Hamburg. Beim Neujahrsempfang des „Klönschnacks“ halten AKK, Habeck und Gabriel launige Reden. Der größte Lacher ist aber ungeplant.
Wenn Klaus Schümann zum gemeinsamen Feiern ruft, lassen sich seine Gäste nicht lange bitten. Und dass auch namhafte, viel beschäftigte Politiker für Schümann alles stehen und liegen lassen, zeigte sich einmal mehr beim mittlerweile 24. Neujahrsempfang des „Klönschnacks“ am Donnerstagabend auf dem Süllberg.
Neben Bürgermeister Peter Tschentscher wandten sich gleich drei Berliner Spitzenpolitiker mit ihren Reden an die mehr als 1000 Zuhörer: die frisch gebackene CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, Grünen-Chef Robert Habeck und der frühere Außenminister und Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel (SPD).
Diesen starken politischen Akzent strich auch Klaus Schümann in seiner Begrüßungsrede heraus, als er an die in diesem Jahr bundesweit anstehenden 14 Wahlen erinnerte. Mit großer Spannung war vor allem der Auftritt Annegret Kramp-Karrenbauers (Spitzname: AKK) erwartet worden, die fast genau einen Monat nach ihrer Wahl auf dem Hamburger Parteitag erstmals wieder öffentlich in der Hansestadt auftrat.
Doch politischen Fragen wie der nach einer möglichen Kanzlerkandidatur wich Kramp-Karrenbauer vorab ebenso charmant wie geschickt aus.
Kramp-Karrenbauer gab zu Beginn ihrer Rede Erstaunliches zu Protokoll: „Der Parteitag im Dezember war nur ein Vorwärmen für heute Abend.“ Und angesichts der überbordenden Stimmung auf dem Süllberg sagte sie: „Da hab ich mir ja ganz schön was aufgeladen. Von wegen: Blankenese ruhig und gediegen. Nix da.“
Habeck sorgt mit „Gerhard Schmidt“ für Lacher
Viel Gelächter gab es für Robert Habeck, dessen Rede über Handball und das Verhältnis Hamburg/Kiel mit geistreichen Sottisen gespickt war. Unbeabsichtigt waren allerdings die Lacher, die Habeck kassierte, als er statt von Helmut Schmidt – offenbar in Anlehnung an Gerhard Schröder – von Gerhard Schmidt sprach.
Zum Schluss schlug er nachdenkliche Töne an: „Die politische Unsicherheit zu Beginn des Jahres 2019 ist groß: ein ungeregelter Brexit, Chaos in Amerika, sich abschwächende Konjunktur.“ Entscheidend sei, dass keine Verunsicherung um sich greifen und „angstgetriebene Politik“ folgen dürfe. „Auf große Sorge müssen wir mit großer Tatkraft antworten“, sagte Habeck.
Gabriel empfiehlt Hamburg-Methode
Sigmar Gabriel gab zu, dass er zu dem Auftritt von Wolfgang Kubicki (FDP) überredet worden war. „Mal ehrlich. Ich dachte, ihr Pfeffersäcke wollt doch nur drei Narren aus der Politik einladen und euch über die lustig machen.“ Der Politik empfahl Gabriel die „Hamburg-Methode: Poller hocken, Schiffe gucken, Schnauze halten.“ Der Ex-Außenminister sagte aber auch eindringlich: „Wir sollten alles tun, um die Briten an unserer Seite zu halten.“
Zum zweiten Mal hatte Schümann, Herausgeber des erfolgreichen Stadtmagazins „Klönschnack“, in Karlheinz Hausers Refugium auf dem Süllberg geladen – nachdem zuvor 18 Jahre lang im Hotel Louis C. Jacob gefeiert worden war. Seit 18 Uhr war es zunächst nur „sutje“ vorangegangen: Hunderte hatten sich in die Schlange eingereiht, die vom Ballsaal bis zur Außentreppe reichte, um Schümann, Hauser und Verlagsleiterin Sigi Lukaszczyk zu begrüßen.
Schümann griff den großen Ansturm in seiner Begrüßungsrede auf, indem er Oscar Wilde zitierte: „Zur sogenannten guten Gesellschaft zu zählen, ist eher langweilig. Aber davon ausgeschlossen zu sein, ist eine Katastrophe!“
Den größten Teil seiner Rede hatte er unter das Motto „Optimismus“ gestellt und unter anderem gesagt: „Engagement und Zielsetzung jedes Einzelnen müssen weiterhin die Resignation ersetzen. Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.“
Tschentscher hält launige Rede
Mit einer ungewohnt launigen Rede sorgte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) für viel Gelächter. Zum Beispiel, als er sagte: „In Hamburg läuft alles super. Wir haben sogar noch eine Milliarde für die HSH Nordbank bekommen.“ Für seinen Satz „Wir sanieren kilometerlang Straßen“, erntete er allerdings auch höhnisches Gelächter.
Klaus Schümann hatte 1995 erstmals zum Neujahrsempfang eingeladen, der damals noch in den Redaktionsräumen des „Klönschnacks“ gefeiert wurde. Als erste Prominente waren damals Peter Tamm und Bill Ramsey mit dabei.
Zu den von Karlheinz Hauser und seinem Team vorbereiteten Köstlichkeiten gehörten diesmal Ragout vom Kikok-Huhn, Thunfisch-Bowl, Kalbsfleischpflanzerl und Tatar vom Husumer Weiderind.
Unter den weiteren Gästen des Abends: Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD), Moderator Reinhold Beckmann sowie die Schauspieler Gustav Peter Wöhler und Marie-Luise Marjan („Lindenstraße“). Aus Schleswig-Holstein waren die Minister Bernd Buchholz (FDP) und Karin Prien (CDU) angereist, aus Berlin Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP).