Hamburg. Was ändert sich 2019 in Hamburgs Bezirken? In Eimsbüttel entstehen viele Wohnungen, sogar direkt an der Autobahn.

In keinem anderen Hamburger Bezirk lebt man so dicht. In Eimsbüttel wohnen 262.000 Bürger in 140.000 Wohnungen auf knapp 50 Quadratkilometern. Doch das schreckt niemanden ab, im Gegenteil: Eimsbüttel bleibt hoch begehrt. Deshalb steht der Bau von Wohnungen weiter an erster Stelle. Aber es geht 2019 auch um soziale Themen – und gefeiert wird ebenfalls. Die wichtigsten Themen im Überblick.

Stadtplanung

Der Bezirk hat einen Plan. Ganz grundsätzlich. Für die nächsten 20 Jahre. Er heißt: „Eimsbüttel 2040“. Und klingt nach: Zukunftsmusik. Dabei folgt er der Idee, Schwerpunkte selbst zu setzen, statt von den Entwicklungen überholt zu werden. Ziele sind dabei unter anderem: Die vorhandenen Grünflächen attraktiver zu machen und zu vernetzen, die neun Stadtteilkerne als lebendige Zentren zu stärken, die Schnellbahnen mit zu planen und die Hauptverkehrsstraßen in lebenswerten Wohnraum zu verwandeln.

Ein Langzeitprojekt ist dabei das neue Quartier am Hörgensweg (1, siehe Grafik weiter unten im Artikel) in Eidelstedt mit seinen 890 Wohneinheiten (davon 590 gefördert). 73 Wohnungen sind bereits bezugsfertig. Spätestens 2023 sollen auch Gemeinschaftshaus, Kita, zwei neue Parks und die restlichen Wohnungen eingeweiht werden. Das Projekt ist wegen seiner Nähe zur A 23 und der AKN sowie der befürchteten Ballung finanziell schwächerer Menschen nicht unumstritten.

Ein neues Stadtteilzentrum wird in Stellingen angestrebt – in diesem Jahr ist auf der alten Kampfbahn am Sportplatzring (2) mit dem Bau von 650 Wohnungen, Stadtteilhaus, Einzelhandel sowie Dienstleistungen, Wochenmarkt und Parkanlagen begonnen worden. Die Vereine TSV Stellingen und West-Eimsbüttel waren dafür an die Vogt-Kölln-Straße gezogen. Bis 2022 wird gebaut. Dazu gehört auch der Stellinger Steindamm, wo zwei Häuser mit 55 Wohnungen, Tiefgarage und Kita entstehen.

Auf der ehemaligen Dello-Fläche am Eidelstedter Platz (3) entstehen neue Wohnungen, und zwar 200. Ein Ärztehaus und Einzelhandel sollen im Neubau ebenfalls Platz finden. Begonnen wird noch 2019. Gleich nebenan wird das Eidelstedt Center (4) im Frühjahr nach 18-monatigem Umbau wiedereröffnet. Nachdem etliche Geschäfte in provisorische Räume umgezogen waren, ist das Einkaufszentrums dann wieder leicht erneuert komplett.

Der NDR musste dieses Büro-Hochhaus in Lokstedt wegen Asbestfunden schließen. Mehr als 300 Arbeitsplätze müssten nun provisorisch an anderer Stelle eingerichtet werden.
Der NDR musste dieses Büro-Hochhaus in Lokstedt wegen Asbestfunden schließen. Mehr als 300 Arbeitsplätze müssten nun provisorisch an anderer Stelle eingerichtet werden. © dpa | Bodo Marks

Kleingärten weg, Wohnungsbau hin: Nicht weniger als 16 Mehrfamilien- und 20 Stadthäuser sollen an der Julius-Vosseler-Straße (5) rund um den heutigen Lenzweg entstehen. 240 Wohnungen und 74 Pkw-Stellplätze sind für die „Julius-Vosseler-Siedlung“ geplant. 34 Kleingärtner müssen dafür an die Hagenbeckstraße und die Niendorfer Straße umgesiedelt werden. Auch dieses Projekt ist nicht unumstritten.

Etwas weiter nördlich, auf dem NDR-Gelände in Lokstedt (6), wurde nicht nur Asbest in den Büros nachgewiesen, der Neubau des „Nachrichtenhauses NDR“ am Hugh-Greene-Weg 1 für die Redaktion von ARD wird greifbar. In diesem Jahr war sogar schon Richtfest. Herzstück des Anbaus: der mehrgeschossige Newsroom. Er soll alle Bereiche der „Tagesschau“ vernetzen. Baustart war im November 2017.

