Hamburg. Drei Hoffnungsträger, ein Altmeister und der Bürgermeister mussten in Hamburg zeigen, was sie rhetorisch können. Wer sich wie schlug.

Wer wissen will, wie ein Politiker sprechen muss, um nicht wie ein Politiker zu wirken, sollte eine Viertelstunde Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zuhören. Der zeigte beim Neujahrsempfang des Unternehmensverbandes Nord (UV Nord) in Hamburg, wie unterhaltsam politische Reden sein können, ohne dabei albern zu werden – und hatte den besten Auftritt im Vergleich der fünf Top-Politiker, deren rhetorische Leistungen (und Tricks) sich das Abendblatt angesehen hat. Hier die Ergebnisse:

Daniel Günther

Spricht meistens frei, tut gern so, als er hätte eine vorbereitete Rede „in Kiel vergessen“. Oder zieht, wie beim Neujahrsempfang des UV Nord, einen winzigen Spickzettel aus der Jackentasche, auf den maximal ein paar Zahlen passen. Günther gelingt wie wenigen anderen Politikern die Mischung aus persönlichen Geschichten – möglichst mit Bezug zum Ort, an dem er spricht –, politischen Botschaften und kleinen Gehässigkeiten.

Daniel Günther (hier beim Deutschland-Tag der Jungen Union).
Daniel Günther (hier beim Deutschland-Tag der Jungen Union). © picture alliance

In Hamburg erzählte er, wie sehr er sich freue, dass Peter Tschentscher und er die Handynummer ausgetauscht hätten. Um hinterher zu schieben: „Das ist nicht selbstverständlich zwischen dem Hamburger und dem Schleswig-Holsteiner Regierungschef. Ich will da jetzt keine Namen nennen, aber in meiner bisherigen Zeit als Ministerpräsident ist Peter Tschentscher der erste Hamburger Bürgermeister, der mir seine Handynummer gegeben hat.“ Man muss wissen: Günther ist erst seit 2017 Ministerpräsident, der einzige Bürgermeister, den er erlebt hat, war Olaf Scholz…

So geht es weiter, abwechselnd fröhlich und ernst, gern selbstironisch, etwa wenn es um Führungskräftemangel und die Frage geht, ob man so viele Geisteswissenschaftler im Land braucht: „Ich darf das sagen, ich bin selbst Geisteswissenschaftler und hätte als solcher in Schleswig-Holstein kaum etwas anderes als Ministerpräsident werden können.“

Daniel Günther weiß, dass Informationen am besten transportiert werden, wenn man sie mit Emotionen verbindet. So beendet er seine Kritik an der Methode „Schreiben nach Gehör“ mit der Frage: „Haben Sie sich mal überlegt, wie Schreiben nach Gehör in Schwaben funktionieren soll?“ Er macht sich über die Deutsche Bahn lustig, wenn er erzählt, dass ein Zug, mit dem er in China unterwegs war, nicht um 13.22 Uhr, sondern um 13.21 Uhr losgefahren sei, „stellen Sie sich das mal vor!“

Und er gibt so offen Schwächen der Politik zu, dass man sie ihm eigentlich nur verzeihen kann: Etwa, wenn es darum geht, dass die Autobahn 20 erst 2030 fertig wird. „Das müssen Sie wissen“, sagt er den Wirtschaftsvertretern, „und wir alle müssen wissen, dass das viel zu lange ist.“ Daniel Günthers größter Vorteil: Da er kein Manuskript hat, muss er sich auch nicht daran halten, kann auf Zwischenrufe und Stimmungen reagieren – und kommt zum Ende, wenn er merkt, dass es genug ist. Kann man kaum besser machen. Wenn es denn einer kann, ist es . . .

