Hamburg. Ein Algerier soll seinen Landsmann wegen seines Glaubens schwer verletzt haben. Die Männer lebten in einer Unterkunft am Grellkamp.
Mit glühendem Hass verfolgte Mohamed I. (31) seinen Landsmann, so geht es zumindest aus der Anklage hervor. Demnach bedrohte er ihn mit einem abgeschlagenen Flaschenhals, schnitt ihm mit einem Messer ins Gesicht. Grund für die Attacke: Sein Opfer Mohamed P., wie er selbst aus Algerien nach Deutschland geflüchtet, war zum Christentum konvertiert. Seit dem Vorfall leidet Mohamed P. unter der Angst, auch hierzulande wegen seines Glaubens diskriminiert zu werden – wie schon zuvor in seinem Heimatland.
Der vorbestrafte Angeklagte war wegen der religiös motivierten Attacke und der Bedrohung bereits im Oktober 2018 vom Amtsgericht St. Georg zu 19 Monaten Haft verurteilt worden. Dagegen hatte der 31-Jährige Berufung eingelegt, am Montag verhandelte das Landgericht erneut.
Zeugin nicht anwesend
In einer von seiner Verteidigerin abgegebenen Erklärung bestritt Mohammed I. beide ihm zur Last gelegten Taten. Eine Zeugin, die Entlastendes über die mutmaßliche Messerattacke sagen sollte, erschien nicht zur Verhandlung – laut Gericht ist sie in ihr Heimatland zurückgekehrt.
Mit anderen Flüchtlingen lebten Opfer und Täter in einer Unterkunft am Grellkamp. Als er nach dem Duschen am 27. April 2017 in das Gemeinschaftszimmer gegangen sei, habe der Angeklagte seine Kette mit Kreuz gesehen, sagte Mohamed P. im Zeugenstand. Im angetrunkenen Zustand habe ihn Mohamed I. wenig später wüst bepöbelt, ihn als „Ungläubigen“ geschmäht und mit dem abgeschlagenen Flaschenhals bedroht. Glücklicherweise seien Mitbewohner dazwischengegangen.
Von Wachleuten gestoppt
Nach dem Zwischenfall sei er nach Schweden gegangen, habe aber nach einem halben Jahr nach Deutschland zurückkehren müssen, so der Zeuge. Zufällig sei er im Mai 2018 seinem Peiniger in Poppenbüttel an einer Bushaltestelle wieder begegnet. „Ich saß mit einem Freund vorne, da kam er und beschimpfte mich.“ Als er an seiner neuen Unterkunft Fiersbarg ausgestiegen sei, habe er den hinteren Bereich des Busses passiert – dort habe ihn Mohamed I. unvermittelt mit einem in seiner rechten Hand verborgenen Messer angegriffen.
Der Zeuge: „Ich blutete im Gesicht, flüchtete mit meinem Begleiter in die Unterkunft.“ Mohamed I. sei ihnen bis zum Eingang gefolgt, musste von Wachleuten gestoppt werden. „Er rief immer wieder, er werde mich umbringen“, so der Zeuge. Mohamed P. hatte Schnittverletzungen an der Nase, am Kinn und an der Lippe erlitten. Der Prozess wird am 31. Januar fortgesetzt.