Hamburg . Das W-Lan streikt, das Handy spinnt? „Diggidoc“ aus Hamburg vermittelt Hilfe, die direkt nach Hause kommt. Auch sonntags.
Alles begann an diesem verflixten Sonntagabend. Die Filmemacherin Gisela Graichen sitzt vor dem Computer und muss dringend eine Filmsequenz ans Studio der ZDF-Dokusendung Terra X schicken. Doch dann geht plötzlich nichts mehr. Egal, was sie versucht, sie kann das Material nicht versenden. Die 73-Jährige überlegt, wer ihr helfen könnte, aber für eine Computerpanne ist Sonntagabend natürlich die denkbar schlechteste Zeit.
Die Idee für „diggidoc“ ist geboren
Doch als sie vor Wut ihren Computer am liebsten aus dem Fenster schmeißen möchte, fällt ihr noch etwas besseres ein: Eine Plattform müsste es geben, die schnell und unkompliziert einen kompetenten Helfer zu einem nach Hause schickt. Die Idee für „diggidoc“ ist geboren.
„Wir haben uns überlegt, dass es ja jede Menge junge Menschen gibt, die sich gut mit Smartphones und Computern auskennen und viele, gerade ältere Menschen, die sich auch mit vermeintlich einfachen Problemen schwertun. Über diggidoc möchten wir beide zusammenbringen“, so Gisela Graichen. Die Hamburgerin, für die das Wort patent hätte erfunden werden müssen, geht die Sache sofort an und findet schnell zwei Partner, die mit ihr die Vermittlungsplattform betreiben möchten und die viel Internet-Kompetenz mitbringen.
Vor rund drei Wochen ging es los
Über Aushänge an Universitäten melden sich innerhalb kürzester Zeit rund 15 technikaffine Studenten, die Spaß daran haben, Leuten zuhause bei digitalen Problemen zu helfen und sich gerne etwas dazu verdienen. Und vor rund drei Wochen ging „diggidoc“ (kurz für digitaler Doktor) dann online.
Die Funktionsweise ist einfach und erinnert etwas an das Prozedere einer Taxi-Vermittlung. Wer etwa Schwierigkeiten damit hat, seinen Drucker anzuschließen, gibt das Problem plus Anschrift in die Suchmaske auf www.diggidoc.de ein und der Technikhelfer, der am nächsten dran ist und sich mit dem Problem auskennt, schnappt sich den Auftrag. Auch nach Feierabend, am Wochenende oder an Feiertagen.
Kosten von 27 Euro
27 Euro werden für eine halbe Stunde inklusive An- und Abfahrt im Schnitt fällig. Der vergleichsweise günstige Preis wird dadurch möglich, dass die Plattform selbst bisher noch nicht mitverdient. „Für die Startphase haben wir uns dazu entschlossen, auf eine Vermittlungsgebühr zu verzichten“, so Graichen. „Perspektivisch wollen wir aber auch als Plattform Geld verdienen und das Modell umstellen.“
Derzeit sei noch vieles im Fluss. Mit den ersten Zahlen sei man aber durchaus zufrieden. „Innerhalb von drei Wochen haben wir rund 60 Anfragen bekommen, und es werden jeden Tag mehr“, sagt Co-Geschäftsführerin Astrid Holste, die gemeinsam mit einem Entwicklerteam die Seite diggidoc.de gebaut hat. Die eingestellten Fragen dürften vielen bekannt vorkommen, etwa: „Mein Computer fährt nicht hoch“, „der Scanner funktioniert nicht“ und „wie verbinde ich mein Handy mit dem Drucker?“ Bisher habe man in jedem Fall helfen können. „Und es hat meist weniger als 30 Minuten gedauert“, so Holste.
Nur ein Vermittler
Alle Helfer seien im Vorwege übrigens vom diggidoc-Team auf Kenntnisse und Fähigkeiten hin gecheckt worden. Trotzdem betont Gisela Graichen: „Diggidoc fungiert nur als Vermittler und übernimmt keine Gewähr für etwaige Probleme. Wir geben aber alles, die bestmögliche Qualität sicherzustellen.“
Für die kommenden Tage könnte die Zahl der Anfragen wohl erneut nach oben gehen. „Der Klassiker ist doch, dass die Großmutter zu Weihnachten ein Smartphone bekommt, um endlich mal Fotos von den Enkeln geschickt zu bekommen. Und dann stellt sich heraus, dass es in der Praxis doch gar nicht so einfach ist“, so Graichen. Deshalb ist es ihr wichtig, darauf hinzuweisen, dass die diggidoc-Helfer auch zwischen den Jahren, sowie an Silvester und Neujahr im Einsatz sind.
Positive Rückmeldungen
Die Rückmeldungen seien bisher durchweg positiv gewesen. Auch wegen des Nebeneffektes, dass Alt und Jung über die Plattform zusammengebracht werden. „Das ist für alle Seiten eine Bereicherung. Da wird auch schon mal noch zusammen ein Kaffee getrunken oder ein junger Helfer bekommt noch ein paar selbst gebackene Plätzchen mit auf den Weg“, erzählt Graichen. Verbesserungsbedarf gebe es nur an einer Stelle, sagt Gisela Graichen und zwinkert vielsagend mit den Augen. „Weil wir ja eben ein Startup sind, dachte ich, dass wir auf jeden Fall einen Kickertisch brauchen“, sagt sie. „Aber ehrlich gesagt, haben wir daran bisher noch kaum gespielt, das muss noch besser werden.“
Weitere Informationen über www.diggidoc.de oder über 040-46071484