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Kleingärtner fühlen sich nicht nur an der Julius-Vosseler-Straße unter Druck gesetzt. Auch in den Parzellen neben Beiersdorf herrscht nach wie vor Unfrieden, seit ihr gepachtetes Land von der Stadt an Hamburgs einzigen DAX-Konzern verkauft wurde – als Potenzialfläche. Um die Ecke baut sich die Beiersdorf AG an der Troplowitzstraße (7) schon mal ihre neue, 230 Millionen Euro teure Unternehmenszen­trale. Von 2021 an sollen 3000 Beschäftigte des Nivea-Herstellers im gläsernen Neubau Platz finden.

Dafür öffnet der Neubau andernorts Wohnungsbaufläche, und zwar an der Unnastraße (8). Im tollsten Zentral-Eimsbüttel soll der alte Beiersdorf-Stammsitz 900 neuen Wohnungen weichen. Zwar erst nach dem Umzug des Konzerns ab 2023, aber der Planungswettbewerb wird schon im kommenden Jahr vorgestellt.

Das Bauprojekt am Hörgensweg in Eidelstedt direkt an der A 23 Das Foto zeigt die ersten acht Gebäude, in den beiden Häusern links sind bereits Flüchtlinge eingezogen.
Das Bauprojekt am Hörgensweg in Eidelstedt direkt an der A 23 Das Foto zeigt die ersten acht Gebäude, in den beiden Häusern links sind bereits Flüchtlinge eingezogen. © FeWa

Zwei „Sonderbauten“ mit 88 Wohneinheiten und ein Haus mit 55 Wohnungen entstehen zwischen Holsteiner Chaussee (9) und AKN-Trasse in Schnelsen. Die drei Bodenplatten sind bereits gelegt. So weit ist man neben dem Schnelsener Albertinen Krankenhaus noch nicht, aber auch dort sollen an der Sündelstraße 1 (10) zwei fünfgeschossige Wohnhäuser mit 47 Wohnungen gebaut werden. Eine Tiefgarage ergänzt das Projekt.

In der Nähe wird der Plan „Schnelsen 86“ umgesetzt. Zwischen Hogenfelder Kamp, Holsteiner Chaussee und Pinneberger Straße (11) sieht der Bezirk Potenzial für bis zu 400 Wohnungen, und zwar zwischen den bestehenden Häusern. Wegen der Nähe zum Krankenhaus wird auch mit seniorengerechten Nutzungen und Wohnungen für Mitarbeiter spekuliert.

Die Meistermeile Handwerkerhof Offakamp (12) hat im März 2019 Einzugstermin. Norddeutschlands erster innerstädtischer, mehrstöckiger Handwerkerhof nach Münchner Erfolgsmodell bietet „gestapeltes“ Handwerk auf vier Etagen zu fairen Mieten. Hintergrund: Handwerks- und Produktionsbetriebe sollen damit in Eimsbüttel gehalten werden.

Nicht zu vergessen: Die Universität baut an der Bundesstraße (13) weiter für die Zukunft. Das „Haus der Erde“, das neue, 177 Millionen Euro teure, inzwischen gut sichtbare Gebäude rund um das Geomatikum dürfte in diesem Jahr größtenteils fertig werden – mit 22.000 Quadratmeter Nutzfläche für Geowissenschaften und Klimaforschung. Doch damit nicht genug. Auf der anderen Straßenseite wächst der naturwissenschaftliche Campus in Rotherbaum weiter. Das MIN-Forum an der Sedanstraße (14), künftiger Hauptsitz der Informatiker, geht in den Bau. Kosten: 171 Millionen Euro. Bis 2021 sollen fast 18.000 Quadratmeter Fläche entstehen – nebst Mensa und Cafeteria. Die alten Baracken sind schon abgerissen.

Verkehr

Für den Radverkehr werden auch 2019 auf den Velorouten 2 und 3 Verbesserungen angestrebt. Högen- und Tornquiststraße sowie ein Teil des Langenfelder Damms (15) werden auf der Route 2 radgerecht hergerichtet. Auf der Route 3 sind Arbeiten an der Strese­mann­allee, der Schlüterstraße, der Hartungstraße, der Rothenbaumchaussee und der Bismarckstraße (16) vorgesehen. Für die Paul-Sorge-Straße wird geplant.

Autofahrer müssen sich aber nicht grämen. Größere Straßensanierungen sind am Försterweg (17) ab Herbst für 1,9 Millionen Euro geplant, der Baumacker (18) wird schon im Frühjahr für 2,1 Millionen grundinstandgesetzt. Ebenfalls im Frühjahr beginnen Arbeiten am Torfweg (19). Kosten: gut eine Million Euro.

