Hamburg. Schlechte Wege und Gefahren halten viele davon ab, auf ein Rad zu steigen. Zählungen belegen aber einen neuen Rekord.
Das Radfahren wird in Hamburg immer beliebter – und bekommt auch einen immer besseren Ruf. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen repräsentativen Umfrage, die das Sinus-Institut im Auftrag der Hamburg Marketing GmbH erstellt hat. Dafür wurden im Sommer 1602 repräsentativ ausgewählte Hamburger, 500 Bewohner des Umlandes und 401 Besucher befragt.
81 Prozent der Hamburger gaben an, dass Radfahren ihnen Spaß macht, 80 Prozent finden es gut, wenn in der Stadt mehr Rad gefahren wird – und 73 Prozent sind der Meinung, dass sich die Lebensqualität in Hamburg verbessern würde, wenn noch mehr Menschen das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzen. Für 69 Prozent der Befragten ist das Fahrrad ein „Verkehrsmittel der Zukunft“.
Am häufigsten bewegen sich die Hamburger zu Fuß
In der Nutzung schlägt sich diese positive Einschätzung allerdings bisher nur bedingt nieder. Nur 13 Prozent der Hamburger gaben an, das Fahrrad täglich als Verkehrsmittel zu nutzen, 25 Prozent tun dies zumindest mehrmals pro Woche. Damit liegt das Radfahren bisher nur auf Platz vier der Fortbewegungsarten im täglichen Verkehr.
Am häufigsten bewegen sich die Hamburger zu Fuß (87 Prozent täglich oder mehrmals wöchentlich), es folgt die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (58 Prozent) und das Autofahren (48 Prozent täglich oder mehrmals pro Woche). 28 Prozent gaben an, das Fahrrad niemals als Verkehrsmittel zu nutzen. Die Hälfte davon aber denkt darüber nach, in der Zukunft (wieder) mit dem Fahrrad zu fahren.
Die überzeugten Fahrradfahrer gaben als Gründe für das Radfahren an, dass dies gut für ihre Gesundheit (87 Prozent) und gut für die Umwelt (77 Prozent) sei. 72 Prozent sagten, dass sie die Stadt auf dem Fahrrad besser genießen könnten, und 68 Prozent gaben an, dass sie mit dem Rad schneller vorankämen als mit anderen Verkehrsmitteln.
Verkehrsteilnehmer gehen nicht gut miteinander um
Es gibt allerdings auch einige wesentliche Faktoren, die die Menschen in Hamburg vom Radeln abhalten. Hauptgrund für den Verzicht aufs Radfahren ist schlechtes Wetter (63 Prozent), gefolgt von der Angst, von anderen Verkehrsteilnehmern gefährdet zu werden (53 Prozent). Gut die Hälfte der Befragten bemängelten die Infrastruktur (schlechte Wege, wenig Abstellmöglichkeiten).
Auch das in Hamburg besonders schlechte Klima zwischen den Verkehrsteilnehmern spielt eine Rolle. 83 Prozent der Hamburger sagten, dass die Verkehrsteilnehmer auf den Straßen ihrer Stadt nicht gut miteinander umgingen. 72 Prozent stimmten der Aussage zu, dass in Hamburg „ein angespanntes Klima zwischen Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern“ herrsche. 64 Prozent sagten, ihnen fielen Radfahrer oft negativ im Straßenverkehr auf.
Kampagne soll für besseres Verkehrsklima sorgen
Für eine Verbesserung der angespannten Atmosphäre zwischen den Verkehrsteilnehmern soll vom Frühjahr an eine Marketingkampagne sorgen, die nach Ausschreibung kürzlich an die Werbeagentur Jung von Matt/Sports vergeben wurde. Im Fokus steht laut Senat „der Anspruch, nachhaltig die Bereitschaft zur Radnutzung im Alltag zu erhöhen, das Gemeinschaftsgefühl aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf den Straßen zu verbessern, die Handlungsfelder des Bündnisses für den Radverkehr zu vermitteln und das Thema Verkehrssicherheit einzubinden“. Auf diese Weise soll der Anteil des Radverkehrs weiter gesteigert werden. Die Sinus-Umfrage diente dazu, geeignete Daten für die Konzeption der Kampagne zu liefern.
Die Grünen, sehen sich durch die Ergebnisse der Umfrage bestätigt. „Die Ergebnisse unterstreichen erneut das, was wir aus den Fahrradpegel-Messungen sowie aus der Studie Mobilität in Deutschland wissen: Fahrradfahren wird in Hamburg immer beliebter“, sagte Grünen-Verkehrspolitiker Martin Bill. „Für viele Menschen ist das Fahrrad die moderne Form der Mobilität in der Metropole Hamburg. Und das nicht nur, weil Radfahren gesund ist, sondern weil es einfach Spaß macht.“ Die Studie bestärke die Grünen im Bemühen, „Hamburg zur Fahrradstadt zu entwickeln“, so Bill. „Dafür bauen wir weiterhin das Veloroutennetz aus, erweitern das StadtRad-Netz und lassen neue Bike+Ride-Anlagen an den Schnellbahnstationen entstehen.“
Die Stichprobenmessungen, der sogenannten Fahrradpegel, hatten im Supersommer 2018 einen neuen Radfahrrekord in der Hansestadt erbracht. In diesem Jahr wurden rund 20 Prozent mehr Radler registriert als 2017. Seit 2011 ist die Zahl um 50 Prozent gestiegen, seit 2000 sogar um 80 Prozent.