Unsere Chefreporterin Miriam Opresnik hatte ein paar Ideen und zeigt Ihnen, was Sie mit dem Abendblatt noch alles anfangen können.
Zeitungen haben es nicht leicht. Schließlich gilt nichts als so alt wie die Zeitung von gestern. Ist diese erst einmal ausgelesen, ist ihr Schicksal besiegelt. Altpapiercontainer oder Kaminfeuer. Die Tageszeitung ist so etwas wie die Eintagsfliege unter den Medien, ihre Lebensdauer reicht meist nur vom Morgentau bis zur Abenddämmerung. Danach erwartet sie zwar eine Wiedergeburt als Recycling-Produkt, doch da geht noch mehr, finden wir, und haben alte Abendblätter vor der Tonne gerettet, ihnen ein zweites Leben geschenkt. Als Weihnachtsstern und Stiftebecher, Kerzenglas und Korb, Geschenktüte und Glückwunschkarte. Klingt ein bisschen nach Reinkarnation, ist aber DIY – Do It Yourself. Ein Trend, der sich so hartnäckig hält, dass man ihn schon als Bewegung bezeichnen kann.
Do! Erinnert vom Klang her zwar ein bisschen an eine Kampfkunst wie Taekwondo oder Aikido, bedeutet aber nicht anderes als: Tu es! Mach es! Und zwar selbst. Schluss mit Konsum und Kaufrausch. Wer heutzutage was auf sich hält, macht es selbst. Einst nur in der Hipster-Szene angesagt, hat das Phänomen längst die breite Masse erreicht. Da wird genäht und gebastelt, geschreinert und geschraubt. Was früher verschrien war, ist heute hip. In Zeiten von Individualität sind Unikate nicht seltsam, sondern eine begehrte Seltenheit!
Erlaubt ist, was Spaß macht. Egal ob man einen Korb aus Papierstreifen flechtet, ein Marmeladenglas zum Teelicht umfunktioniert, Karten mit alten Zeitungen kreiert oder Steine mit Wörtern beklebt. Die Möglichkeiten sind unendlich, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und das macht Do It Yourself zu einer Spielwiese ohnegleichen.
Aber vorsichtig: Nach diesem Artikel werden Sie Ihr Abendblatt mit anderen Augen sehen. Nach dem Lesen einfach wegwerfen? Das ist Vergangenheit! Wer einmal in die Welt des Upcyclings eingetaucht ist und erlebt hat, was man alles mit ausgedienten Gegenständen machen kann, der kann damit nicht mehr aufhören. Verzeihung, liebe Leser: Ab heute wird sich das Altpapier bis unter die Decke stapeln, bevor Sie es fertigbringen, sich davon zu trennen.
Und für den Fall, dass Sie zu denen gehören, die gedruckte Zeitungen für ein Auslaufmodell halten und News nur noch online lesen: Probieren Sie das, was Sie auf den folgenden Seiten sehen, mal mit Ihrem iPhone!
Karten
Schneiden, kleben – und ab die Post!
Das Runde muss aufs Eckige. Für diese Karten muss man noch nicht mal Fußballer sein. Einfach ein paar Kreise und Rechtecke ausschneiden und damit Schneemänner, Vögel, Häuser, Kerzen oder Bäume legen. Die Konturen mit einem dicken schwarzen Filzstift umranden, bei Bedarf Details wie Vogelschnabel, Kerzenflamme, Augen, Fenster oder Füße malen – und fertig sind die Karten-Unikate.
Wer es noch einfacher möchte: ein Herz ausschneiden, aufkleben und ein paar Worte dazuschreiben. Das geht jedem ans Herz! Kleiner Tipp: Für ein gleichmäßiges Herz eine Zeitungsseite falten und an der Knickstelle ein halbes Herz vorzeichnen und ausschneiden.
Noch individueller wird es mit einer Botschaft. Dafür ein oder mehrere Worte aus der Zeitung schnipseln (oder unsere Vorlagen unten nehmen) und auf die Karte kleben. Übrigens muss man dafür noch nicht mal Blankokarten kaufen. Fotokarton oder Tonpapier ist genauso gut geeignet. In beliebiger Größe ausschneiden oder abreißen – die ungleichmäßigen Ränder sehen toll aus.