Neujahrsempfang des „Klönschnacks“

Fernsehmoderator Yared Dibaba und Christina Block, Tochter des Unternehmers Eugen Block.
Fernsehmoderator Yared Dibaba und Christina Block, Tochter des Unternehmers Eugen Block. © Roland Magunia
Gastgeber Klaus Schümann (l.) lud Polit-Prominenz nach Blankenese: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Grünen-Chef Robert Habeck (v.l.n.r.).
Gastgeber Klaus Schümann (l.) lud Polit-Prominenz nach Blankenese: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Grünen-Chef Robert Habeck (v.l.n.r.). © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt
Konzertveranstalter Hans-Werner Funke, Sonja Lahnstein-Kandel, Initiatorin von step21, die Journalistin Ute Kedenburg-Stummer und der frühere Bundesminister der Finanzen und der Wirtschaft Manfred Lahnstein (v.l.n.r.).
Konzertveranstalter Hans-Werner Funke, Sonja Lahnstein-Kandel, Initiatorin von step21, die Journalistin Ute Kedenburg-Stummer und der frühere Bundesminister der Finanzen und der Wirtschaft Manfred Lahnstein (v.l.n.r.). © Roland Magunia
HPA-Chef Jens Meyer (l.) und Fernsekoch Christoph Rach.
HPA-Chef Jens Meyer (l.) und Fernsekoch Christoph Rach. © Roland Magunia
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Suding undihr Freund Ex-Tennisspieler Udo Riglewski.
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Suding undihr Freund Ex-Tennisspieler Udo Riglewski. © Roland Magunia
Der Leiter des Filmfests Hamburg, Albert Wiederspiel (l.) und der Schauspieler Gustav Peter Wöhler, die sich im September 2018 das Ja-Wort gegeben haben.
Der Leiter des Filmfests Hamburg, Albert Wiederspiel (l.) und der Schauspieler Gustav Peter Wöhler, die sich im September 2018 das Ja-Wort gegeben haben. © Roland Magunia
Enno von Ruffin, Betreiber des Gut Basthorst, und seine Freundin Estelle Rytterborg.
Enno von Ruffin, Betreiber des Gut Basthorst, und seine Freundin Estelle Rytterborg. © Roland Magunia
Industriemanager Michael Behrendt und seine Frau.
Industriemanager Michael Behrendt und seine Frau. © Roland Magunia
Gastgeber Klaus Schümann (l.) und Spitzenkoch Karlheinz Hauser.
Gastgeber Klaus Schümann (l.) und Spitzenkoch Karlheinz Hauser. © Roland Magunia
Gut gelaunt auf dem Süllberg: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).
Gut gelaunt auf dem Süllberg: Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). © Roland Magunia
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Sigmar Gabriel

Wer als SPD-Anhänger den ehemaligen Parteivorsitzenden und Außenminister beim „Klönschnack“-Neujahrsempfang erlebte, muss sich geärgert haben: Auf so einen Redner kann die Sozialdemokratie gerade jetzt nicht verzichten. Gabriel ist klug, schnell und bissig, ihn rhetorisch zu reizen ist gefährlich – und endet in der Regel mit einer Niederlage für den, der es versucht.

Sigmar Gabriel spricht beim Neujahrsempfang des Blankeneser
Sigmar Gabriel spricht beim Neujahrsempfang des Blankeneser "Klönschnack". © dpa | Axel Heimken

Das musste Robert Habeck erfahren. Der spielte in seiner Rede viel mit Handball-Vergleichen (siehe unten), zum Beispiel so: „Aus dem Handball kennt man das ja: Links antäuschen und rechts vorbeigehen – bin gespannt, was Sigmar Gabriel gleich dazu sagt.“ Der konterte locker: „Lieber Robert, dass du dir Gedanken machst, mit welcher Hand du wie täuschst, das glaube ich.“ Der SPD-Politiker ist wie Günther ein Freund der freien Rede, die aber meist auf ein paar erprobten Geschichten und Gags fußt.

