Westerland. In Westerland sollen neue Suiten für gut betuchte Urlauber entstehen. Und auch Gosch plant eine Neueröffnung auf der Nordseeinsel.

50 Millionen Euro investiert der Hamburger Projektentwickler Matrix nach Abendblatt-Informationen in Westerland. Das Unternehmen will das Hotel Vier Jahreszeiten abreißen und dort eine Ferienanlage errichten.

Das Gebäude an der Johann-Möller-Straße unweit des Strandes gehört zu den traditionsreichsten Hotels auf Sylt. Die mehrfach umgebaute Villa im Bäderstil ist mehr als 100 Jahre alt. Nun wird das Gebäudeensemble im ersten Quartal kommenden Jahres abgerissen. Die Matrix-Geschäftsführer Olaf Heinzmann und Martin Schaer realisieren auf dem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück bis zum Frühjahr 2021 eine Ferienanlage mit 43 Einheiten. Der Name: „Das Lornsen am Strand“.

Suiten für gut betuchte Sylturlauber

Die 31 Zwei- bis Vier-Zimmer-Suiten sollen nach der Fertigstellung an gut betuchte Sylturlauber vermietet werden. Einige sollen mit einer eigenen Sauna und Kamin ausgestattet werden. Zwölf Strandsuiten, die dort ebenfalls gebaut werden, stehen zum Verkauf und sind zwischen 54 und 109 Quadratmetern groß. Für acht der Wohnungen liegen laut Matrix bereits Reservierungen vor. Die Lage in erster Reihe, nur wenige Meter vom Meer entfernt, hat ihren Preis: Eine 54-Quadratmeter-Wohnung kostet 610.000 Euro netto. Das sind mehr als 11.200 Euro pro Quadratmeter. „Wir bauen eine Sylt-Herberge, wie es sie auf diesem Niveau in Westerland noch nicht gibt. Es wird ein Lieblingsort für Individualisten geschaffen“, so beschreibt Olaf Heinzmann die Philosophie des Projekts.

Für die Urlauber und Bewohner der Wohnanlagen sollen gemeinsame Loungebereiche entstehen. „Wir wollen hier keine anonyme Anlage schaffen, sondern die Menschen sollen sich treffen und austauschen können“, sagt Heinzmann.

Das Neubauvorhaben auf Sylt ist für die beiden Projektentwickler der Start für ihren Geschäftsbereich „Neue Lieblingsplätze – schnell erreichbare Ferien-Immobilien zum Ausspannen“. Drei Jahre haben die Matrix-Chefs nach dem passenden Grundstück gesucht und sehen auf Sylt „ein großes Potenzial für weitere Projekte“, so Schaer.

Bürgermeister der Gemeinde Sylt lobt Projekt

Für Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, steht fest. „Ein Projekt wie das Lornsen ist für die touristische Entwicklung von Westerland sicher positiv. Hier wird ein altes Gebäude ersetzt und etwas Zeitgemäßes für unsere Urlauber geschaffen.“ Allerdings sagt der Bürgermeister auch: „Wir brauchen keine neuen großen Hotelprojekte, sondern es muss in den Bestand investiert werden. Das Motto ist: Qualität statt Masse“, sagt Häckel. Das gelte für jedes Segment, egal ob für einen Campingplatz oder im Luxushotel.

Aktuell passiert einiges in der Hotellerie und Gastronomie auf Sylt: Das Haus Westerland, das Jahrzehnte als BASF-Betriebsheim diente, wird komplett erneuert. Die Hotelgruppe Arcona Hotels & Resorts hat das Gebäude mit Meerblick übernommen. Die Marke Arcona Living hat bereits zehn Häuser in Deutschland, unter anderem auf der Insel Rügen, in München und Berlin. Bis Sommer kommenden Jahres soll das Haus, das an die Dünen grenzt, „zu einem sportlich-legeren Hotel im Surfer-Style umgestaltet werden. Die Immobilie wird komplett modernisiert und als Vier-Sterne-Produkt wiedereröffnet“, sagte Arcona-Sprecherin Christiane Winter-Thumann dem Abendblatt. 72 Zimmer und Suiten sind geplant, dazu ein Restaurant und ein Wellness- und Fitnessbereich mit Schwimmbad in der fünften Etage.

Altes Gosch wurde abgerissen

Nicht weit entfernt in der Fußgängerzone Friedrichstraße baut zurzeit Gosch um. Das alte Fischbistro Anna Gosch wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Neueröffnung ist voraussichtlich für Mitte April geplant. Auch die Gosch Kneipe zieht mit ein. Die Gastronomie wird weiterhin von Anja und Florian Gosch geführt. „Wir freuen uns, am alten Standort in neuem Design wieder durchzustarten. Künftig werden wir auch Sitzplätze in der ersten Etage anbieten“, sagt Florian Gosch.

Interesse an einer Erweiterung soll Holger Bodendorf vom Fünf-Sterne-Superior-Hotel Landhaus Stricker in Tinnum haben. Von zehn Zimmern ist die Rede. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Bodendorf die Planungen, aber zunächst müssten sich damit die zuständigen politischen Gremien beschäftigen. Konkreter ist der Bau des Lanserhof in List. Das luxuriöse Gesundheitshotel soll Ende 2020 mit 70 Zimmern und Suiten eröffnen.

Eine große Herausforderung auf Sylt ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der für untere und mittlere Einkommensgruppen benötigt wird. „Die Menschen, die hier zum Beispiel in der Gastronomie und Hotellerie beziehungsweise dem Einzelhandel arbeiten, müssen ja auch auf der Insel wohnen“, sagt Marcus Kopplin, Geschäftsführer des Kommunalen Liegenschafts-Management (KLM) der Gemeinde Sylt.

400 weitere Wohnungen denkbar

In den vergangenen Jahren sind durch die KLM im Bereich der Gemeinde Sylt – dazu gehören unter anderen Westerland, Keitum, Rantum und Tinnum – laut Kopplin rund 400 öffentliche und frei finanzierte Wohnungen entstanden. Weitere 72 öffentlich geförderte Wohnungen für ab 6,10 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete sollen im Frühjahr nächsten Jahres an der Königsberger Straße in Westerland bezogen werden. In den kommenden Jahren sieht Kopplin das Potenzial für weitere rund 400 Wohnungen in der Gemeinde Sylt, die von der KLM realisiert werden sollen.