Hamburg. Die Hamburger Schnellrestaurantkette setzt künftig stärker auf vietnamesische Kochkunst. 2019 eröffnet der Ableger Transit.

Thi Thanh Xuan Pham ist eine zurückhaltende Frau. Sie spricht leise, manchmal sucht sie nach dem richtigen deutschen Wort. Aber als eine Mitarbeiterin ihrer Imbisskette Asiahung anfängt, Salat, Gemüse, Shrimps, Hähnchenfleisch und aromatisch duftende Kräuter zu Sommerrollen zu verarbeiten, fangen ihre Augen an zu leuchten. Kochen, das ist ihr Element. Gleich geht in der neuesten Filiale der Kette am Südsteig des Hamburger Hauptbahnhofs der Ansturm zur Mittagszeit los. Die ersten Kunden stehen schon an den Tischen vor der grünen Bambus-Leuchtwand, mit Nudeln oder Huhn in der Pappbox. „Dieser Standort ist für sehr eilige Gäste“, sagt Pham.

Asiahung ist in den 20 Jahren seit der Gründung nahezu jedes Jahr gewachsen. 91 Standorte gibt es in Deutschland und Polen, zehn davon sind in Hamburg. Im vergangenen Jahr fuhr die umtriebige Gastronomin, die ihr Asia-Imperium gemeinsam mit Ehemann Manh Hung Bui betreibt, erstmals ihre Expansionsstrategie zurück. Anders als bei der Gründung 1998 gibt es inzwischen zahlreiche asiatische Schnellrestaurants in Deutschland. Neue Ideen sind somit gefragt. Als erster Standort wurde Asiahung im Hauptbahnhof von Hannover umgebaut, in Hamburg sollen die Filialen im Mercado in Ottensen und im Elbe-Einkaufszen­trum folgen. Für Ende 2019 ist ein Asiahung authentic in Wiesbaden Hauptbahnhof geplant. „Back to the roots“, nennt Chefin Pham das.

1998 eröffnete Pham ihr erstes Geschäft

Als 18-Jährige war sie aus der vietnamesischen Stadt Nam Dinh ihrem Bruder nach Deutschland gefolgt, der in Berlin-Lichtenberg ein Restaurant betrieb. 12.000 Kilometer fern von der Heimat, ohne Deutschkenntnisse, aber mit einem Gespür für den Geschmack der Deutschen an asiatischer Küche. Pham fing an, in einem Asia-Imbiss zu arbeiten. Dort entwickelte sie die Idee für ihre Franchisekette. 1998, inzwischen Mutter eines Sohnes, eröffnete sie ihr eigenes Geschäft in einem Einkaufszentrum in Schwerin und legte den Grundstein für eine der ersten Asia-Restaurantketten in Deutschland. Asiahung bedeutet so viel wie asiatischer Held, das passt auch deshalb, weil darin der Vorname ihres Ehemanns steckt.

20 Jahre später steht die Gründerin, schmales schwarzes Kleid, glänzende Pumps, teure Handtasche, im Asiahung-Imbiss im Hauptbahnhof. Knapp 25 Millionen Euro hat ihr Unternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt. 500 Mitarbeiter beschäftigt die Gruppe, zu der auch Standorte unter den Namen ThaiCurryDelhi (17), Nem (2), Sushi & More (2) und Lyst (1) gehören. Pham lächelt bescheiden. In der Vergangenheit war der Umsatz beständig gestiegen, immer neue Filialen vor allem an hoch frequentierten Standorten wie Bahnhöfen und Shoppingmalls eröffneten. Allerdings merken die erfolgsverwöhnten Asiahung-Macher nun eine abgeschwächte Wachstumskurve, vor allem in den Shoppingcentern ließen die Umsätze nach. Die Reaktion: Bundesweit wurden einige Standorte nach Ablauf der Mietverträge geschlossen.

Asiahung ist ein Familienunternehmen

Das, was auf die Speisekarte kommt, ist nach wie vor Sache der Chefin. Regelmäßig versammelt die Mutter von drei Kindern Menschen zum Testessen um ihren Tisch in Poppenbüttel, wo die Familie seit mehr als zehn Jahren wohnt und wo auch die Zentrale der Gesellschaft sitzt. „Ich probiere gerne neue Rezepte aus“, sagt die zierliche Vietnamesin. Für die Authentic-Asiahung-Filialen hat Pham etwa eine Variante von Pho Tron, einem Nudelsalat mit warmem Dressing, entwickelt. Immer noch ist sie viel unterwegs, um sich in anderen Ländern von kulinarischen Trends inspirieren zu lassen. Bei Neueröffnungen steht sie oft mit am Wok und vermittelt den Mitarbeitern das Asiahung-Feeling: „Es geht darum, dass sie verstehen, was uns ausmacht.“

Asiahung versteht sich als Familienunternehmen. Auch im Wortsinn, Ehemann Manh Hung Bui kümmert sich im siebenköpfigen Kernteam um Strategie und Finanzen. Der älteste Sohn, Viet Phuong Pham Bui, programmiert an einer App, über die Stammkunden ihre Gerichte vorbestellen können und dann nur noch abholen müssen. „Gerade in der knappen Mittagspause ist das eine wichtige Zeitersparnis“, sagt Pham.

Konzept für den Ableger Transit stammt vom Junior

Der 23-jährige Junior, der gerade seinen Bachelorabschluss in Wirtschaftsinformatik macht, tritt in die Fußstapfen seiner Mutter und hat auch das Konzept für einen neuen Asiahung-Ableger entwickelt. Unter dem Namen Transit eröffnet voraussichtlich Anfang 2019 am Schulterblatt 75 ein Lokal für vietnamesische Tapas. Auch die 19-jährige Tochter Tieu Phuong Bui, die in Hamburg ein Studium zur Event- und Tourismusmanagerin begonnen hat, kann sich vorstellen, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Der jüngste der Familie ist Manh Phuong Bui (11).

Um Zeit für den Nachzügler zu haben, hat sich Chefin Pham zuletzt etwas aus dem laufenden Betrieb herausgezogen. „Ich reise weniger“, sagt sie. Für 2019 plant das Unternehmen nicht nur Umbauten von Restaurants. Auch eine zentrale Produktionsstätte, in der Gerichte für die Filialen in gleichbleibender Qualität vorgekocht werden sollen, ist weiter ein wichtiges Ziel. Und Phams feines Gespür für Geschmack soll vorher noch bei einem anderen Projekt Erfolg bringen: Unter der Marke Asiahung will sie Nudeln, Soßen und auch Fleischzubereitungen für die heimische Küche auch in Supermärkten anbieten.