Ausgangspunkt ist dabei oft, auch jetzt in Hamburg, seine Heimatstadt Goslar, die vermeintliche Provinz, mit der sich als Redner natürlich gut kokettieren lässt. Wer Gabriel öfter zuhört, kennt deshalb die Geschichte von der Weltkarte, die im Vatikan hängt. „Welche Stadt ist im Mittelpunkt?“ fragte der Bundestagsabgeordnete auch das Publikum auf dem Süllberg. Wenn einige dann „Rom“ rufen, grinst er und sagt: „Richtig. Jerusalem. Und was ist daneben? Nein, nicht Hamburg. Goslar.“

Auch Gabriel ist ein Geschichtenerzähler, der persönliche Erlebnisse insbesondere dann in seine Reden einbindet, wenn sie einen Bezug zum Publikum haben. In Hamburg erzählte er deshalb von seinem Besuch der Gala des St. Pauli Theaters in der Elbphilharmonie. Von Stefan Gwildis habe er da gelernt, dass Hamburger auf Krisen wie folgt reagieren würden: „Im Hafen auf einen Polder hocken, Schiffe gucken, Schnauze halten.“ Daran würde er denken, so Gabriel weiter, „wenn ich das nächste Mal Andreas Nahles treffe“.

Der Lacher ist kalkuliert, den Spruch kann Gabriel aber auch nur deswegen machen, weil er eben kein Spitzenpolitiker mehr ist. Das macht es für ihn leichter, bei einem Abend wie in Blankenese zu bestehen, die Zeiten, in denen er Rücksicht nehmen muss, sind vorbei. Ob ihm das selbst Spaß macht? Man weiß es nicht. Wie bei den allen Reden, die er zuletzt in Hamburg gehalten hat, verschwand Gabriel nach dem langen Schlussapplaus sofort. Locker ist anders, zum Beispiel…

