Hamburg. Wirtschaftssenator Westhagemann wird am 10. Dezember Experten und Betroffene begrüßen. Dabei sind alle, die Rang und Namen haben.

Die anhaltende Schwäche des Hamburger Hafens und sein Bedeutungsverlust im europäischen Vergleich ruft Hamburgs neuen Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) auf den Plan. Er hat jetzt alle für den Hafen wichtigen Vertreter zu einem runden Tisch eingeladen. An diesem sollen Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, mit denen das Wachstum des Hafens wieder angekurbelt werden kann. Nach Informationen des Abendblatts wird das Treffen am Abend des 10. Dezembers im Gästehaus des Senats stattfinden.

Damit greift Westhagemann einen Wunsch auf, den die Hafenwirtschaft seit längerer Zeit äußert und beim jüngsten Hafengipfel des Abendblatts (Sonnabend-Ausgabe) präzisiert hat. Dort hatte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, beklagt: „Uns fehlt ein Forum, in dem wir ehrlich streiten, uns dann einigen – und die Entscheidungen auch umgesetzt werden. Wir haben uns in der Vergangenheit zu oft stigmatisiert – und da nehme ich uns nicht aus.“

„Wir müssen an einem Strang ziehen“

Westhagemann sagte dazu: „Wir müssen, statt mit dem Finger aufeinander zu zeigen, gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Er sprach sich schon da für einen runden Tisch zur Hafenentwicklung aus: „Ich bin sehr interessiert an einem konstruktiven und vertrauensvollen Austausch. Wir brauchen solche vertrauensvollen Runden.“ Westhagemann fügte bei der Abendblatt-Veranstaltung hinzu, dass er solche Runden regelmäßig beibehalten möchte.

So wird das Treffen in der Villa am Feenteich von der Wirtschaftsbehörde als Auftaktveranstaltung angesehen. „Dort soll verabredet werden, wie der runde Tisch verstetigt wird, und in welchem Rahmen einzelne Themen vertieft werden“, sagte eine Behördensprecherin dem Abendblatt.

Alle sind dabei, die Rang und Namen haben

Mit dabei sind alle, die im Hafen Rang und Namen haben. Neben Hafenchef Jens Meier, der Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, und dem Vorstandschef der Traditionsreederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, wurden alle wichtigen Verbandsvorstände eingeladen. So wird neben dem Unternehmensverband Hafen Hamburg der Zen­tralverband der Seehafenbetriebe mit am Tisch sitzen. Hinzukommen soll der Bundesverband der Deutschen Indus­trie (BDI), das Deutsche Seeverladerkomitee, Schiffsmakler, Spediteure und Vorstände der Truckervereinigung.

Von den Gewerkschaften sind die Hamburger Chefs des DGB, von Ver.di sowie der IG Metall Küste dabei. Und schließlich hat Westhagemann auch den schärfsten Kritikern des Hafens, den Umweltverbänden, die Hand ausgestreckt, da er sie bei der Hafenplanung frühzeitig mit einbinden will. So sollen der Hamburger Geschäftsführer des BUND, Manfred Braasch, und der Vorsitzende des Nabu, Alexander Porschke, am Krisengipfel zum Hafen teilnehmen.

An erster Stelle der Themen: der Ladungsverlust

Die Liste der Themen ist lang. An erster Stelle steht der Ladungsverlust. In diesem Zusammenhang hatte die CDU vorgeschlagen, Hamburg könne sich an einer Feederreederei beteiligen, um insbesondere die Ladung zurückzugewinnen die auf den Ostseeraum und ins Baltikum verteilt wird. Aber auch der digitale Wandel des Hafens dürfte ein Thema sein. Nicht zuletzt hatten die Teilnehmer beim Hafengipfel des Abendblatts unisono beklagt, dass wichtige Entscheidungen in Hamburg einfach länger dauern als in den Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam. Als Beispiel wurde die Genehmigungspraxis für die Betankung von Schiffen mit Flüssigerdgas angeführt.

Wirtschaftssenator Westhagemann plädierte dafür, die Stärken des Hamburger Hafens weiter zu fördern, etwa die exzellente Gütertransportanbindung der Umschlagterminals per Bahn. Zudem spricht er sich wie auch andere Experten dafür aus, konzentriert den
3-D-Druck als Industriezweig im Hafen anzusiedeln. Auch darüber wird im Gästehaus des Senats zu sprechen sein.