Tüten
Für Apfel, Nuss und Mandelkern
Geschenkpapier? Kommt gar nicht in die Tüte! Verpackungen lieber selber machen. Ist billiger, individueller und geht genauso schnell, wie ein Geschenk in Papier einzuwickeln, mit Tesafilm zuzukleben, mit Band zu umwickeln ... Dauert ewig! Also ran an die Zeitung:
1. Tütenboden in beliebiger Größe aus einem Stück Karton oder stabilem Papier ausschneiden (bei uns waren es 12 mal 12 Zentimeter). An jeder Seite einen drei bis fünf Zentimeter hohen Rand knicken (Je größer der Boden ist, um so höher sollte auch der Rand sein). Dort, wo die Knickstellen aufeinandertreffen, ein kleines Dreieck rausschneiden (siehe Foto 1). Jetzt den Rand nach oben biegen und zusammenkleben. Dafür am besten die spitzen Seiten mit Kleber bestreichen und mit dem nebenanliegenden Rand verkleben.
2. Eine Zeitungsseite rausreißen und am unteren Rand von links nach rechts mit einem Klebestift entlangfahren. Den fertig gefalteten Boden rechts unten an der Seite ansetzen und andrücken (Foto 2). Dann den Schachtelboden um 90 Grad kippen, um die nächste Seite mit der Zeitung zu verkleben. Auf diese Weise bis zum Ende der Zeitungsseite fortfahren.
3. Die fertige Tüte kann auf verschiedene Weisen verschlossen werden. Entweder schlägt man den oberen Rand um (Foto 3) und verschließt ihn mit Tesafilm oder einer Wäscheklammer. Oder man rafft das Papier im oberen Drittel zusammen und bindet es mit einer Schleife zusammen.
Fertig sind die Wundertüten. Na gut, für schwere Fernseher sind sie vielleicht nicht geeignet. Aber wer bitte verschenkt schon einen Fernseher!
Bekleben
Damit hat man schnell einen Stein im Brett
Verflixt und zugekleistert! Wer hätte gedacht, dass man(n) mit Tapetenkleister so viel Spaß haben kann. Vergessen Sie die Zeiten, in denen Sie damit nur Tapeten an die Wand gebracht haben. Viel besser geht es mit Abendblättern! Natürlich nicht an der Wand, sondern auf Gläsern, Steinen oder Holz.
Mit ein bisschen Kleister und Zeitungspapier wird aus einem alten Marmeladenglas ein Teelicht, ein Stein zum Briefbeschwerer, ein Stück Treibholz zum Liebesbeweis und ein Trinkglas zum Stifte-Becher. Beliebigen Gegenstand dünn mit Kleister bestreichen, mit Zeitungsstückchen bekleben und anschließend noch mal mit Kleister überpinseln. Trocken lassen und je nach Beanspruchung mit Lack besprühen.
Kleiner Tipp: Beim Teelicht ein Herz aus der Zeitung als Sichtfenster rausschneiden und den Glasrand mit Band umwickeln. Wörter nach Belieben raussuchen (oder unsere Vorlagen unten nehmen), aufkleben und jemandem ein individuelles Geschenk machen. Jede Wette: Damit haben Sie einen Stein im Brett!
Körbe
Hier geht’s ordentlich drunter und drüber
Auch schon mal einen Korb bekommen? Ist nicht schlimm! Wenn es sich um so nette Exemplare wie diese handelt, lassen wir uns doch alle gerne einen Korb geben. Wer sagt denn, dass man nur Zöpfe flechten kann! Papier geht auch.
