Hamburg. Ausmaß der Schäden ist enorm. Der Abschnitt der Kaimauer in Neumühlen soll für 15 bis 20 Millionen Euro saniert werden.
Die Kaimauer an der Elbpromenade in Neumühlen müssen auf eine Länge von rund 200 Metern grundsaniert werden. Die Kosten der Baumaßnahmen werden auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt. Das verkündeten Finanzsenator Andreas Dressel und Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (beide SPD) am Mittwochmittag im verglasten Konferenzraum mit Blick auf die abgesackte Kaimauer.
Die Straße Neumühlen liegt zwischen Großer Elbstraße und Övelgönne. Vor den teuren Bürokomplexen, die als „Perlenkette“ bezeichnet werden, verläuft ein Fußweg direkt an der Elbe. „Eigentlich ist es eine Uferpromenade, um die es hier in Wahrheit geht“, sagte Andreas Dressel. Diese Promenade würde, so Liane Melzer, von den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch von Touristen, intensiv als Spazierweg genutzt werden. Den Weg abzusperren sei somit eine schwierige Entscheidung, aber aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen.
Dressel sprach von einer „Visitenkarte der Stadt“, die erheblich zum Stadtbild beitrage. Diese „Visitenkarte“ ist nun schon seit Herbst 2017 nicht mehr zugänglich. Damals waren erhebliche Verformungen der Spundwand und eine großflächige Versackung des Uferwegs festgestellt worden. Die Kaianlage wurde zuletzt im Jahr 1983 komplett erneuert und vor die historische Kaimauer gesetzt.
Kaimauer mit historischer Uferwand verbunden
„Die damalige Konstruktion wurde falsch bemessen“, sagt Axel Dette von der Projekt-Realisierungsgesellschaft. Das sei sehr unglücklich, denn normalerweise könnten diese Kaimauern 80 bis 100 Jahre überstehen, so Dette. Durch eine Auswertung der damaligen Bestandsunterlagen, verschiedener geotechnischer Untersuchungen und einem längeren Monitoring der Verformungen konnten die Schadensursachen festgestellt werden. „Ebenso wie in der Speicherstadt liegen auch unter der betroffenen Elbuferpromenade Bauwerke aus den 1870er-Jahren“, sagte Ulrich Bormann vom Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen .
Der betroffene Kaimauerabschnitt wurde 1983 mit dem Tragwerk einer historischen Uferwand aus den 1870er-Jahren verbunden. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, das aktuelle Bauwerk nicht in die historische Konstruktion zu integrieren, da diese nicht stabil genug sei, sagte Dette. Die historischen Kellerstrukturen seien im Laufe der Zeit zusammengebrochen. Zudem entdeckten die Experten wassergefüllte Vertiefungen (sogenannte „Kolke“) im Flussbett, die sich in den vergangenen Jahren vor der Kaimauer gebildet haben und sich nachteilig auf die Standsicherheit auswirken. Der angrenzende Kaimauerabschnitt aus dem Jahr 2002 ist nicht betroffen. Spaziergänger müssen sich aber auf eine lange Sperrung ihrer Route einstellen: Die Planung und die Sanierung der Kaimauer sollen je zwei Jahre dauern. In dieser Zeit soll die gesamte Kaimauer von 1983 überholt werden.
Die Planung dauert zwei Jahre, die Sanierung auch
Durch die Fortsetzung des Monitorings soll nachgewiesen werden, ob sich die Kaimauer weiter verformt. Außerdem wird überprüft, ob eine Ausweitung der Sperrung im Bereich der Schlepperstation erforderlich wird. Die wirklichen Baumaßnahmen beginnen nach einer Planungsphase erst Anfang 2021 und sollen bis Ende 2022 abgeschlossen werden. Doch es handelt sich um Bauarbeiten direkt an der Elbe, und „am Strom sind Bauzeiten immer sensibler zu betrachten“, sagte Andreas Dressel.
An der Uferpromenade sollen Hinweisschilder auf die Umleitung aufmerksam machen, Informationen zu den Sanierungsmaßnahmen bereitstehen und deren Notwendigkeit erläutern. Auch für eine barrierefreie Umfahrung soll gesorgt werden.
Für die Sanierung gibt es zwar eine Schätzung, aber „die Kosten sind noch nicht exakt bepreist“, sagte Finanzsenator Dressel. Auch wenn der Fehler vor 35 Jahren von einer städtischen Stelle begangen wurde, sei es nicht so, dass man bei einer anderen städtischen Stelle Gewährleistungsansprüche hätte, sagte Dressel. „Wir werden den damaligen Bauunternehmern keine Rechnung stellen.“
Die FDP-Fraktion kritisierte das späte Eingreifen der Stadt: „Der jahrelange Verfall hat dazu geführt, dass die Stadt nun sehr tief in die Tasche greifen muss. Zukünftig muss die Stadt den Zustand der Kaimauern besser im Blick behalten, damit derartige Rettungsaktionen überflüssig werden“, sagte FDP-Fraktionschef Michael Kruse.