Hamburg. Er sei aus dem “richtigen Holz“ geschnitzt, sagt Ex-Bahnchef Grube bei der Verleihung – und hat das passende Geschenk dabei.

Es war einer diesen heißen Tage, von denen der letzte Sommer so viele bereithielt. Das Billebad in Bergedorf war schon mittags gut besucht. Frederike Haude war ein bisschen aufgeregt, denn es war ihr erster Arbeitstag. Gerade erst hatte die 22-Jährige ihre Ausbildung zur Schwimmmeisterin abgeschlossen. Plötzlich sah sie, wie ein kleines Kind in der Menge lautlos unterging. Frederike Haude sprang ins Wasser, zog das Kind heraus, reanimierte es – und rettete dessen Leben. Nur zwei Wochen später bewahrte die junge Frau erneut ein Kind vor dem Ertrinken.

Stellvertretend für die insgesamt rund 400 Schwimmmeister bei Bäderland hat Frederike Haude am Dienstagabend im Festsaal des Hotels Atlantic an der Seite von Ausbilder Andreas Mohr den Preis für die „Hamburger des Jahres“ in der Kategorie Fairness und Courage entgegengenommen. In Ausnahmesituationen komme es auf schnelles und professionelles Handeln an, sagte Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD). „Sie sind da, wenn es darauf ankommt. Dafür sagen wir Danke.“

Auszeichnung zum 20. Mal vergeben

„Wir ehren jedes Jahr Menschen, die sich um unsere Stadt verdient gemacht haben. Dazu gehören auch immer Helden, die Großartiges geleistet haben, ohne groß darüber zu sprechen“, sagte Michael Schmidt, Geschäftsführer und Chefredakteur von Hamburg 1, der gemeinsam mit der charmanten Petra Neftel durch den Abend führte. Bereits zum 20. Mal vergab der Fernsehsender die Auszeichnung in insgesamt sechs Kategorien mit einer glanzvollen Gala.

Der Preis für Kultur ging an Joachim Lux, der das Thalia Theater seit bald zehn Jahren als Intendant führt. Er sei „wie der Kapitän auf einem Schiff“, so die Mitglieder des Ensembles. Dazu gehört Schauspieler Sebastian Rudolph, nicht zuletzt wegen seiner Darstellung in „Faust I und II“ preisgekrönt, der die Laudatio auf seinen Chef hielt.

Preis für eine Managerin in der maritimen Männerwelt

In der Kategorie Wirtschaft hielt „Zeit“-Geschäftsführer Rainer Esser die Laudatio auf die wichtigste Frau im Hafen: Angela Titzrath setzt sich als Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) auf beeindruckende Weise jeden Tag als Managerin in der maritimen Männerwelt durch. Containerumschlag, Umsatz und Gewinn haben unter ihrer Führung zugelegt. Mindestens genauso wichtig ist aber: Bei ihren 5000 Mitarbeitern ist Angela Titzrath, das „Herz des Hafens“, wie Esser sagte, „unglaublich beliebt“.

Viel Applaus der rund 250 geladenen Gäste gab es dann für die Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller, die in der Kategorie Sport geehrt wurde. Denn die 28-Jährige, die unter anderem mit der Nationalmannschaft bei den Paralympics 2012 in London Gold und 2016 in Rio Silber holte, galt eigentlich schon vor ihrem 18. Geburtstag als Sportinvalidin. „Nach vier Kreuzbandrissen hätte sie leicht sagen können: Das war’s.“, sagte Sportmoderator Lou Richter in seiner Laudatio. „Aber nix da, sie liebt Basketball, sie ist so sehr Sportlerin, wie Albert Einstein Physiker war.“ Mareike Miller sei eine „geborene Gewinnerin“, die uns allen zeige, wie man Schwierigkeiten überwinde und Träume verfolge.

Bewegend wurde es, als Moderatorin Susann Atwell lobte, warum der Verein „Wege aus der Einsamkeit“ die Auszeichnung in der Kategorie Soziales Engagement verdiene. Die Vorstandsvorsitzende des 2007 gegründeten Vereins, Dagmar Hirche, kümmert sich mit ihrem Team darum, alte Menschen vor der Isolation zu bewahren und „das Bild vom Alter positiver zu prägen“.

Frank Horch war sehr gerührt

Höhepunkt ist traditionell, wenn der „Hamburger des Jahres“ für das Lebenswerk geehrt wird. Unter großem Beifall erhielt Frank Horch, der aus Liebe zu seiner kranken Frau Margret in diesem Jahr das Amt des Wirtschaftssenators niedergelegt hatte, die Auszeichnung. Sehr gerührt war er über die Worte von Top-Manager und Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube: „Frank Horch ist ein Hanseat vom Scheitel bis zur Sohle. Er verliert nie die Ruhe, bleibt immer fair und ist konsequent.“

Horch sei es zu verdanken, dass die Elbvertiefung komme. Er sei „aus dem richtigen Stück Holz geschnitzt“. Deshalb hatte Grube seinen Freund von der Künstlerin Karin Lösenstrom schnitzen lassen, das Werk überreichte er als Überraschung auf der Bühne. Der frühere Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) lobte seinen Ex-Senator per Videobotschaft: „Frank Horch ist ein Mann, der sich sehr gut auskennt, der fein ist und einfach in den Senat gepasst hat.“