1. Für den Einstieg empfehlen wir, einen Korb aus Zeitungspapier und Tonpapier oder Fotokarton zu flechten. Zeitungspapier allein geht auch, ist aber ein bisschen schwieriger. Als Erstes aus stabilem Papier sechs Streifen zuschneiden: Breite circa 3 Zentimeter, Länge etwa 30 Zentimeter. Drei Streifen längs auf den Tisch legen. Von der Seite den ersten Streifen quer einweben – also abwechselnd unten-oben-unten durchführen. Danach den zweiten Streifen einweben – und zwar genau in der umgekehrten Reihenfolge. Also oben-unten-oben (siehe Foto 1). Den dritten Streifen jetzt wieder wie den ersten einweben: unten-oben-unten. Streifen zusammenschieben, sodass ein Boden ohne große Löcher entsteht. Am besten die Streifen mit Tesa fixieren, das erleichtert die Arbeit, da nichts verrutschen kann. Darauf achten, dass alle Seiten etwa gleich lang sind. Die überstehenden Streifen nach oben knicken. Schon steht das Gerüst des Körbchens.
2. Aus Zeitungspapier vier bis fünf Streifen à 3 Zentimeter Breite herstellen. Die Länge entspricht der Höhe einer Seite. Da eine Seite zu dünn ist, empfehlen wir, zwei Seiten pro Streifen zu nehmen. Am besten eignet sich die Verbindungsstelle einer Doppelseite. Die fertigen Streifen einflechten. Dafür den ersten Streifen mit Tesa unten an der Innenseite an einem der senkrecht nach oben stehenden Streifen befestigen (Foto 2) und waagerecht in das Gerüst einflechten. Also abwechselnd vor- und hinter die senkrechten Streifen einweben.
3. Sobald Sie einmal herum sind, den Streifen passend abschneiden und von innen ankleben (Foto 3). Nun den zweiten Streifen von innen befestigen und einweben – aber wie beim Boden versetzt zum ersten, so dass ein Webmuster entsteht. Mit dem dritten und vierten (bei Bedarf fünften) Streifen ebenso verfahren, bis die gewünschte Höhe erreicht ist. Am Schluss die Reste der senkrechten Streifen nach innen ins Körbchen knicken, passend abschneiden und festkleben.
Nicht den Kopf in den Korb – äh, Sand – stecken, wenn es nicht sofort klappt. Ist alles Übungssache. Die Mühe wird sich lohnen. Denn wer so was kann, ist auf jeden Fall Hahn im Korb!
Sterne
Die Stars unter den Baumbehängen
An alle Sterngucker und Sterntaler: Ab heute muss niemand mehr die Sterne vom Himmel holen! Man kann sie ganz einfach selbst machen.
1. Die Vorlage (unten) ausdrucken, ausschneiden und mit einem Stift auf Zeitungspapier übertragen (Foto 1). Am besten nimmt man dafür ein Zeitungsbuch beziehungsweise einen Teil der Zeitung, da man mindestens drei bis vier Sterne braucht. Auf diese Weise muss man den Stern nur einmal zeichnen und ausschneiden – und bekommt mehrere Sterne.
2. Die ausgeschnittenen Sterne in der Mitte falten und zusammentackern (Foto 2). Noch schöner wird es, wenn man die Schichten mit einer Nähmaschine zusammennäht. Schneller und einfacher geht es aber mit dem Tacker – und die Klammern sieht man am Ende sowieso kaum.
3. Die obere Schicht des Zeitungssterns von den Seiten zur Mitte falten. Danach den Stern umdrehen und die untere Schicht von den Seiten zur Mitte falten. Dadurch entsteht ein dreidimensionaler Stern.
4. An der Spitze zwischen zwei Blätter mit ein bisschen Kleber einen Faden zum Aufhängen befestigen (Foto 4). Die Sterne sehen toll an einem Ast aus (siehe Foto ganz oben), sie können aber auch toll auf eine Karte geklebt werden. Das ist mit Sicherheit die schönste Art, nach den Sternen zu greifen.
Kleiner Tipp: Für solch ein 3-D-Motiv eignen sich nicht nur Sterne, sondern auch Herzen. Das Vorgehen ist gleich.
Leichter geht es übrigens mit ein bisschen Musik! Was? Ist doch klar: „Ein Stern, der deinen Namen trägt.“