900 Gäste feiern den Neujahrsempfang des Abendblatts

NDR-Moderator Alexander Bommes mit Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit.
NDR-Moderator Alexander Bommes mit Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit. © MICHAEL RAUHE
HSV-Präsident? Die Kandidaten Jürgen Hunke Marcell Jansen, Ralph Hartmann.
HSV-Präsident? Die Kandidaten Jürgen Hunke Marcell Jansen, Ralph Hartmann. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Rolf Habben Jansen (Vorstandsvorsitzender Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft) und Lutz Marmor (NDR Intendant).
Rolf Habben Jansen (Vorstandsvorsitzender Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft) und Lutz Marmor (NDR Intendant). © Juergen Joost | Juergen Joost
Hamburgs Starköche: Thomas Martin, Christian Rach, Matthias Gfrörer, Rüdiger Mehlgarten, Dirk Kowalke, Wahabi Nouri, Patrick Voeltz, Jens Rittmeyer.
Hamburgs Starköche: Thomas Martin, Christian Rach, Matthias Gfrörer, Rüdiger Mehlgarten, Dirk Kowalke, Wahabi Nouri, Patrick Voeltz, Jens Rittmeyer. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Julia Becker und Tobias Korenke von der Funke Mediengruppe
Julia Becker und Tobias Korenke von der Funke Mediengruppe © Michael Rauhe
Nina Petri und Axel Schneider.
Nina Petri und Axel Schneider. © Andreas Laible | Andreas Laible
Christina Block (Block-Gruppe) und Ex-Boxweltmeisterin Ina Menzer
Christina Block (Block-Gruppe) und Ex-Boxweltmeisterin Ina Menzer © Juergen Joost | Juergen Joost
Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider (Mitte) mit den Moderatoren Vanessa Seifert und Jens Meyer-Wellmann.
Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider (Mitte) mit den Moderatoren Vanessa Seifert und Jens Meyer-Wellmann. © Christoph Rybarczyk
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD, li.), Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Wetterexperte Frank Böttcher.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD, li.), Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Wetterexperte Frank Böttcher. © MICHAEL RAUHE
Maike Röttger, Chefin von Plan International und Ingrid Unkelbach, Leiterin Olympiastützpunkt.
Maike Röttger, Chefin von Plan International und Ingrid Unkelbach, Leiterin Olympiastützpunkt. © MICHAEL RAUHE
Manfred Lahnstein mit seiner Frau Sonja.
Manfred Lahnstein mit seiner Frau Sonja. © MICHAEL RAUHE
Der Geschäftsführer des Hamburger Abendblatts, Claas Schmedtje
Der Geschäftsführer des Hamburger Abendblatts, Claas Schmedtje © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Spaß bei den Reden: Aydan Özoguz, Bürgermeister Peter Tschentscher und Prof. Matthias Prinz.
Spaß bei den Reden: Aydan Özoguz, Bürgermeister Peter Tschentscher und Prof. Matthias Prinz. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Holsten-Chef Sebastian Holtz, Tessa Aust und Vater Norbert.
Holsten-Chef Sebastian Holtz, Tessa Aust und Vater Norbert. © MICHAEL RAUHE
FDP-Gipfel beim Abendblatt: Wolfgang Kubicki und Katja Suding
FDP-Gipfel beim Abendblatt: Wolfgang Kubicki und Katja Suding
Eberhard Möbius mit Peggy Parnass
Eberhard Möbius mit Peggy Parnass © Klaus Bodig / HA
"In Hamburch to Huus" lautet das Motto des Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts 2019. © Jakob Drechsler
Es ist der 31. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts
Es ist der 31. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts © HA
900 Gäste feiern den Neujahrsempfang des Abendblatts
900 Gäste feiern den Neujahrsempfang des Abendblatts © ROLAND MAGUNIA
Eventmanagerin Friederike Beyer und Europaabgeordneter Knut Fleckenstein (SPD).
Eventmanagerin Friederike Beyer und Europaabgeordneter Knut Fleckenstein (SPD). © MICHAEL RAUHE
Wettexperte Frank Böttcher (li.) und Abenteurer- und Expeditionsexperte Arved Fuchs.
Wettexperte Frank Böttcher (li.) und Abenteurer- und Expeditionsexperte Arved Fuchs. © MICHAEL RAUHE
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld und Haspa-Chef Harald Vogelsang.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld und Haspa-Chef Harald Vogelsang. © MICHAEL RAUHE
Marcus Weinberg (li.), Anna Treuenfels-Frowein und Carl-Edgar Jarchow.
Marcus Weinberg (li.), Anna Treuenfels-Frowein und Carl-Edgar Jarchow. © MICHAEL RAUHE
Britta Dur (li.), Christina Block und Hannelore Lay.
Britta Dur (li.), Christina Block und Hannelore Lay. © MICHAEL RAUHE
Sozialsenatorin Melanie Leonhard
Sozialsenatorin Melanie Leonhard © ANDREAS LAIBLE | ANDREAS LAIBLE
Jürgen Hunke und Ralf Dümmel (Höhle der Löwen).
Jürgen Hunke und Ralf Dümmel (Höhle der Löwen). © MICHAEL RAUHE
Christian Rach (li.), Ina Krug und ihr Ehemann Christian Krug.
Christian Rach (li.), Ina Krug und ihr Ehemann Christian Krug. © MICHAEL RAUHE
Isabella Vértes-Schütter, Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks und Susanne Böhm.
Isabella Vértes-Schütter, Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks und Susanne Böhm. © Roland Magunia
Ulrich Waller und Thomas Collien.
Ulrich Waller und Thomas Collien. © MICHAEL RAUHE