Neue Kreisel entstehen sowohl für Rad-, als auch für Autofahrer in Harvestehude, erst an der Krugkoppel (20), dann an der Kreuzung Mittelweg/Harvestehuder Weg (21).

Zudem soll bis zum Herbst 2019 das Mobilitätskonzept für den Stadtteil Eidelstedt (22) vorliegen. Eine großräumige Verkehrsuntersuchung in Lok­stedt und Eimsbüttel soll bis zum Frühjahr klären, wie ein An- und Abfahrkonzept bei der Entwicklung der Beiersdorf AG (23) aussehen kann. Eine große Evaluierung an der Osterstraße (24) soll den Erfolg oder Misserfolg des abgeschlossenen Umbaus dokumentieren.

Erfolg, Ruhe und mehr undurchschnittenen Raum versprechen sich alle vom Schnelsener und Stellinger A-7-Deckel (25). In Stellingen (900 Meter) dürfte in diesem Jahr zumindest der Lärm unter den dicken Mauern verschwinden, die Oströhre ist fertig, ab April wird der gesamte Verkehr durch sie geleitet. Die Weströhre soll 2020 fertig sein. In Schnelsen (560 Meter) ist mehr als Halbzeit, der Deckel soll zum Ende des Jahres 2019 komplett fertig werden.

Umwelt/Wirtschaft

Bedingt durch die Wohnungsbauvorhaben kommt (wie oben geschildert) Bewegung in Eimsbüttels Kleingartensiedlungen (26). 14 neue Parzellen entstehen als Ausgleich für die heimatlos gewordenen Laubenpieper vom Lenz­weg an der Hagenbeckstraße. Im benachbarten Kleingartenverein 302 wird durch Nachverdichtung und Halbierung vorhandener Kleingärten Raum für 25 neue Parzellen geschaffen. Zudem erhält die Niendorfer Straße 16 nagelneue Parzellen.

Der namensgebende Weiher im Park Am Weiher (27) wird entschlammt, noch 2019. Im Zuge dessen soll auch der gesperrte (und allseits beliebte) Steg wieder aufgebaut werden.

Der Kollauwanderweg (28) und sein Umfeld werden auf 900 Meter Länge naturnah aufgewertet. Zwischen Vogt-Kölln-Straße und Wehmerweg im Stadtteil Niendorf dürfen sich Naturliebhaber freuen.

Wirtschaftlich voran geht es am Vierenkamp (29). Dort siedeln sich mit Equinix und HPL Aviation zwei neue Unternehmen an. Auch der Stellinger Hof an der Kieler Straße (30) wird aufgehübscht. Ein neues Geschäftshaus mit Gastronomie, Büros, Parkdeck und Rewe-Markt ist das Ziel. Noch 2019 soll begonnen werden.

Soziales

Das Kundenzentrum Lokstedt (31) am Garstedter Weg in Niendorf startet im Februar mit erweiterten Öffnungszeiten. Wie in vielen anderen Kundenzentren auch bietet die Lok­stedter Zweigstelle des Bezirksamtes seinen Service künftig Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr.

Drei Sportanlagen bekommen auch eine Kur: Fertig ist bereits die Sportanlage Walter-Wächter-Platz an der Gustav-Falke-Straße (32) von ETV und Alsterbrüder e. V. Im Herbst 2019 wird auch das alte Vereinsheim abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Kosten: 860.000 Euro.

Der Eidelstedter Sportpark Steinwiesenweg (33) soll ein Konzept erhalten wie aus dem ehemaligen Hockey-Naturrasenspielfeld eine multifunktionale und generationsübergreifende Anlage werden kann.

Konzeptionell soll sich auch an der Sportanlage an der Hagenbeckstraße (34) einiges ändern. Hier ballen sich Eis- und Radrennbahn, Curling-Halle, Tennisplätze, die Squash-Anlage Sportwerk und die Fußballfelder des Wolfgang-Meyer-Stadions. Was sich ändern soll? Das dürfte das Konzept für diese „bedeutsame Hamburger Sportanlage“ zeigen. Ein erster Plan wird 2019 entworfen.

Aus einer Tiefgarage wird ein Musiksaal für Jazz. So plant es die Hochschule für Musik und Theater (35) am Harvestehuder Weg. Die Genehmigung dafür wird es wohl 2019 geben.

Und für alle, die es kaum noch abwarten können. Das Osterstraßenfest (36) wird traditionell am ersten Mai-Wochenende stattfinden – im nächsten Jahr am 4. und 5. Mai.