Hamburg. Nach Bericht des Hamburger Abendblatts: Kulturbehörde befürwortet Lothar-Popp-Straße. Auch Gedenktafel geplant.

„Mein Schilderprogramm ist dafür da, dass besondere Menschen in Hamburg nicht in Vergessenheit geraten, sondern in Erinnerung bleiben“, sagt Peter Hess. Ob Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus oder Gedenktafeln für außerordentliche Personen, bedeutende Institutionen und wichtige Orte – Peter Hess verfolgt deren Spuren und hält sie auf Schildern fest, die dann an den Wirkungsstätten angebracht werden.

Ein Dutzend solcher Gedenktafeln sind seit rund fünf Jahren an verschiedenen Orten in Hamburg installiert worden. Jetzt steht Peter Hess mit Dorothee Popp vor dem achtstöckigen Wohnhaus an der Königstraße 14 in Altona-Nord. Ihr Großvater Lothar Popp hat hier fast 30 Jahre lang zusammen mit seiner Frau Martha gewohnt. Seine Enkelin hat ihn oft besucht. Vor 100 Jahren, am 3. November 1918, war Lothar Popp zusammen mit Karl Artelt einer der beiden Anführer des Kieler Matrosenaufstands, der zur Novemberrevolution im ganzen Land und zum Ende des Ersten Weltkriegs führte. Als Peter Hess die Geschichte über Lothar Popp im Hamburger Abendblatt gelesen hat, stand für ihn sofort fest, dass dieser Hamburger nicht in Vergessenheit geraten dürfe.

Einfacher Mann aus dem Volk

„Das Besondere an Lothar Popp ist, dass er in sehr unruhigen Zeiten entscheidend daran mitgewirkt hat, dass es zu einem Umsturz in Deutschland gekommen ist. Zum Ende der Monarchie und zur Gründung der ersten deutschen Republik“, sagt Hess. „Lothar Popp war kein Adliger und kein Offizier, sondern ein einfacher Mann aus dem Volk, der es anscheinend sehr gut verstanden hat, die Menschen mit seinen Worten und seiner Ansprache zu überzeugen. Dafür ist er auch ins Gefängnis gegangen. Er war ein mutiger und vehementer Kriegsgegner und träumte von einer Welt, in der die Menschen ohne Waffen friedlich zusammenleben.“

Hess sagt, er sei dem Abendblatt sehr dankbar, dass dieser Hamburger, der von 1924 bis 1931 für die SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft saß und wenig später vor den Nazis über Frankreich und Trinidad nach New York floh, mit einer beeindruckenden Geschichte in Erinnerung gerufen worden sei.

Spannende Hamburger Persönlichkeit

Auch die Kulturbehörde kann sich vorstellen, dass in Hamburg in naher Zukunft mit einer Straße an Lothar Popp erinnert wird. „Lothar Popp ist zweifelsohne eine spannende Hamburger Persönlichkeit, dessen Leben auf vielfältige Weise von Politik geprägt war“, sagt Behördensprecher Enno Isermann. „Lothar Popp übernahm auch in seiner Wahlheimat Hamburg Verantwortung. Es wäre insofern durchaus plausibel, wenn zum Beispiel die Bezirke im Rahmen ihres Vorschlagsrechts für Straßenbenennungen auch Lothar Popp in ihre Überlegungen einbeziehen.“

Abendblatt-Leser Dieter Pauly hat bereits einen Vorschlag. Er hat die Lo­tharstraße in Wandsbek ausfindig gemacht, die allerdings nicht dem Anführer des Matrosenaufstands gewidmet ist. „Wenn man diese Straße nun in Lothar-Popp-Straße umbenennen würde, täte das vermutlich keinem Anwohner weh, und der Briefträger hätte keine Schwierigkeiten“, so Pauly.