Alexander Otto und Alexander Birken, Geschäftsführer der Otto Group.
Alexander Otto und Alexander Birken, Geschäftsführer der Otto Group. © MICHAEL RAUHE
Judith Fuchs-Eckhoff und Phönikks-Chefin Beatrice Züll.
Judith Fuchs-Eckhoff und Phönikks-Chefin Beatrice Züll. © MICHAEL RAUHE
Jürgen Hunke mit Abendblatt-Sportreporter Kai Schiller.
Jürgen Hunke mit Abendblatt-Sportreporter Kai Schiller. © Jakob Drechsler
Bischöfin Kirsten Fehrs und Ex-Senator Frank Horch.
Bischöfin Kirsten Fehrs und Ex-Senator Frank Horch. © MICHAEL RAUHE
Die Küchencrew des Hotels Atlantic .
Die Küchencrew des Hotels Atlantic . © Roland Magunia
Anke Degenhard und Ted Linow.
Anke Degenhard und Ted Linow. © MICHAEL RAUHE
Melanie Leonhard, Sozialsenatorin (SPD) und Grünen-Chefin Anna Gallina
Melanie Leonhard, Sozialsenatorin (SPD) und Grünen-Chefin Anna Gallina © MICHAEL RAUHE | Michael Rauhe
Elbphilharmonie-Intendant Christof Lieben-Seuter und Musiker Joja Wendt.
Elbphilharmonie-Intendant Christof Lieben-Seuter und Musiker Joja Wendt. © MICHAEL RAUHE
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (li.) mit seinem Amtsvorgänger Frank Horch.
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (li.) mit seinem Amtsvorgänger Frank Horch. © ROLAND MAGUNIA
Hadi Teherani und Jürgen Bruns-Berentelg.
Hadi Teherani und Jürgen Bruns-Berentelg. © ROLAND MAGUNIA
Sonja Lahnstein-Kandel mit ihrem Mann Manfred Lahnstein und Aydan Özoğuz.
Sonja Lahnstein-Kandel mit ihrem Mann Manfred Lahnstein und Aydan Özoğuz. © ROLAND MAGUNIA
Prof. Matthias Prinz Alexandra von Rehlingen-Prinz
Prof. Matthias Prinz Alexandra von Rehlingen-Prinz © Klaus Bodig / HA
Walter Pelka und Professor Gesa Ziemer (beide HCU) mit Angela Titzrath.
Walter Pelka und Professor Gesa Ziemer (beide HCU) mit Angela Titzrath. © ROLAND MAGUNIA
Ralf Stegner (stellvertretender SPD-Vorsitzender) und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki.
Ralf Stegner (stellvertretender SPD-Vorsitzender) und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki. © ROLAND MAGUNIA
Monika Griefahn und Abenteurer Arved Fuchs.
Monika Griefahn und Abenteurer Arved Fuchs. © ROLAND MAGUNIA
Christi Degen (Handelskammer) und Reeder Hermann Ebel.
Christi Degen (Handelskammer) und Reeder Hermann Ebel. © ROLAND MAGUNIA
Moderator Michel Abdollahi und NDR-Intendant Lutz Marmor.
Moderator Michel Abdollahi und NDR-Intendant Lutz Marmor. © ROLAND MAGUNIA
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Michael Kruse von der FDP
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Michael Kruse von der FDP
Minister Bernd Buchholz (li.) und Christian Kuhnt, Intendant SHMF.
Minister Bernd Buchholz (li.) und Christian Kuhnt, Intendant SHMF. © MICHAEL RAUHE
Julia Jäkel (li.), Hermann Reichenspurner und Jonica Jahr.
Julia Jäkel (li.), Hermann Reichenspurner und Jonica Jahr. © MICHAEL RAUHE
Björn Dahler und Matthias Onken.
Björn Dahler und Matthias Onken. © MICHAEL RAUHE
Musiker Joja Wendt (li.) und NDR-Moderator Yared Dibaba.
Musiker Joja Wendt (li.) und NDR-Moderator Yared Dibaba. © ROLAND MAGUNIA
Lars Haider, Chefredakteur Hamburger Abendblatt, und Verlagsgeschäftsführer Claas Schmedtje.
Lars Haider, Chefredakteur Hamburger Abendblatt, und Verlagsgeschäftsführer Claas Schmedtje. © MICHAEL RAUHE
Der Eingang des Hotels Atlantic.
Der Eingang des Hotels Atlantic. © Roland Magunia
Henning Wulf, Ina Krug und Christian Rach.
Henning Wulf, Ina Krug und Christian Rach. © Roland Magunia
Markus Weinberg und Gerhard Strate.
Markus Weinberg und Gerhard Strate. © Roland Magunia
UKE-Professoren Klaus Püschel und Burkhard Göke.
UKE-Professoren Klaus Püschel und Burkhard Göke. © Roland Magunia
Das Foto-Team: Marcelo Hernandez, Andreas Laible, Michael Rauhe, Klaus Bodig, Mark Sandten, Roland Magunia.
Das Foto-Team: Marcelo Hernandez, Andreas Laible, Michael Rauhe, Klaus Bodig, Mark Sandten, Roland Magunia. © Andreas Laible | Andreas Laible
Claus Strunz und Pfarrer Johannes Pricker
Claus Strunz und Pfarrer Johannes Pricker © Roland Magunia
Rund 900 Gäste kamen zum 
Neujahrsempfang..
Rund 900 Gäste kamen zum Neujahrsempfang.. © HA/Roland Magunia
Abendblatt-Moderatorin Vanessa Seifert im Gespräch mit Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis.
Abendblatt-Moderatorin Vanessa Seifert im Gespräch mit Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. © Jakob Drechsler
Vanessa Seifert und Ralf Dümmel auf dem Neujahrsempfang im Hotel Atlantic.
Vanessa Seifert und Ralf Dümmel auf dem Neujahrsempfang im Hotel Atlantic. © Jakob Drechsler
Farbenspiele: Hamburgs Grünenchefin Anna Gallina (in Grün) mit Anna Treuenfels-Frowein (in Rot), Fraktionsvorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion.
Farbenspiele: Hamburgs Grünenchefin Anna Gallina (in Grün) mit Anna Treuenfels-Frowein (in Rot), Fraktionsvorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion. © Jakob Drechsler
Musikalische Untermalung des Neujahrsempfangs.
Musikalische Untermalung des Neujahrsempfangs. © Roland Magunia
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Robert Habeck

