Hamburg. Dave Stewart feierte einst mit Eurythmics Welterfolge. Jetzt hat er den Soundtrack für „Ghost!“ geschrieben, das bald in Hamburg gastiert
„Ghost – Nachricht von Sam“ war 1990 ein sehr erfolgreicher Kinofilm mit Patrick Swayze, Demi Moore und Whoopi Goldberg in den Hauptrollen. In der Fantasy-Thriller-Komödie wird Sam (Swayze) auf dem Heimweg von einem Theaterbesuch durch einen Schuss getötet. Doch so ganz tot ist er noch nicht. Sam ist zu einem Geist geworden, der noch eine Aufgabe zu erledigen hat. Was nicht ganz einfach ist, denn seiner Freundin Molly (Moore) und anderen Lebenden kann er sich nicht mitteilen. Als Medium findet er die Wahrsagerin und Geisterbeschwörerin Oda Mae (Goldberg). Sie hilft Sam bei der Kommunikation mit seiner geliebten Freundin. Wie bei einer Reihe von Filmen zuvor wurde aus der Leinwand-Vorlage ein Theaterstoff. Bruce Joel Rubin, der bereits das Original-Drehbuch geschrieben hatte, besorgte auch den Text des Musicals. Als Komponisten gewannen die Produzenten Dave Stewart, eine Hälfte des Pop-Duos The Eurythmics, und Glen Ballard.
„Es war eine große Herausforderung, die Songs zu schreiben. Es hat drei bis vier Jahre gedauert, bis alles fertig war“, erzählt Dave Stewart im Telefoninterview. Den Sommer hat er in einem mehr als 200 Jahre alten Haus mit Tonstudio auf den Bahamas verbracht, in dem der Sänger, Gitarrist und Produzent arbeitet. „Ich fand es spannend, Musik für einen Geist zu schreiben, die nur das Publikum hören kann, aber niemand von den Figuren auf der Bühne.“ Besonderen Spaß hatte Stewart daran, die Songs für Oda Mae zu komponieren. „Sie ist eine Voodoo Queen, die Musik musste besonders farbig sein. Ich habe mich dabei von Sängerinnen wie Tina Turner, Etta James und Aretha Franklin inspirieren lassen“, erzählt er.
Die Songs, die Stewart und sein Partner Glen Ballard geschrieben haben, sind stilistisch weit gefasst. Es gibt Rock wie in „Here Right Now“, Tanznummern („More“), Dramatisches („Sam’s Murder“) und das funkige „Are You A Believer?“. Selbst Hip-Hop-Beats und düsteren Industrial-Sound benutzen die Komponisten, etwa wenn die Story im New Yorker Untergrund mit seinen U-Bahn-Schächten spielt. Auch „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers, die in der Filmmusik eine motivische Rolle gespielt hat, kommt im Musical vor. Mit Glen Ballard hat sich Dave Stewart einen Kompagnon dazugeholt, mit dem er immer wieder mal zusammen Ideen entwickelt hat. „Wir haben am Hollywood Boulevard in Los Angeles Studios im selben Komplex. ,Ghost‘ bot sich an, um mal etwas gemeinsam und nicht nur zum Spaß zusammen zu machen“, so Stewart.
„Ghost“ ist nicht das erste Musical, für das Dave Stewart die Musik verfasst hat. 2004 hatte er für das Wiener Raimund-Theater die Songs für „Barbarella“ geschrieben. Wenn „Ghost“ nun in Hamburg seine Premiere erlebt, werden die Songs nicht in der englischen Originalfassung, sondern in deutscher Übersetzung gesungen. Roman Hinze ist für die Übertragung verantwortlich. „Deutsch ist eine harte Sprache für einen Übersetzer. Das habe ich bereits bei ,Barbarella‘ gemerkt. Hundertprozentig bekommt kein Übersetzer die Synchronisation hin, da bleibt immer viel Gefühl auf der Strecke“, äußert der Popstar sich kritisch zu diesen Übersetzungen. Gleichwohl könne der Zuschauer dem Geschehen auf der Bühne leicht folgen.
Seine Welturaufführung erlebte „Ghost“ 2011 im Opernhaus von Manchester. Anschließend trat die fantastische Geschichte aus dem Jenseits eine erfolgreiche Reise um die ganze Welt an. „Ghost“ wurde im Londoner Westend, am New Yorker Broadway und in vielen Ländern inklusive Russland und Japan gezeigt. Die deutsche Erstaufführung lief im Dezember 2017 im Berliner Theater des Westens. In Hamburg wird „Ghost“ vom 28. Oktober an elf Wochen lang im Operettenhaus am Spielbudenplatz gezeigt.
Dave Stewart arbeitet zurzeit schon an den beiden nächsten Musical-Projekten. Eins trägt den Titel „The Secret Life Of Queen Victoria“ und ist die fiktive Geschichte der früheren britischen Königin, die nach dem Tod ihres Gatten keine Lust mehr hat, in schwarzen Kleidern herumzulaufen und zu trauern. Also besorgt sie sich eine Doppelgängerin und macht sich zwecks Urlaub nach Jamaika auf. „Musikalisch wird das etwas zwischen Paganini und Reggae“, erzählt Stewart. Das andere Projekt, an dem er arbeitet, heißt „Zombie Broadway“ und ist die verrückte Geschichte von Untoten, die in New York einmarschieren und die Stadt übernehmen wollen. Die Vorlage basiert auf einer Graphic Novel von Stewart und einigen Illustratoren. „Die Zombies mögen Musicals. Es wird lustig und ganz schön blutig“, verspricht Stewart.
„Ghost“ Premiere 28.10., 18.30, läuft bis 13.1.2019; Operettenhaus (U St. Pauli), Spielbudenplatz 1, Karten ab 49,90, für die Premiere ab 105,90; www.stage-entertainment.de