Hamburg. Das Hamburger Unternehmen will Fertiggerichte und Saucen in den Handel bringen, plant eine eigene Bestell-App und neue Filialen.

Mittagszeit bei Asiahung im Alstertal-Einkaufszentrum: Die sechs Tische sind alle besetzt. An der Kasse steht eine Schlange. Hinter der Theke wirbeln die Köche, um die gerade bestellten Gerichte schnell auf den Teller oder in die Mitnahmebox zu bringen. Innerhalb von fünf Minuten sollen sie das Essen fertig haben. Dennoch müssen die Kunden gerade im hektischen Mittagsgeschäft manchmal länger warten – deshalb tüftelt die Hamburger Restaurantkette an einer Lösung, damit es schneller geht.

„Wir arbeiten an einer App, die es unseren Gästen ermöglicht, vorab Bestellungen aufzugeben und zu bezahlen“, sagt Gründerin Thi Thanh Xuan Pham, die 1992 als junge Frau nach Deutschland kam. Viele Gäste hätten es in ihrer knapp bemessenen Mittags­pause eilig. Sie sollen künftig mit einer Vorlaufzeit von etwa 15 Minuten ihre Speisen im Restaurant abholen können.

Von „digitaler Stempelkarte“ profitieren

Stammgäste können durch eine „digitale Stempelkarte“ besonders profitieren. Über das Smartphone-Programm sollen sie Bonuspunkte sammeln können, sodass zum Beispiel jedes zehnte bestellte Gericht kostenlos sein könnte. An Details wird noch gefeilt. Starten könnte die App noch 2017, die Bezahlfunktion wird allerdings erst später freigeschaltet. Als erste Region soll sie im Heimatmarkt Hamburg getestet werden.

Im Jahr 1998 gründete die Vietnamesin Asiahung. Das erste Restaurant wurde in Schwerin eröffnet, zum wichtigsten Standort entwickelte sich aber die Hansestadt. Elf Filialen gibt es mittlerweile an Elbe und Alster, bundesweit sind es 56. Hinzu kommen noch 17 Geschäfte von Thai Curry Delhi sowie jeweils ein Lokal unter den Namen Nem (am Dammtor), Sushi & More (in Lüdenscheid) und Lyst (in Oldenburg). In Deutschland stieg damit die Zahl der Filialen seit 2012 von 49 auf 76. Sie werden von Franchisenehmern geführt, die dafür fünf Prozent des Umsatzes an den Lizenzgeber abführen müssen.

In Polen kommen noch elf Standorte hinzu. Das Unternehmen wächst kontinuierlich. Der Umsatz in Deutschland stieg binnen der fünf Jahre von 14,6 Millionen Euro auf 24,2 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter um etwa 170 auf 420. Auch in der Zentrale, die jüngst aus Platzgründen von Poppenbüttel nach Wellingsbüttel umzog, wuchs die Zahl der Mitarbeiter. Mehr Standorte, das bedeutet auch mehr Verwaltung, Con­trolling und Organisationsaufwand.

„Wir wollen pro Jahr fünf Filialen eröffnen, bis 2020 sind 15 Neueröffnungen geplant“, sagt Pham. Für die 45-Jährige bedeutet dies viel Arbeit. An jedem neuen Standort schult sie für ein bis zwei Wochen die Mitarbeiter, damit die Gerichte so schmecken,wie sie sich das vorstellt. Allein in diesem Quartal sollen fünf Lokale neu aufgemacht werden.

Marke setzt auch auf Nem-Rollen

Bei zwei Standorten befindet man sich noch in Verhandlungen, fix ist der Vertrag mit dem Wuppertaler Hauptbahnhof – und zwei weitere Hamburger Restaurants. Am 29. September eröffnet in der Europa Passage der neu konzeptionierte Food Sky. In der obersten Etage soll auf 3000 Quadratmetern ein Essensbereich für 400 Gäste entstehen, die zwischen den Gerichten von 15 Anbietern wählen sollen. Die Asiahung-Gruppe wird mit dem Label Nem vertreten sein.

Neben authentischen vietnamesischen Speisen wie Nudelsuppen und Bao Burgern setzt die Marke auf Nem-Rollen. Sie sind hausgemacht und bestehen aus Teig von Reisnudeln. Wie in einen Crêpe werden Gemüse, Kräuter, Garnelen, Fleisch und Tofu in verschiedenen Kombinationen zusammengerollt. Auch als Nachtisch bieten sich die Speisen an, sagt Pham: „Schon bald möchte ich die Rollen auch als Dessert mit Erdbeeren oder Kiwi anbieten.“ Anregungen für neue Speisen holt sie sich auf Reisen nach China, Taiwan oder Hongkong.

Ab Frühjahr 2018 Saucen im Verkaufsregal

Ein frischeres und jüngeres Konzept – vergleichbar mit dem Block-House-Ableger Jim Block – möchte die Gruppe noch im Spätsommer in der Schanze anbieten. Das Szeneviertel sei für kulinarische Vielfalt bekannt und ihr gegenüber aufgeschlossen, sagt Pham: „Wir wollen etwas bieten, was es in Hamburg noch nicht gegeben hat.“ Mehr will sie zurzeit noch nicht sagen. Bei einem weiteren Expansionsschritt ist das Unternehmen in intensiven Vorbereitungen.

Asiahung-Produkte sollen bald im Einzelhandel erhältlich sein. Die Saucen könnten den Anfang machen. In den Varianten Süß-Sauer, Chili, Pfeffer-Koriander, Mango-Kokos und Erdnuss sind sie bisher in den Schnellrestaurants erhältlich – vom Frühjahr 2018 an könnten sie auch in den Regalen der Supermärkte stehen. Geplant ist zudem der Verkauf von Fertiggerichten. Als Erstes könnten rotes Kokos-Curry und Bratnudeln in den Kühltheken liegen.

Chance auf weiteres Wachstum

Für die Firmengruppe bedeutet die Sortimentsausweitung eine Chance auf weiteres Wachstum. Denn die Filialzahl steigt zwar weiterhin, aber interessante Flächen in den Innenstädten oder in Einkaufszentren sind häufig heiß begehrt oder bereits vergeben – teilweise auch an direkte Konkurrenten.Um sich von diesen abzusetzen, will Asiahung die Qualität der eigenen Restaurants weiter steigern und den Läden ein moderneres Ambiente verleihen.

Die Pläne für ein Drive-in-Restaurant gab man unterdessen auf. Das funktioniere nur bei weltbekannten Marken wie McDonald’s oder Burger King. Die eigene Bekanntheit will Asiahung nun erhöhen. Dafür soll die neu kreierte Werbefigur Mr. Hung sorgen. Phams Ziel: „Wir wollen der Asiate auf dem deutschen Markt werden.“ Ihre Betonung liegt auf „der“.