Der Bundesvorsitzende der Grünen hat ein Buch über Sprache und Politik geschrieben, und es macht tatsächlich deutlich mehr Spaß ihm zuzuhören als vielen anderen Politikern. Sein Format ist dabei aber der Dialog, Habeck ist am besten, wenn ihm Fragen gestellt werden, über die er nachdenken und dann antworten kann. Seine Reden haben immer etwas Philosophisches, seine Sprache etwas (bewusst) Unfertiges, es wirkt, als würde er das Publikum live an einem Gedankenprozess teilhaben lassen. Habeck sucht und findet ständig Bilder, es sollen aber möglichst solche sein, die nicht alle verwenden.

Robert Habeck spricht beim Neujahrsempfang des Blankeneser
Robert Habeck spricht beim Neujahrsempfang des Blankeneser "Klönschnack" © HA | Roland Magunia

Also redet er in Hamburg nicht über Fußball, obwohl sich das ja anbieten und Lacher garantieren würde. Er erzählt von seiner Handball-Leidenschaft, dass er statt seinem Gesicht viel lieber das WM-Spiel Deutschland gegen Korea auf den Bildschirmen hinter sich sehen würde – und dass man vom Handball lernen könnte, wie wichtig jeder einzelne für das große Ganze sei: „Das ist doch ein schönes Bild für unser Land.“ Habecks vielleicht größtes Plus als Redner: Er nimmt sich nicht zu ernst, räumt gleich am Anfang die aktuelle Diskussion über seinen Abschied von Twitter und Facebook ab („Alles, was sie wirklich über mich wissen müssen, finden sie im Internet“) und redet nicht zu lange. Auch das ein Kern für gute Reden: Sie sind eher kurz. Wer wüsste das besser als . . .

