentinier, der dort eine Bigband namens Los Guachos leitet, bei der die drei Gäste aus Übersee zuweilen mitwirken.

Blues von 1974

Unter Lysnes Leitung hat die NDR Bigband noch einmal einen künstlerischen Sprung nach vorn gemacht. Besonders, was die Dynamik angeht, spielt das Ensemble höchst nuanciert und auf Weltklasse-Niveau. Auch solistisch mussten einzelne Bigband-Mitglieder sich nicht hinter den beiden Amerikanern und dem Gitarristen aus Benin verstecken. Gabriel Coburger zeigte bei einem Solo auf dem Tenorsaxofon, dass er zur europäischen Spitze gehört und auch Gitarristin Sandra Hempel bekam viel Beifall für ihr filigranes Spiel. Mit der Baritonsaxofonistin Tini Thomsen glänzte eine weitere Hamburger Musikerin bereits in der ersten Nummer, dem „1974 Blues“ von Eddie Harris.

Für das Hamburger Konzert hatte Ballard ein Programm aus eigenen Kompositionen wie „B Lady“ und „Beat Street“ und aus dem riesengroßen Fundus afroamerikanischer Musik zusammengestellt. Charlie Parkers „Ah-Leu-Cha“ gehörte genauso dazu wie Duke Ellingtons „Heaven“ oder Horace Silvers „Sweet Stuff“. Vor allem, wenn Lionel Loueke in den Mittelpunkt rückte, bekamen die Nummern einen fröhlichen Calypso-Beat. Chris Cheek konnte vor allem bei den Balladen überzeugen, die er mit viel zartem Vibrato interpretierte.

Einfach nur toll

Sein Spiel erinnerte manchmal an Johnny Hodges, den herausragenden Altsaxofonisten aus Ellingtons Orchester, und dessen gefühlvolle Soli. Bei „Heaven“ intonierte Cheek ganz im Geiste von Hodges. Am Ende des zweistündigen Konzertes wurden Dirigent, Solisten und das Ensemble vom begeisterten Publikum mit Beifall überschüttet. Wieder einmal hatte die NDR Bigband gezeigt, dass sie zu den besten Klangkörpern des europäischen Jazz gehört. „Amazing“ nannte Jeff Ballard die Zusammenarbeit mit den Hamburger Musikern, schlicht übersetzt mit „toll“.