Der Neujahrsempfang im Rathaus

Peter Tschentscher (SPD), Hamburgs Erster Bürgermeister und seine Frau Eva-Maria begrüßen Andre Trepoll (CDU, r), Fraktionsvorsitzender der CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft, der beim Neujahrsempfang im Rathaus zwei Spielzeugrennautos überreicht, um auf die Verkehrssituation in der Hansestadt hinzuweisen
Peter Tschentscher (SPD), Hamburgs Erster Bürgermeister und seine Frau Eva-Maria begrüßen Andre Trepoll (CDU, r), Fraktionsvorsitzender der CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft, der beim Neujahrsempfang im Rathaus zwei Spielzeugrennautos überreicht, um auf die Verkehrssituation in der Hansestadt hinzuweisen © Marcelo Hernandez
Der Bürgermeister mit seiner Frau vor dem Rathaus
Der Bürgermeister mit seiner Frau vor dem Rathaus © Marcelo Hernandez
Bürgermeister Peter Tschentscher mit Frau Eva Maria, Zitronenjette-Darstellerin Heidi Gerken (78) und Hummel
Bürgermeister Peter Tschentscher mit Frau Eva Maria, Zitronenjette-Darstellerin Heidi Gerken (78) und Hummel © Marcelo Hernandez
Die traditionellen Berliner wurden mit Wünschen für das kommende  Jahr bestückt
Die traditionellen Berliner wurden mit Wünschen für das kommende Jahr bestückt © Marcelo Hernandez
Sozialsenatorin Melanie Leonhard amüsiert sich mit Mitgliedern eines Schützenvereins
Sozialsenatorin Melanie Leonhard amüsiert sich mit Mitgliedern eines Schützenvereins © Marcelo Hernandez
Bürger in historischen Trachten waren unter den Gästen
Bürger in historischen Trachten waren unter den Gästen © Marcelo Hernandez
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Annegret Kramp-Karrenbauer

Die hatte auf dem Bundesparteitag ja mit einer sehr persönlichen, leidenschaftlichen und kurzen Rede den vermeintlich unschlagbaren Rhetoriker Friedrich Merz besiegt. Entsprechend hoch sind seitdem die Erwartungen, wenn die neue CDU-Vorsitzende an ein Mikrofon tritt. Beim „Klönschnack“-Empfang konnte sie sie nicht erfüllen.

Annegret Kramp-Karrenbauer beim Neujahrsempfang des Blankeneser
Annegret Kramp-Karrenbauer beim Neujahrsempfang des Blankeneser "Klönschnack" © dpa | Axel Heimken

Nach einer kurzen „Wo-bin-ich-denn-hier-gelandet“- Begrüßung und einem Seitenhieb auf Sigmar Gabriel („Wenn er mal so regiert hätte, wie er heute hier gesprochen hat“), verfiel AKK in „Meine-sehr-geehrten-Damen-und-Herren“-Appelle, politische Allgemeinplätze und einen Duktus, der bei gern betonter Unterschiedlichkeit dann doch an Angela Merkel erinnern ließ.

Dabei hätte die Situation – Kramp-Karrenbauer redet auf einer Bühne als einzige Frau nach mehreren Männern – durchaus Chancen für eine pointierte Rede geboten. Doch um die schien es der CDU-Vorsitzenden nicht zu gehen, eher um etwas anderes: AKK nahm und nimmt bewusst eher langatmige und getragene Passagen in Kauf, um die Ernsthaftigkeit und die Seriosität ihrer Anliegen zu streichen.

Das kann man machen, muss es dann aber auch durchziehen: Wer wie Kramp-Karrenbauer am Ende ihrer Rede eine Replik auf Habecks Handball-Metapher versucht, und dann nur beim Helmut-Kohl-Zitat „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“ landet, erhält kaum Applaus. Und muss mit Einschätzungen wie jener eines Gastes in Blankenese leben. Der sagte: „Wenn die beim Parteitag so gesprochen hätte wie hier, wäre Friedrich Merz heute CDU-Vorsitzender.“ Der hatte allerdings keine zweite Chance, anders als . . .

Blattsalat statt Blattgold: Neujahrsempfang des HSV

Volker Greiner (Emirates), Trainer Hannes Wolf und der  Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann (HSV)
Volker Greiner (Emirates), Trainer Hannes Wolf und der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann (HSV) © Witters
Blattsalat statt Blattgold wie bei Franck Ribery? Sieht eher nachHSV- Linguine aus
Blattsalat statt Blattgold wie bei Franck Ribery? Sieht eher nachHSV- Linguine aus © Witters
Frank Wettstein (Vorstand Finanzen, HSV), Albert
Frank Wettstein (Vorstand Finanzen, HSV), Albert "Addi" Darboven (Sponsor und Unternehmer) © Witters
Aaron Hunt im Gespräch mit Verantwortlichen und Sponsoren
Aaron Hunt im Gespräch mit Verantwortlichen und Sponsoren © Witters
Volker Greiner, Bernd Hoffmann, Matthias Hach, Reinhard Grindel, Max-Arnold Koettgen
Volker Greiner, Bernd Hoffmann, Matthias Hach, Reinhard Grindel, Max-Arnold Koettgen © Witters
Torjäger am Tisch: Pierre-Michel Lasogga
Torjäger am Tisch: Pierre-Michel Lasogga © Witters
Vorbereiter Lewis Holtby (HSV)
Vorbereiter Lewis Holtby (HSV) © Witters
Aaron Opoku
Aaron Opoku © Witters
Neujahrsempfang 2019 des HSV
Neujahrsempfang 2019 des HSV © Witters
Hans-J. Hammel, Bakery Jatta
Hans-J. Hammel, Bakery Jatta © Witters
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Peter Tschentscher

Hamburgs Bürgermeister war der einzige Redner, der innerhalb von knapp drei Stunden zweimal ran konnte beziehungsweise musste. So viel vorweg: Die Zeiten, in denen sich der Senatschef strikt an ein (von anderen) vorbereites Manuskript hält, sind vorbei. Tschentschers Reden sind offener als die von Olaf Scholz, er sucht stärker den Kontakt zum Publikum – und er strahlt eine andere Fröhlichkeit aus.

Peter Tschentscher beim Neujahrsempfang des Blankeneser
Peter Tschentscher beim Neujahrsempfang des Blankeneser "Klönschnack" © HA | Roland Magunia

Rhetorisch spielte er Hamburger Klischees, und stellte diesen eine eigene Idee gegenüber. Beim UV Nord ging es um „hanseatischen Realismus“, zu dem für Tschentscher im Jahr 2019 aber auch „Optimismus und Zuversicht“ gehören. Wer führen will, muss fröhlich sein: Der Bürgermeister strahlte fast die gesamte Zeit. Die Idee dahinter: Mag sein, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland schlechter wird – in Hamburg muss sich niemand Sorgen machen.

Beim „Klönschnack“ übertrieb es Tschentscher dann (bewusst?) mit dem Optimismus, malte ein Bild von Hamburg als perfekter Stadt, und war nur kurz irritiert, als es im Publikum zu rumoren begann. Die zweite Rede war sicher nicht so gut wie erste, aber am Ende doch schlau: Der Bürgermeister versuchte gar nicht erst, in den Wettstreit zwischen Habeck, Gabriel und Kramp-Karrenbauer einzutreten – so schnell, wie er auf der Bühne war, war er auch wieder runter.